«Entschweben Sie Ihrem Alltag mit unserer Luftseilbahn und freuen Sie sich auf eine wunderbare Aussicht auf die Urner Berge und den tiefblauen Vierwaldstättersee», so werben Wipflis auf ihrer Website. Die Aussicht von Bodmi auf 750 m ü. M. auf den Urnersee und die Eggberge ist wirklich atemberaubend. Hier wohnt Bäuerin Marta Wipfli mit ihrem Mann.


Die vier Kinder sind längst ausgezogen. Ausser einer Tochter. «Madeleine wohnt mit ihrem Mann und den vier Kindern im oberen Stock unseres Bauernhauses» freut sich die Bäuerin. Es sei ja heutzutage nicht selbstverständlich, dass eine junge 
Familie sich entscheiden würde, so abgelegen zu wohnen.


Brunch ab zehn Personen


Wipflis bewirtschaften einen Drei-Stufen-Betrieb. Auf dem Heimbetrieb Bodmi und Plattenberg halten sie rund 60 Schafe. «Wir wohnen das ganze Jahr hier auf Bodmi. Mein Mann Emil geht im Sommer zwei- bis

dreimal die Woche auf die Alp Baberg im Isenthal, wo er für 350 Schafe zum Rechten schaut», erklärt Marta Wipfli. Mit der Schafproduktion erwirtschaften Wipflis einen Teil ihres Einkommens.  Portioniert oder vakuumverpackt verkaufen sie Lamm- und Schaffleisch. Marta stellt noch Schafwollprodukte her und Emil arbeitet vor allem im Winter in der Forstwirtschaft.


Seit 1996 bieten Wipflis den 1.-August-Bauernbrunch an. «Wir machten mal Pause, haben im Jahr 2011, auf Wunsch unseres Sohnes, wieder mit dem Brunch gestartet», so die Bäuerin. Sie bieten den Brunch jetzt noch für 50 Gäste an. «Für uns und unsere Gäste eine gute Lösung. Wir möchten ja auch noch mit diesen Gespräche führen können.» Jeweils Anfang Jahr werde im Familienrat entschieden, wie es weitergehen soll. «Es muss schliesslich für alle Helfer stimmen.»


Wipflis Ziel ist es, an den Sommerwochenenden auch Brunch anzubieten. Die Idee ist schon umgesetzt, der Gästeansturm lasse jedoch noch auf sich warten. «Leider ist dieses Angebot noch zu wenig bekannt», bedauert die Bäuerin.


Tipi mit Schafwollauflage


Nebst dem Brunch bieten Wipflis noch mehr im Agrotourismus an. Auf die Kinder wartet ein kleines Tierparadies mit Schafen, Ponys, Eseln, Ziegen, Hasen und Hühnern. Von Mai bis Oktober bieten sie Übernachtungen im Tipizelt an. Darin befinden sich drei aus Holz gezimmerte Doppelbetten mit Schafwollauflage. Wolldecken und Kopfkissen seien vorhanden. «Die Gäste müssen dann nur noch ihren Schlafsack mitbringen». In der Scheune stehen zwei Duschen und Toiletten zur Verfügung. Wer möchte, könne selber bräteln. Auf Wunsch werden die Gäste auch bekocht.


Viele Gäste seien auf dem Weg der Schweiz unterwegs und nähmen so die Gelegenheit wahr, in einer ihrer Unterkünfte zu übernachten. Wipflis können sich immer wieder auf die Hilfe ihrer Kinder verlassen. «Bin ich mal auf der Alp, empfängt unsere Tochter die Gäste bei der Seilbahn oder kocht auch für sie».


Einzigartige Sicht


Wipflis preisen ihre Angebote über Internet, mit Flyer an den Wochenmärkten oder hie und da mit einem Inserat in einer Broschüre des Urner Tourismus an. Ein Anziehungspunkt ist sicher ihre einzigartige Lage mit Sicht auf Urnersee, Rophaien und den Eggbergen. «Da bekommen wir immer wieder viele schöne Rückmeldungen, dass sich die Gäste so richtig gut vom Alltagsstress erholt hätten», ist sie sichtlich stolz.


Ein schöner Nebenerwerb


Die Bäuerin geht noch einem weiteren Nebenerwerb nach. Rund anderthalb Tonnen einheimische Wolle werden in der Wollkarderei in Amsteg durchschnittlich zu Wollvlies verarbeitet. Daraus werden von mehreren Bäuerinnen verschiedene Schafwollprodukte hergestellt. Eine von diesen Frauen im Urner Wollhandwerk Team ist Marta Wipfli. Sie näht Duvets, Kissen und Babydecken aus Schaffwolle. Auch Wärmesohlen für die Schuhe sind im Angebot. «Ein schöner Nebenerwerb, dem ich hier oben gut nachgehen kann», freut sie sich.


Engagiert, das ist sie wahrlich, die Bäuerin Marta Wipfli. Bleibt da überhaupt noch Zeit für Hobbys? «Ja sicher.» Nebst lesen schwinge sie, wann immer möglich, das Tanzbein. «Ich habe das Glück, dass mein Mann auch ein leidenschaftlicher Tänzer ist. Auch geniessen wir die Natur auf unserem Betrieb. So gehen Arbeit und Freizeit fliessend ineinander über.»


Ab und zu reist das Paar nach Hamburg, um seinen jüngsten Sohn, den Musiker alias «Johnny Matters», zu besuchen. «Und da sind ja noch unsere sechs Enkelkinder», sagt sie lächelnd und zeigt stolz einen Kalender, auf dem all ihre Kinder und Enkelkinder abgebildet sind.

Erika Rebsamen