Als ich vor zwei Tagen wieder mit dem Bus von Matagalpa nach Hause fuhr und mit dem schlafenden Dario im Arm über das Schneckentempo des Busses nachdachte, fiel mir plötzlich ein, dass ich im letzten Bericht vergessen hatte, einen wichtigen Grund für diese Langsamkeit zu erwähnen: Die Busse sind sehr alt.

Meines Wissens werden ausgediente Schulbusse aus den USA importiert. Eine Steigung schaffen diese Fahrzeuge nur im Schritttempo und abwärts geht’s ähnlich langsam. Wahrscheinlich darf der Chauffeur nicht vollständig den Bremsen vertrauen. Zudem gibt es nicht selten eine Panne, welche die Weiterfahrt verzögert.

Die meisten Busse sind gelb, wenn sie von ihren Besitzern nicht umgefärbt wurden. Manchmal steht hinten noch «Schoolbus». Häufig sind sie auch mit sehr kleinen und engen Sitzen ausgestattet – für Kinder sicher gerade richtig. Für Leute mit langen Beinen sind sie jedoch eine Qual und dicke Leute brauchen für sich eineinhalb Sitze. Ich hörte aber noch nie, dass sich Fahrgäste beklagt hätten.

Natürlich würde es schnell heissen: Du musst ja nicht mitfahren, du darfst gerne zu Fuss gehen.
Um für die eventuellen Pannen gewappnet zu sein, muss immer ein Helfer mitfahren, der sich mit der Mechanik des Busses auskennt. Zusätzlich sind ein bis zwei Helfer für das Auf- und Abladen des Gepäcks bzw. der eingekauften Ware zuständig. Und dann braucht es noch jemanden, der sich durch den oft übervollen Bus zwängt um die Fahrtickets einzukassieren. Der Chauffeur hat genug zu tun, um die Strasse im Auge zu behalten und im richtigen Moment anzuhalten.

Es sind auf dieser Strecke etwa neun solcher Busse unterwegs, die jeweils einen anderen Besitzer haben. Sie koordinieren ihre Fahrten und werden vom Ministerium für Transport beaufsichtigt. So wird zum Beispiel kontrolliert, dass alle die gleichen Preise verlangen oder die Fahrten über den ganzen Tag verteilt sind. Zudem wird vorgegeben, dass jeder Bus nur einmal hin und einmal zurück fahren darf. Somit hat jeder gleich viele Verdienstmöglichkeiten.

In San Dionisio gibt es drei solcher Kleinunternehmer, die an einem Tag von ihrem Zuhause in San Dionisio nach Matagalpa und wieder zurück fahren. So ähnlich funktioniert auch der Transport von den kleinen Dörfern nach San Dionisio.

So umständlich dieser "öffentliche Verkehr" in Nicaragua auch ist (Eisenbahnen gibt es in ganz Nicaragua nicht), haben für mich diese Busfahrten auch hier genügend Vorteile. Zudem fährt Dario ab und zu gerne mit dem Bus.

Mirka Lötscher