Es sind für die aktive Bäuerin immer ganz schöne, spezielle Momente, wenn sie sich nach vollbrachter Arbeit auf die Treppenstufen vor dem Spycher setzt. Die Natur und besonders den Garten liebt die gelernte Gärtnerin sehr, da kann sie neue Kraft für vielfältige Aufgaben schöpfen. «Die Kantons- und Religionsgrenzen gibt es für uns nicht wirklich. Unsere Familie lebt seit einigen Generationen auf dem Hof und wir sind fest verwurzelt. In der heutigen Zeit sind die Menschen sogar noch offener als früher», ist Käthi Bösiger überzeugt.


Hofübernahme

Käthi Bösiger ist im bernischen Oberaargau in einem stattlichen Bauernhaus aufgewachsen. Eine Schwester und ein Bruder bildeten mit ihr zusammen ein fröhliches Trio, das die Kindheit mitten im Dorf Bleienbach sehr genoss. Schon nach der Schule schnupperte die junge Frau erstmals fremde Luft im «Welschlandjahr». Ihre Freude an Blumen und Pflanzen konnte die fröhliche Bauerntochter in der Lehre als Schnittblumen- und Topfpflanzengärtnerin, wie der Beruf damals hiess, ausleben.

Das nötige Rüstzeug, um einen Haushalt im bäuerlichen Umfeld richtig zu führen, bekam sie dann an der Bäuerinnenschule im Waldhof, Langenthal. Dies war nötig, denn in ihrem Leben spielte ab Anfang der 1980er-Jahre Andreas Bösiger vom Feldhof, Ufhusen LU, eine wichtige Rolle. «Früecher isch me no z᾽Tanz», stellt Käthi Bösiger rückblickend lachend fest.


An einem Hornusserfest «funkte» es zwischen den beiden richtig, und so zog die junge Bäuerin 1984 in den Kanton Luzern. Mit Susanne, Michael und Matthias ist nun schon die nächste Generation gross. Die Tochter hat nach Rohrbachgraben in den Kanton Bern geheiratet, der jüngste Sohn lebt in Zürich und der mittlere plant mit seiner Partnerin, die aus dem bernischen Walterswil kommt, die elterliche Hofübernahme.


Nebenverdienst

«Schon meine Schwiegermutter war aktiv im Landfrauenverein Huttwil und Umgebung, und so bin ich dort einfach hineingerutscht», stellt Käthi Bösiger fest. Zehn Jahre leistete sie Vorstandsarbeit, davon sechs Jahre in einem Co-Präsidium. «Der Austausch mit den Frauen ist mir wichtig, zudem macht es im Verein viel Freude etwas zusammen zu machen», erkennt die Landfrau und nennt das «Chrömizelt» am «Wiehnachtsmärit» in Huttwil. Nun ist Käthi Bösiger im Vorstand des Oberaargauischen Landfrauenvereins, in dem 27 Vereine zusammengeschlossen sind.


Mehr als nur ein Hobby ist ihre Mitarbeit im «AgriCatering – Frisches aus der Nähe». Unter dem Motto «Apéro und mehr» bietet eine Offensive der Luzerner Bäuerinnen ein Genuss-Erlebnis spezieller Art. «Ich backe sehr gerne, bin manchmal auch im Service anzutreffen und schätze vor allem die Zusammenarbeit mit den Bäuerinnen. Zudem erwirtschafte ich mit dieser Arbeit meinen persönlichen Nebenverdienst», hält Käthi Bösiger fest.


Kontakte und Austausch mit Frauen findet sie auch in der Gruppe der reformierten Frauen in der Kirchgemeinde Hüswil-Willisau. Dort finden die Anlässe vor allem in den Wintermonaten statt. Religionsübergreifend werden Treffen mit der Frauengemeinschaft Ufhusen durchgeführt, unter anderem sind Kochdemonstrationen sehr beliebt.

Begegnungen

Während sechs Jahren beherbergte Käthi Bösiger Jakobspilger auf dem Weg von Luzern nach Rüeggisberg. «Viele waren froh, eine Dusche und etwas zu essen zu bekommen. Ich habe die verschiedenen Begegnungen geschätzt, es war sehr spannend, mit den Pilgern ins Gespräch zu kommen», hält die Bäuerin rückblickend fest. Nun wird die Wohnung im ersten Stock für den Sohn und seine Partnerin umgebaut. Es ist absehbar, dass der 13,5 ha grosse Betrieb mit Milchwirtschaft und Schweinemast von der jüngeren Generation übernommen wird.


«Meine Familie bedeutet mir viel, besonders auch mein Grosssohn Raffael, und es ist mir wichtig, dass es allen gut geht. Auch meinen Garten und die Umgebung pflege ich gerne und freue mich, wenn es schön ist, wächst und gedeiht», meint Käthi Bösiger mit strahlenden Augen. Nach getaner Arbeit versorgt die Bäuerin die Gerätschaften im Spycher und geniesst Ruhepausen auf den Treppenstufen. Dabei leistet ihr der Hund Robin nur zu gerne Gesellschaft und lässt es sich ebenso wohl ergehen.


Barbara Heiniger