"Tiere lassen sich durch die Natur nicht verrückt machen", sagt Martin Wehrle, Tierarzt im Natur- und Tierpark Goldau. Bei Winterschlaf oder Winterruhe spiele die innere Uhr der Tiere und auch die Tageslänge eine wichtige Rolle.

Bei den derzeit kurzen Tagen reiche die Tageswärme nicht aus, die Winterschlafquartiere von Murmeltier, Igel oder Siebenschläfer aufzuwärmen. Und nachts werde es ja immer wieder kalt. "Einzig der Schneehase fällt derzeit auf", erzählt Wehrle. In der Natur begebe er sich in höhere Gefilde, um seine Tarnung zu wahren.

Frühe Pollen
Der derzeitige Wetterumschwung und die merkliche Abkühlung dürfte einem frühzeitigen Frühlingserwachen von Tieren und Pflanzen sowieso Einhalt gebieten. Zwar haben Hasel und Erle bereits erste Pollen abgeworfen - mit den unangenehmen Folgen für Allergikerinnen und Allergiker.

Im sanktgallischen Buchs blühten die Purpurerlen in der Bahnhofstrasse bereits am 3. Januar, wie Regula Gehrig vom Bereich Phänologie bei MeteoSchweiz erklärt. Normalerweise blühen Hasel und Erle erst Ende Januar oder Anfang Februar. Laut Gehrig ist der Blühbeginn dieses Jahr zwar früh, aber nicht aussergewöhnlich.

Doch die nun tieferen Temperaturen stoppen die Entwicklung. Die offenen Kätzchen, die männlichen Blütenstände von Hasel und Erle, erfrieren und vertrocknen bei kalten Temperaturen. Die andern überdauern auch Tiefsttemperaturen.

Warmer Januar - aber kein Rekordmonat
Der diesjährige Januar ist im langjährigen Vergleich relativ warm. Im Mittelland wurde in den ersten 20 Tagen eine Durchschnittstemperatur von 4,3 Grad gemessen, wie Stephan Bader von der Abteilung Klima bei MeteoSchweiz erklärt.

"Rechnet man die eher abkühlende Temperaturentwicklung bis Ende Januar 2014 hinzu, so ergibt sich für das Mittelland ein Januardurchschnitt von schliesslich noch 3,7 Grad." Der Januar-Normwert beträgt für Bern minus 0,4 Grad, für Zürich minus 0,8 Grad oder für Sitten minus 0,1 Grad.

Rekordwarm war es im Januar 2007. Damals errechneten die Meteorologen für die ersten 20 Tage eine Durchschnittstemperatur von 7,1 Grad. Schliesslich bilanzierten sie eine Durchschnittstemperatur von 4,6 Grad für den gesamten Januar 2007.

Für ähnlich warme erste Januartage muss man in den Annalen bis ins Jahr 1948 zurückblättern: Damals betrug der Durchschnitt 4,1 Grad in den ersten 20 Januartagen. "Im Flachland der Westschweiz wird die Januartemperatur 2014 gemäss den momentanen Prognosen bis Monatsende etwa Rang vier, in der Nord- und Ostschweiz etwa Rang zehn erreichen", sagt Bader. Die Messreihe geht bis 1864 zurück.

sda