Um einen «gewöhnlichen» Stall in eine 5-Sterne-Luxusherberge verwandeln zu können, gibt es heute viele Einrichtungsgegenstände und Gerätschaften. Hinter einem Neu- oder Umbau steht immer die Absicht, den Kuhkomfort zu maximieren, denn das ist der Schlüssel zur Wirtschaftlichkeit und hohen Lebensleistung. Mit Informationen zum Thema Kuhkomfort lassen sich viele Bücher füllen. Setzt man alles daran, dass man im Stall und den Tieren eine gute Luft, viel Platz, sauberes Wasser, eine gute Beleuchtung und gute Fell- und Tierpflege garantiert, hat man schon viel erreicht.

Die Kühe reiben sich gerne

Ein Produkt, das man heute in vielen Laufhöfen und Laufställen findet, sind Kuhbürsten. Denn eine Kuhbürste kann tatsächlich die Gesundheit von Kühen und Rinder verbessern und sogar ihre Milchleistung steigern. Wer schon einmal das Verhalten der Tiere beobachtet hat, weiss, sie lieben die Bürsten und reiben sich oft an ihnen. Neben der sozialen Fellpflege durch gegenseitiges Lecken bieten Kuhbürsten den Vorteil, dass die Tiere diese als Eigenpflege nutzen können. Denn in der Natur nutzen die Rinder verschiedene Objekte, um sich zu kratzen. In einem Stall sind diese, an denen Kühe sich kratzen können, begrenzt.

Schmutz im Fell

Durch den Rotationseffekt robuster Bürsten werden abgestorbene Haare, Dreck, Hautpartikel, Parasiten und anderes mehr aus dem Fell der Kuh entfernt. Die Kuh fühlt sich durch die Benutzung einer Bürste wohler und ist weniger nervös. Kann sich eine Kuh nicht ordentlich kratzen, versucht sie ständig irgendwo Erleichterung zu finden. Das kostet sie viel Energie, sie steht nur herum ohne zu fressen und fühlt sich in ihrem Alltag massiv gestört. Eine Kuhbürste stimuliert auch die Blutzirkulation in der Haut. Zudem ist sie etwas, um das Kühe konkurrieren können, so dass sie sich an anderen Orten wie etwa beim Fressgitter oder bei der Tränke weniger stark durchsetzen müssen. Dadurch geht es rund um diese Orte ruhiger zu, was für die Futter- und Wasseraufnahme von Vorteil ist. Die Kuhbürste sollte aber an einem Platz installiert werden, wo sie von verschiedenen Seiten zugänglich ist, jedoch nicht direkt am Futtertisch oder nahe einer Tränke. Man sollte auch darauf achten, dass sie oberhalb einer ebenen Bodenfläche angebracht wird.

Es sind viele verschiedene Arten von Kuhbürsten verfügbar. Schwingende, horizontale oder auch vertikale. Untersuchungen belegen, dass es bei schwingenden Kuhbürsten zu einem signifikanten Rückgang von klinischen Mastitiserkrankungen gekommen ist, sowie die Milchleistung um bis zu einem Liter pro Kuh und Tag erhöht werden konnte. Ein wichtiger Aspekt bei der Art einer Bürste ist die Fähigkeit, möglichst viele Körperpartien zu erreichen. So kann sich eine schwingende Kuhbürste nicht nur frei über den Rücken der Kuh bewegen, sondern auch Seitenpartien, Hinterteil, Kopf und Hals bürsten. Muss sich eine Kuh selbst an einer stationären Bürste kratzen und sich dazu noch bewegen, um alle Körperteile zu erreichen, strapaziert das ihre Beine, erhöht die Unfallgefahr und ist ganz klar weniger effektiv.

Auch andere Faktoren

Aber nicht nur Kuhbürsten steigern die Leistungsbereitschaft der Kühe, auch besseres Licht und die Lichtstärke in den Ställen kann die Leistungsfähigkeit der Kuh beeinflussen. Laut Niels Bornemann bei Lely ist es so, dass, wenn die Netzhaut im Auge einer Kuh einer bestimmten Lichtstärke ausgesetzt wird, der Sehnerv ein Signal an die Hypophyse im Gehirn sendet, damit es den Ausstoss des Hormons Melatonin reduziert. Dieses Hormon verursacht Schläfrigkeit, erhöht den prozentualen Anteil der Körperfette und schränkt die Leistungsfähigkeit des Tieres ein. Sinkt der Melatonin-Level, erhöht sich der Gehalt eines anderen Hormons namens IGF-1 im Blut des Tieres.

Die Aufgabe dieses Hormons ist es, die Aktivität der Kuh und damit auch ihre Milchleistung zu stimulieren. Dazu sagt Bornemann: «Für eine optimale Kuhaktivität, Futteraufnahme und Milchleistung brauchen Kühe in Laktation eine Lichtintensität von mindestens 150 bis 200 Lux für die Dauer von 16 Stunden täglich im Wechsel mit acht Stunden Dunkelheit.» Auch Rinder benötigen für einen optimalen Wachstumsprozess der Milchdrüsen diese Beleuchtungsintensität. Trockenstehende Kühe benötigen hingegen mehr Ruhe, um sich bestmöglich auf das Kalben vorzubereiten. «Sie brauchen lediglich acht Stunden täglich eine Lichtstärke von 50 bis 80 Lux in Verbindung mit 16 Stunden Dunkelheit, ­damit die Melatonin-Ausschüttung angeregt wird», sagt Bornemann. So haben mehrere Studien ergeben, dass die durchschnittliche Milchleistung um acht bis zehn Prozent steigt, wenn Kühe 16 bis 18 Stunden täglich im Vergleich zu weniger als 13 Stunden der Lichteinwirkung ausgesetzt sind.

Sauberes Wasser

Auch Zugang zu frischem, sauberem Wasser ist für jede erfolgreiche Tierhaltung erforderlich. Angesichts der Tatsache, dass die Milch zu 87 % aus Wasser besteht, gilt das ganz besonders für Kühe. Bei der Auswahl der geeigneten Tränken sind Stabilität, grosse Becken und ein hoher Wasserdurchlauf wichtige Aspekte. In Laufställen bevorzugen die Kühe ganz klar offene Tränken mit freiem Zugang. Hier gibt es Edelstahltränken, je nach klimatischen Bedingungen auch Thermotränken. Dies alles sind Punkte, die man bedenken sollte, wenn man den Kuhkomfort im Stall maximieren und das Ertragsniveau der Herde steigern will.