Vor rund zehn Jahren machte Obstbauer Hans Brunner Fructus auf einen Apfel aufmerksam, den er in der Mosterei seiner Familie jedes Jahr angeliefert bekam. Es handelte sich um einen sehr guten Mostapfel, jedoch gab es davon nur noch einen rund 70-jährigen Baum in Sünikon in der zürcherischen Gemeinde Steinmaur.

Fructus, die Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten, pfropfte in ihrem Obstgarten in Höri schliesslich einem Hochstamm Edelreiser (abgeschnittene Triebe) des Apfelbaumes aus Sünikon auf. Mittlerweile ist daraus ein beachtlicher Hochstammbaum herangewachsen, der halb aus Rubinette und halb aus Wehntaler Hagapfel besteht. Dabei zeigte sich die besondere Robustheit des Hagapfels, der trotz Nachbarschaft mit der stark krankheitsanfälligen Apfelsorte kerngesund ist.

So bleibt der Apfel auch in Jahren mit hohem Schorfdruck und bei minimalem Pflanzenschutz gesund, ist widerständig gegen Feuerbrand und zeigt sich auch gegenüber der Pilzkrankheit Marssonina robust, die erst 2010 aus Asien nach Europa eingeschleppt wurde und in der Schweiz im Feldobstbau zu grossen Schäden führt.

„Die Sorte muss wieder genutzt werden”

„Gerade aufgrund solcher neuer Krankheiten ist es wichtig, eine breite Basis an Apfelsorten zu haben”, sagt Kaspar Hunziker, Obstbauer und designierter Präsident von Fructus. Nicht immer ist es einfach die alten Sorten zu erhalten und gerade wenn nur noch einer oder wenige Bäume vorhanden sind, muss rasch gehandelt werden. Mit der Auszeichnung der Obstsorte des Jahres will Fructus deshalb erreichen, dass eine Sorte wieder breiter angepflanzt wird. „Man hat nur eine Sicherheit, wenn die Sorte auch wieder genutzt wird”, sagt Kaspar Hunziker. Deshalb ist es für Fructus wichtig, dass auch Erwerbs-Obstbauern sich diesen Sorten annehmen.

Die letztjährige Obstsorte des Jahres, der feuerbrand-robuste Apfel Alant, scheint es jedenfalls geschafft zu haben. Mit 600 neuen Bäumen sei wieder eine gute Basis vorhanden, sagt Hunziker. Ob es auch der Wehntaler Hagapfel zu solch grosser Vermehrung schafft, wird sich zeigen. Bis die Sorte in Baumschulen angeboten wird, geht es zwar noch einige Zeit, doch vereinzelt wurden schon wieder Jungbäume gepflanzt. So steht neu auch neben dem Ursprungsbaum in Sünikon ein junger Wehntaler Hagapfel, der mithelfen wird, den Bestand zu sichern.

Dass der alte Baum es zu so viel Ruhm gebracht hat, war schon jahrzehntelang seiner Robustheit zu verdanken. Er wurde besonders gehegt und gepflegt, weil er jedes Jahr viele Äpfel trug, auch wenn es anderswo kaum Behang gab, sagt Baum-Besitzer Werner Schnellmann. Bei Fructus hofft man nun, dass die Sorte bald vom Schweizer Obstverband auf die Liste der Spezialmostäpfel aufgenommen wird. Denn dann lassen sich die Äpfel mit einem höheren Preis verkaufen – eine bedeutende Voraussetzung, damit die Sorte auch im Erwerbsobstbau Verbreitung findet.

lid