Ursprünglich hatten wir geplant, dass die ganze Familie den Sommer in der Schweiz verbringen würde. Trotz meiner Entscheidung, ab Juli an der Deutschen Schule in Managua zu unterrichten, blieb Jaime bei seinem Entschluss, während der Bausaison in der Schweiz zu arbeiten. Zum Glück bekam er von seinem ehemaligen Arbeitgeber sofort eine temporäre Stelle. Sie kennen seinen unermüdlichen Arbeitseinsatz bereits und setzen ihn überall dort ein, wo sehr strenge Handarbeit zu tun ist. Abends ist er jeweils sehr erschöpft.

Jaimes Anstellung hatte zur Folge, dass wir in der Region Thun (Berner Oberland) eine Bleibe suchen mussten und nicht bei meinen Eltern in Graubünden wohnen konnten. Sehr kurzfristig fand ich eine Wohngemeinschaft, die sich aus vielerlei Hinsicht als ein Glücksfall herausstellte. Unser WG-Mitbewohner ist eine sehr offene und hilfsbereite Person. Zum Beispiel darf Jaime sein Töffli brauchen, um zur Arbeit zu fahren. Für mich und Dario stand sozusagen ein Fahrrad mit Kindersitz bereit und gleich neben der Wohnung ist ein toller Spielplatz.

Ebenfalls viel Glück hatten wir bei der Suche nach einer Kita für Dario. Da er in Managua zeitgleich mit meinem Stellenantritt mit dem Kindergarten starten wird, wollte ich unbedingt, dass er das „Zur-Schule-Gehen“ üben konnte. Ich telefonierte eine ganze Spielgruppen- und Kita-Liste durch. Keine Institution hatte Platz oder wollte für zwei Monate ein Kind aufnehmen. Schlussendlich bekam ich eine Zusage von der sehr liebenswürdigen und hilfsbereiten Betriebsleiterin des Montessori-Kindergartens in Thun, die für unseren Spezialfall eine Ausnahme machte. Dario brauchte lange, bis er sich von mir lösen konnte und den Vormittag beruhigt im Kindergarten verbrachte. So nutzte ich in den letzten Wochen die freie Zeit, um mich auf die Heimreise und die neue Stelle vorzubereiten.

Schon bald wird Dario wieder mit drastischen Veränderungen konfrontiert. Ich bin aber guten Mutes, dass er diese gut meistern wird. Den ersten Schritt haben wir hinter uns gebracht: Wir mussten seinem Vater letzten Montag Lebewohl sagen, um die letzten drei Tage vor der Heimreise bei meinen Eltern zu verbringen. Der Abschied fiel uns sehr schwer.

Mirka Lötscher