Mit ihrem feinen, herzlichen und zufriedenen Lächeln hat Annemarie Liechti schon viele Menschen beglückt, aufgemuntert oder ihnen sogar geholfen, wieder auf eine Spur im Leben zu kommen. Als gelernte Hauspflegerin weiss sie nur zu gut, wie schnell jemand auf Hilfe oder Unterstützung angewiesen ist. Die Bäuerin wirkt gerne still im Hintergrund und bei der Freiwilligenarbeit geniesst sie auch die Mitarbeit im Team.


In Niederönz bei Herzogenbuchsee BE, wo das Land flacher ist als im Emmental, kam die Bauerntochter zur Welt. «Ich habe noch heute Respekt vor den Hügeln. Ich mache jeweils die Fussarbeit und überlasse die Maschinen lieber meinem Mann Walter», stellt Annemarie Liechti nach fast dreissig Ehejahren schmunzelnd fest.


Wunschberuf


Nach der Schulzeit folgte das Haushaltslehrjahr. Erst mit achtzehn Jahren konnte sie ihren Wunschberuf Hauspflegerin erlernen. Vorher absolvierte sie ein Praktikum in einer Arztfamilie. Dannzumal hatte Annemarie Liechti auch erstmals Ferienerlebnisse: Sie lernte schöne «Ecken» in Italien, England und Sörenberg kennen.


Für zwei Jahre folgte die Ausbildung zur diplomierten Hauspflegerin. «Das war eine coole Zeit im Internat. Die diversen Praktika, wie im Frauenspital und Altersheim, waren lehrreich. Gemerkt habe ich aber schnell, das Leben in der Stadt war nicht meins», erkennt Annemarie Liechti rückblickend.

So war sie glücklich, sechs Jahre lang eine Anstellung im ländlichen Grosshöchstetten zu erhalten. Während dieser Zeit ergab sich auch der Besuch der Blockkurse am Inforama Waldhof, Langenthal. Denn seit die junge Hauspflegerin die Autoprüfung bestanden hatte, gab es einen Landwirt in ihrem Herzen.


Arbeitsreiche Zeit


Am 2. Mai 1987 gaben sich Annemarie und Walter Liechti das Jawort. Bereits einen Tag früher hatten sie den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb im Choufacher übernommen. War die junge Bäuerin anfangs noch in Huttwil berufstätig, änderte sich die Situation mit den Aufgaben, die sich auf dem Hof ergaben. 1989 wurde die Tochter Marianne geboren und 1990 erfolgten der Stallneubau sowie die Erneuerung der Heizung und Fenster im Wohnteil.

Als 1993 Susanne das Licht der Welt erblickte, war die Familie komplett. Eine arbeitsreiche Zeit folgte mit der wachsenden Familie, sowie vermehrte Hilfestellungen bei den Schwiegereltern und beim Nachbarn. «Es war für mich ganz normal zu helfen und ihnen damit zu ermöglichen, länger daheim zu bleiben. Ausserdem konnte ich ja so meinen gelernten Beruf daheim ausüben. Dazu erlebte ich viel Dankbarkeit», sagt die Bäuerin.

Auf dem 12 ha grossen Milchwirtschaftsbetrieb mit Ackerbau zur Selbstversorgung und Wiesenerneuerung sowie Waldwirtschaft ist immer Arbeit zu finden. Annemarie und Walter Liechti haben ebenfalls einen Bezug zu den alten Maschinen und Gegenständen, die auf dem Hof sind.

So war es vor zwei Jahren ein besonderes Erlebnis, mit der alten Dreschmaschine an die BEA nach Bern zu reisen. Seither haben sich schon einige Events mit alten Gerätschaften daraus ergeben. «Eigentlich ist es das Hobby von meinem Mann, aber ich mische gerne den Drescherschnaps, der jeweils ausgeschenkt wird. Ich helfe auch bei den Anlässen mit, aber wenn möglich nicht an der Front, sondern im Hintergrund», erzählt die Bäuerin.


Teamwork in der Küche


In der Küche ist sie auch seit 2010 am Mittagstisch der Landfrauen und Kirchgemeinde Wyssachen anzutreffen. «Wir sind ein gutes Team und sitzen zusammen, um abzusprechen, wer was macht. Es macht viel Freude zu sehen, wie das gemeinsame Essen immer schmeckt, speziell zur Weihnachtszeit», sagt Annemarie Liechti.


Der gelernten Arbeit ist die ausgebildete Hauspflegerin auch immer treu geblieben. Auf privater Basis verrichtet sie heute diverse Dienstleistungen, ist tatkräftig zur Stelle, wo Hilfe nötig ist. «Ich mache gerne etwas für andere. Ich bin zufrieden mit meiner Situation. Wir leben einfach, aber wir haben es so schön und ich möchte nichts ändern. Ich habe auch keine grossen Wünsche, sondern bin dankbar, dass ich das Schöne in meinem Leben sehen kann und auf ein gutes, starkes Umfeld zählen darf», meint Annemarie Liechti.

Barbara Heiniger