In der Bergzone III auf 1100 bis 1250 m ü. M. bewirtschaftet die Familie Heinz und Monika Jaun im Innereriz BE einen 30 ha grossen Bauernbetrieb. Das stattliche Bauernhaus im Emmentaler-Stil, thront hoch über dem Dorf umringt von einer herrlichen Bergwelt. Im Südwesten die Sieben Hengste, im Osten der Hohgant und talauswärts die Sicht auf das Guggershörnli.

Zurzeit sind der Betriebsleiter und sein Vater Hans mit Holzen beschäftigt, 16 ha Wald zählen zum stotzigen Heimet. Der Besucher der «BauernZeitung» kommt regelrecht ins Staunen. Kann man da überhaupt mit einem Aebi-Transporter Heuen? «Ja, das geht schon, man muss halt das Gelände gut kennen und wissen, wo und wie man überall hinfahren darf», lachen Sohn und Vater Jaun. Und: «Das steile Gelände ist aber für die ganze Familie arbeitsintensiv und ein ‹Chrampf›.»


Die Übergangsbeiträge helfen noch
Mit der Agrarpolitik 2014–17 kommen auf die Schweizer Landwirtschaft, insbesondere auch auf die Bergbetriebe, in den nächsten Jahren grosse Herausforderungen zu. Dies spürt auch die Familie Jaun. Denn bisher galten die so genannten tierbezogenen Beiträge. Pro Tier im Stall wurde ein Betrag bezahlt. Neu werden diese Beiträge in die Versorgungssicherheitsbeiträge umgelagert, die wiederum flächenbezogen ausbezahlt werden. «Mit unseren 30 ha habe ich immer gedacht, dass ich mit der neuen AP zu den Gewinnern zähle», sagt Heinz.

Dem ist aber nicht so: «Dank den Übergangsbeiträgen gewinne ich zwar im ersten Jahr 2000 Franken dazu. Fallen diese aber nach fünf Jahren weg, bekomme ich schlussendlich 7000 Franken Direktzahlungen weniger als bisher», stellt Jaun fest. Der Betriebsleiter weiss, wovon er spricht, denn: «Da ich in absehbarer Zeit den Güllenkasten erweitern muss, hat mein Inforama-Berater die finanzielle Situation auf meinem Betrieb gerechnet, damit ich BAK-Gelder auslösen kann. So konnte er genau aufzeigen, wie sich die Direktzahlungen auf meinem Betrieb auswirken werden.»

Andere Varianten ins Auge fassen
Auch Heinz Jaun ist sich bewusst, dass er sich wegen der AP bewegen muss, um nicht zu den Verlierern zu gehören. Deshalb sieht er vor, seinen Betrieb anzupassen. «Ich werde sicher die graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion ins Auge fassen. Dies würde mir Fr. 200.–/ha zusätzlich bringen.» Mit den Auflagen, dass mindestens 85 Prozent der TS aus Wiesen- und Weidefutter stammen muss und das maximal 500 kg Kraftfutter pro Kuh/Jahr verfüttert werden darf, könne er leben. Auf die Frage, ob er einen Nebenerwerb ins Auge fassen könnte, sagt er klipp und klar Nein. «Die Arbeitsbelastung wäre schlicht und einfach zu gross. Wir investieren unter anderem auch sehr viel Zeit in die Wiesenpflege.» Jedes Jahr ist der Betriebsleiter dabei, den fortschreitenden Waldsaum in Schach zu halten und die Wiesen von Disteln und sonstigen Unkräuter zu befreien. «Würden wir dies nicht mehr machen, ginge es nur ein paar Jahre und das ganze Land wäre verbuscht.»

Mit Herz und Seele Viehzüchter
Viele kennen Heinz Jaun auch als begnadeten Viehzüchter. Betritt man den Stall, fühlt man sich gleich wie in einer Ausstellung. In Reih und Glied steht eine schönere Kuh nach der anderen im Strohbett. Fast die ganze Herde gehört der Rasse Swiss Fleckvieh an. «Für unseren Betrieb passt diese Rasse am besten. Sie überzeugt mich durch ihre Robustheit, dem guten Fundament und den hohen Gehaltswerten», sagt er. Die Red Holstein seien auf dem steilen Gelände einfach zu gross. «Natürlich haben wir in den 70er-Jahren mit Red-Holstein-Stieren eingekreuzt. Topper oder Fire hat bei uns sehr gute Kühe hinterlassen.

Später kamen die Stiere Pickel und Loyd, die uns viele 98-pünktige Nachkommen geschenkt haben.» Jetzt besteht die Herde aus vielen schönen Töchtern von Incas, auch eine frisch abgekalbte Erstlingskuh vom Stier Pierolet lässt jedes Züchterherz höher schlagen. Zurzeit werden die Stiere Vinos, Pierolet, Cocorosso oder Astronom eingesetzt.

Auch betreffend der Fütterung sei es für ihn einfacher auf Swiss Fleckvieh, statt auf Red Holstein zu setzen. Denn: «35 kg Tagesmilch sind für mich genug. Höhere Milchmengen können wir mit unserem Grundfutter nicht bewältigen, oder wir füttern teures Kraftfutter dazu.» Sowieso versucht Heinz Jaun eine Kuh zu züchten, die den Spagat zwischen Exterieur und Leistung beherrscht. Weil: «Der Viehverkauf ist für uns ein wichtiger Produktionszweig.» So werden doch etliche Zuchtkühe über verschiedene Auktionen übers Jahr hinweg verkauft.

Ab und zu nimmt der Betrieb auch erfolgreich an Ausstellungen teil. Da gehört die Bernische Eliteschau an der BEA zu den Höhepunkten. «Für uns ist es immer wieder eine grosse Ehre, wenn die Experten ein Tier aus unserem Bestand für diese Ausstellung selektionieren. Ich hoffe nur, dass die Eliteschau so beibehalten wird wie bisher, inklusive der Publikumswahl», hält der Züchter ausdrücklich fest. «Darum müssen die Beständeschauen auch unbedingt beibehalten werden. Sie sind nicht nur eine gute PR für die Landwirtschaft, sondern sie geben auch eine ideale Vergleichsmöglichkeit. Zudem spornt der friedliche Wettkampf unter den Züchtern einen an, um noch besser zu werden.»


Der Klimawandel bereitet Sorgen
Trotz der neuen AP sieht das Betriebsleiterehepaar positiv in die Zukunft. Mehr Sorgen bereiten ihnen der Klimawandel. «Wir können hier beobachten, dass die Kälteperioden in den letzten Jahren länger geworden sind. Zum Beispiel betrug die Winterfütterung 2012/13 fast acht Monate. Neben der Trockenheit seien auch die Niederschläge und Unwetter im Sommer immer wie heftiger. «Diesbezüglich steht die Landwirtschaft vor grossen Herausforderungen», ist der Bergbauer aus dem Innereriz überzeugt.     

Peter Fankhauser