Für die sechste internationale Konferenz zu zentralen Zukunftsfragen der globalen Land- und Ernährungswirtschaft, dem Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) während der Internationalen Grünen Woche in Berlin, wurde das Schwerpunktthema "Landwirtschaft stärken: Krisen meistern – Ernährung sichern" gewählt.

In verschiedenen Fachpodien und Arbeitssitzungen wurde am letzten Donnerstag und Freitag diskutiert, wie die Land- und Ernährungswirtschaft sowie ländliche Räume ökonomische, ökologische und soziale Herausforderungen besser meistern und damit zur globalen Ernährungssicherung beitragen können.

Von Produktivität bis Familienbetriebe
In dem öffentlichen Internationalen GFFA-Podium am Samstagvormittag diskutierten Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft vor rund 1'500 internationalen Gästen über Produktivität, Nachhaltigkeit und bäuerliche Familienbetriebe.

Gerde Verburg, Vorsitzende des Welternährungsausschusses, wies in ihrem Eröffnungsstatement darauf hin, dass es bereits viele Lösungen zur Stärkung des ländlichen Raumes gebe. Den Betroffenen würden sie aber häufig nicht zur Verfügung stehen.

Der Landwirtschaftsminister von Sambia, Robert Sichinga, sagte: "Unsere Bauern müssen nicht nur ihre Familien ernähren, sondern auch einen Gewinn machen können. Dafür ist es nötig, die Produktivität zu steigern." Zur Frage, wie die Produktivität erhöht werden soll, gab es verschiedenste Meinungen für und gegen den Einsatz von Gentechnik.

Hans Herren, Träger des Alternativen Nobelpreises 2013, wies auf das Problem von schlechten Böden hin: "Gentechnisch verändertes Saatgut bringt auf schlechten Böden keine höheren Erträge." In Afrika habe es sich gezeigt, dass mit lokalen Sorten die Maiserträge um das fünf- bis zehnfache gesteigert werden können. Hochertragssorten bräuchten häufig mehr Wasser und Düngemittel, die in vielen Ländern nicht zur Verfügung stehen. "Es kommt darauf an, das gesamte Produktionssystem zu verstehen, die Erfahrungen der Bäuerinnen und Bauern einzubeziehen und integrierte Lösungen zu finden", so Herren.

80 Prozent der Hungernden sind Bauern
Gerd Sonnleitner, UN-Sonderbotschafter für das "Internationale Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe", gab zu bedenken, dass auf der Welt 80 Prozent der hungernden Personen Bauern sind. Ein grosses Problem sei, dass in vielen Ländern die Landwirte kein Recht auf ein gesichertes Eigentum hätten. "Wo Familien verlässliche Rahmenbedingungen haben, gibt es keinen Hunger", stellte Sonnleitner fest.

Andere Podiumsteilnehmer wiesen darauf hin, dass die Gesellschaft die Bedeutung der Landwirtschaft zu wenig anerkenne und die Abwanderung der jungen Leute in die Städte ein Schlüsselproblem sei. Der bäuerliche Familienbetrieb wurde als Erfolgsmodell gesehen. Gefordert wurden bessere Rahmenbedingungen, damit die Bauernfamilien Einkommen erzielen können, die eine harmonische Entwicklung der Betriebe ermöglichen.

Zum Abschluss des 6. Agrarministergipfels sagte der deutsche Landwirtschafsminister Hans-Peter Friedrich, der den Gipfel als Gastgeber zum ersten Mal leitete: "Landwirtschaft ist für eine gesicherte Ernährung unerlässlich, vor allem mit Blick auf die wachsende Weltbevölkerung. Vielfalt erhalten und nutzen, Nachhaltigkeit sicherstellen und die Produktivität der Landwirtschaft steigern – das ist zentrale Aufgabe für die hier versammelten Landwirtschaftsminister aus der ganzen Welt."

Hans Müller, LID