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Online-Umfrage zum Bericht zur Öffnung der weissen Linie

«Ich habe heute sechs Unternehmer getroffen», so Bundesrat Johann Schneider-Ammann gestern auf dem Betrieb von Fritz und Barbara Wüthrich-Rentsch in Schüpbach BE. Das Wort «Unternehmer» sei ihm wichtig, betonte der Agrarminister. Tatsächlich sollte es im Laufe der kurzen Pressekonferenz noch verschiedene Male fallen.

Zwei Stunden Zeit hatte sich Johann Schneider-Ammann genommen, um mit sechs Landwirten aus der Region über aktuelle Fragen der Agrarpolitik zu diskutieren. Besonders interessierte ihn, wie die Umsetzung der AP 2014-17 angelaufen ist. Er habe das Emmental für das Treffen gewählt, weil die Region mit ihren eher kleinen, tierintensiven Betrieben von der AP 2014-17 besonders betroffen sei.

«Viele gute Hinweise»

«Kritisch und konstruktiv», sei der Dialog gewesen, so der Bundesrat. «Ich habe gehört, was und wie die sechs Unternehmer etwas machen und warum sie gewisse Dinge nicht machen.» Er habe viele «gute Hinweise erhalten.» Es sei wichtig, dass das Unternehmertum der Bauern gestärkt werden könne.

Angesprochen auf die neuen Instrumente der AP 14-17 sagte Schneider-Ammann: «Ich hätte nicht gehört, dass man eines der Instrumente nicht nutzen möchte.» Es sei aber noch zu früh für konkrete Aussagen. Die umstrittenen und vielkritisierten Landschaftsqualitätsbeiträge seien für ihn «ein wichtiges Thema.»

Gastgeberbetrieb verliert bei AP 2014-17

Die Einkommensituation sei nicht wirklich ein Thema gewesen an dem Gespräch. Die Bauern müssten aber «vergleichbar verdienen oder mehr.»

Der Gastgeber, Landwirt Fritz Wüthrich verliert mit der neuen AP rund 10 bis 15 Prozent Direktzahlungen, wie er sagte. «Wir haben immer versucht, uns in den letzten Jahren anzupassen, wir sind aber bewusst kein DZ-optimierter Betrieb», hielt Wüthrich fest. Er sei stolz darauf, dass die DZ auf dem Betrieb nicht die grösste Rolle spielten. «Vielleicht werden wir aber von der Agrarpolitik in diese Richtung gedrängt.» 


Fritz Wüthrich bewirtschaftet den Familienbetrieb seit 2002 in der sechsten Generation. Der Stall mit Platz für 40 Milchkühe wird als Betriebszweiggemeinschaft mit einem Kollegen betrieben. Die Milch geht in die Käserei, wo daraus Emmentaler hergestellt wird.

Der Betrieb ist 16 ha gross und besteht hauptsächlich aus Grasland. Dazu werden Saatkartoffeln angebaut. Der älteste Sohn Christian beginnt heuer mit der Lehre zum Landwirt und wird vielleicht eines Tages übernehmen. Barbara Wüthrich, von Beruf Lehrerin, hat mit dem «Chinderhof» (www.chinderhof.ch) einen wichtigen und gefreuten Nebenerwerb aufgefreut, der auch von Johann Schneider-Ammann sehr gelobt wurde.

Bürokratie und Freihandel

Man habe über Kosten und Bürokratiefragen, aber auch über Öffnungsfragen und Freihandel gesprochen, so der Bundesrat. «Wir werden niemanden zu keinem Zeitpunkt mit einer plötzlichen Öffnung überraschen», sagte Schneider-Ammann zum Thema Freihandel.

Er sagte aber auch: «Eine schrittweise Öffnung ist meiner Meinung nach wichtig und nötig.» Die Schweiz als ganzes Land verdiene heute jeden zweiten Franken in der Internationalität. Es sei wichtig, dass man sich gut vorbereite und allfällige Öffnungsschritte verdaubar seien. Eine zwingende Öffnung wäre schwierig: «Der Druck auf uns ist und bleibt gross. Vorbereitungen müssen getroffen werden.»

«Bericht zur weissen Linie war nicht wirklich ein Thema»


Letzte Woche verabschiedete der Bundesrat einen Bericht zur Öffnung der weissen Linie. Dieser wurde innerhalb der Landwirtschaft heftig gescholten und zerpflückt. Ihm sei klar, dass der Bericht kritisch angeschaut werde, so der Agrarminister. An dem Gespräch in Schüpbach sei er aber nicht wirklich ein Thema gewesen.

«Der Bericht ist nur eine Auslegeordnung.» Er zeige den Ist-Zustand auf und prüfe, welche Optionen verkraftbar wären. Die Preise würden sich an EU-Niveau angleichen. «Das würde Stützungsgelder nötig machen und diese wären relativ beträchtlich», so Schneider-Ammann.

«Über Nacht wird nichts passieren», versicherte der Bundesrat bevor es für den Fototermin zu den Kühen in den Stall ging.

Jeanne Woodtli

Mehr zum Thema in der BauernZeitung vom 30. Mai