Landmaschinen erleichtern die Arbeit des Menschen seit er begann Pflanzen zu züchten. Von da an musste die Saat gezielt in den Boden gebracht werden. Zu Recht geniesst der Pflug, mit dem es erstmals möglich war, eine Fläche zu säubern und ein Saatbeet vorzubereiten, noch heute grössten Respekt. Pflüge wurden einst in Dorfschmitten produziert. Jedes Dorf hatte seinen eigenen Pflugtyp, der besonders gut zu den lokalen Bedingungen passte. Heute stammen Pflüge aus Werken global agierender Landtechnikhersteller. Trotzdem gilt der Pflug weiterhin als Symbol für den Landwirt, welcher die Menschen ernährt. Hier hat die Landtechnikindustrie gegenüber der chemischen Industrie einen uneinholbaren Vorsprung: Glyphosat, heute beim pfluglosen Anbau aus globaler Sicht (noch) unersetzbar, wird nie einen sympathischen Symbolstatus wie der Pflug erreichen.


Der Pflug ist heute nicht mehr die Paradedisziplin der Landmaschineningenieure. Feldspritzen kommen diesem Anspruch schon näher. Sie sind mit Satelliten verbunden und erkennen damit die Position jeder einzelnen Düse viel genauer als dies das menschliche Auge könnte. Die Automatik schaltet eine Düse auf einer bereits behandelten Fläche ab. Damit dies funktioniert, werden unzählige Daten in Bordcomputern verarbeitet und in Befehlssignale für die Maschinensteuerung umgesetzt.

Solche Geräte sind auf Hightech-Traktoren oder -Trägerfahrzeuge angewiesen, damit die Kommunikation zwischen Arbeitsgerät und Fahrzeug möglich ist. Ein Traktor kann problemlos ohne Fahrer ein Feld alleine bewirtschaften und dabei exaktere Spuren legen, als dies der beste Fahrer der Welt mit dem Lenkrad zustande brächte. Allein Sicherheitsfragen sind der Grund, dass der Landwirt noch selber hinter dem Lenkrad sitzt.

Solche Technik, welche in der Landwirtschaft heute als Standard gilt, wird nicht mehr in jedem Dorf produziert. Die Standards setzen eine Handvoll global tätiger Konzerne, die meistens für jede Arbeit ein passendes Gerät in ihrem Portfolio führen. Solche Hersteller gelten als sogenannte Full-Liner und verkaufen und produzieren ihre Produkte auf allen Kontinenten. Und fehlt dennoch eine Maschinensparte, kommt es eher zu einer Fusion mit einem bestehenden Hersteller, als dass die Entwicklung selbst angegangen würde. Aus wirtschaftlicher Sicht ist dieses Vorgehen berechtigt, eine Innovationsspritze für den Landmaschinenmarkt ist es jedoch nicht.

Ein Traktorenhersteller kauft einen Bodenbearbeitungs- oder Futterbauspezialisten, damit er jede Produktnische abzudecken vermag. Ein einziger solcher Handel betrifft selten nur die involvierten Firmen. Häufig werden Unsicherheiten im bisherigen Vertriebsnetz ausgelöst. Was geschieht mit dem bisher erfolgreichen Import, zum Beispiel einer Futterbaumaschinenmarke, wenn deren neuer Besitzer über seinen Konzern bereits ein ebenfalls erfolgreiches Vertriebsnetz, zum Beispiel von Traktoren, in der Schweiz hat? Früher oder später schlagen Zukäufe durch Weltkonzerne bis zum Importeur und Händler in der Schweiz durch.


Allein dadurch ist der Landtechnikhandel in der Schweiz einem steten Wandel unterworfen. Hinzu kommen das agrarpolitische Umfeld und die Produkteerlöse, welche massgeblich über Verkaufszahlen von Traktoren und Landmaschinen entscheiden.

Was die Zukunft in der Landtechnikbranche bringen wird, ist unsicher. Klar ist nur: Wo früher Pflugkörper geschmiedet wurden, werden heute Akkus für Laptops aufgeladen, dem wichtigsten Instrument der Landmaschinenbranche in der digitalen Landwirtschaft. Eine Landmaschinenfirma verkauft schon heute nicht mehr nur Traktoren, sondern zusätzliche Instrumente mit viel Software. Dabei werden Daten für perfekte Ausbringmengen aufgrund digitaler Zustandserfassung des aktuellen Pflanzenbedürfnisses für jeden Quadratmeter einzeln generiert. Vielleicht schon bald für jede einzelne Pflanze.


Um die Pflanzenbehandlung weiter zu optimieren, werden Daten aus dem Internet, zum Beispiel lokale Wetterprognosen, in die Entscheidungsfindung des Computers eingefügt. Das Berufsbild des Landmaschinenmechanikers verschiebt sich somit vom Schlosser zum IT-Spezialisten. Das lässt sich nicht aufhalten. Die Frage ist nur, wie viel davon können Schweizer Landwirte nutzen? Letztlich bleibt die Arbeit die gleiche wie damals als der Pflug erfunden wurde, das Korn muss in den Boden und die Saat soll gedeihen.

Beat Schmid