Noch vor ein paar Tagen flüchteten wir in die Wohnküche vor dem zeitweise kalten Wind, der uns das Leben auf der Veranda verunmöglichte. Er brachte Sandstaub mit ins Haus sich, und alles flog davon, was nicht niet- und nagelfest war. Nun ist der Wind schwächer geworden und es wird täglich wärmer. Nur zwei bis drei Stunden am Morgen und eineinhalb Stunden vor dem Eindunkeln halte ich es in der Sonne aus.

Auch die Aussicht von der Veranda auf die Umgebung hat sich verändert. Die Bäume haben ihre Blätter verloren. Das Weidegras ist nur noch beige-grau und das Taiwangras steht zwar hoch, aber ist fast vollständig verdorrt, also kaum mehr grün. Wir werden es nur für die Galtkühe und Rinder verwenden können. Vor der Trockenzeit wagten wir nicht nochmals einen Schnitt zum Silieren einzuschieben, da das anspruchsvolle Gras wegen des Regenmangels hätte absterben können. Für die Milchkühe werden wir bald die Silage öffnen. Wir sind alle gespannt, was unter der Erd-, Sand- und Plastikschicht hervorkommen wird.

Trotz der Trockenheit durften wir nun endlich die ersten Bananenköpfe ernten. Sie sind im Vergleich zu Köpfen, die aus den niederschlagsreichen Regionen Nicaraguas stammen, sehr klein, aber für uns zum Essen reichen sie allemal. Es sind etwa 50 Pflanzen, die gleichzeitig gesetzt wurden, aber das ganze Jahr hindurch Früchte geben werden. Um diese Pflanzung nicht zu verlieren, mussten wir aber beginnen, sie zu bewässern. Bei normalen Regenzeiten wäre das nicht nötig.

Bei einer Baumart, die alle Blätter bereits verloren hat, spriessen nun aber kleine, fingerförmige rote Blüten. Es ist diejenige Art, die den Pitahaya (=Drachenfrucht) als Stütze dient. So haben wir in der bleichen Landschaft ganz in der Nähe des Hauses einige Farbtupfer. Zudem sind diese Blüten offensichtlich eine Delikatesse für die Brüllaffen. Mit Begeisterung beobachteten wir zusammen mit Dario vom Haus aus, wie sich die Tiere an den Blüten gütlich taten. Es war eine ganze Familie von etwa 15 Individuen, darunter einige ganz junge, die sich in den nahen Bäumen tummelten oder im Huckepack von ihren Müttern herumgetragen wurden. Leider zogen sie sich, als ich etwas näher heran wollte, um ein Foto zu machen, auf die Bäume des Grenzzauns zurück.

Mirka Lötscher