Wir stehen an der Kasse, meine Tochter und ich. Anita drückt mir ihren Einkauf in die Hand und kramt nach dem Geld. Sie hat sich einen Wunsch erfüllt und eine  Regenbogenelfe ausgesucht. Während sie mit Bezahlen beschäftigt ist, sehe ich mich um. Ich denke daran, wie schön es ist, dass ich heute mein Geld nicht brauche, da fällt mein Blick auf einen Frosch.

Einen rosarotblumig, dicken, grinsenden Frosch aus Keramik mit einer kleinen goldenen Krone auf dem Kopf. In diesem Moment weiss ich, dass auch ich mit etwas weniger Münz in der Tasche aus dem Laden marschiere. Auf dem Heimweg gehts schon los! Anita fragt: «Welchen Namen bekommt er?»


«Er ist eine Sie, und heisst Rosalie», antworte ich, und füge zufrieden hinzu, «Rosalie wird im Wohnzimmer auf dem bemalten Nachtischchen stehen, dort passt sie perfekt hin!»

«Meine Elfe heisst Viola, weil sie ein so schönes violettes Kleid trägt!», sagt meine Tochter.

So ist das immer. Wir können nicht anders. Fast alles bekommt einen Namen. Bei uns wohnen nicht nur Milchkühe mit Namen wie Wasabi und Andrina, und Kälbchen die Winnetou und Alissa heissen, sondern auch die Hasen Springinsfeld, Graupelz und Judy.

Nicht zu vergessen die Meerschweinchen, die auf die Namen Zwirbel und Lucky hören. Unsere siebzehnjährige Katzenfrau Jerry und ihr verstorbener Bruder Tom. Ach ja, und die unvergessene Dina, unsere Hundedame, die lange zu unserer Familie gehört hat.

Die unzähligen Plüschtiere von Anita haben alle (!) einen Namen: Ein Flamingo, der Chili heisst, ein Elefant namens Pumukl. Dann gibts Rodriguez, die Schildkröte und Glubschi, ein grossäugiges Wesen, das Ähnlichkeit mit einer Giraffe hat. Interessant finde ich, dass der erklärte Liebling unserer Tochter ein abgewetztes, kleines Schaf mit angeknabbertem Arm einfach nur «s'Schöfli» heisst.


Wenn ich Ihnen jetzt erzähle, dass ich ein T-Shirt mit einem bebrillten Zebra besitze, das ich auf den Namen Elfrieda getauft habe, werden Sie vielleicht den Kopf schütteln. Mag sein, dass ich ein kleines bisschen verrückt bin   


Namen sind das, was uns ausmacht! Wir geben unseren Kindern Namen, die wir schön finden! Menschen, Tiere und Pflanzen haben Namen. Unser Name gibt uns eine Bedeutung! Wir heben uns ab von der Masse. Wir werden einzigartig! Und es gibt nichts Schöneres, als einzigartig und – geliebt zu sein!

Warum sonst hätte der Schöpfer dem Menschen einen Namen gegeben? Es war das Erste, was er gemacht hat, nachdem er ihm seinen Atem eingeblasen hat! Ich finde das wunderschön! Ich habe einen Namen, ich bin erkannt, geliebt, einzigartig, und es gibt einen Platz, wo ich hingehöre! Glauben Sie es!

Ich habe übrigens noch einen grinsenden Frosch. Einen winzigen aus Silber, der auf einer Perle sitzt. Ich trage ihn an einer Kette um den Hals, dort passt er perfekt hin! Er heisst Victor.

Therese Looser