Seit drei Generationen haben Berchtolds aus Gondiswil im Oberaargau, Kanton Bern, Schweine, ursprünglich als geschlossener Zucht-/Mastbetrieb. Als der heute 34-jährige Landwirt vor vier Jahren den elterlichen Betrieb übernahm, gab es für den Betriebszweig Schweine Investitionsbedarf. Auch die Produktionsform wurde als neues Mitglied eines Abferkelrings des Luzerner Vermarkters Hügi neu aufgegleist. Berchtolds bewirtschaften zwei Betriebe. Seine Eltern kümmern sich hauptsächlich um den Milchviehbetrieb mit den 22 Braunvieh-Kühen in rund 600 Metern Distanz. Samuel, nebst Landwirt auch ausgebildeter Maurer EFZ, ist der «Söieler» und macht als Betriebsleiter auch die Administration und ist natürlich der «Chef». Die Betriebe umfassen insgesamt knapp 28 ha LN, Talzone. Samuels Frau Angela arbeitet Teilzeit auswärts, kümmert sich auf dem Hof zudem um die Buchhaltung und die Vermarktung der Truten.

 

Betriebsspiegel der Familie Berchtold

Samuel und Angela Berchtold, Gondiswil BE

LN: 27,6 ha

Kulturen: Getreide, Futterrüben, ­Kartoffeln, wenig Mais

Tierbestand: 22 Braunvieh-Kühe, Aufzucht, 20 Abferkelplätze,
180 Mastschweineplätze, Trutenmast (Direktvermarktung)

Arbeitskräfte: «Draussen» vor allem Betriebsleiter Samuel und seine Eltern.

www.berchtold-truten.ch

Struktur dank Wochenrhythmus

Bei Betriebsübernahme wurden die damals 20 Zuchtsauen noch ohne Wochenrhythmus geführt. «Der Aufwand war gross», blickt Berchtold zurück. Es gab nie Ruhe, aber auch keine Arbeiten, die man gleich für den ganzen Bestand rationell durchführen konnte. In der angeschlossenen Mast führte dies zudem zu kleinen Posten und entsprechenden Abzügen. Im alten Stall sind heute 160 Mastplätze. Pro Umtrieb kann Berchtold 60 Mastjager «behalten», die übrigen Jager gehen in den Verkauf. So verlassen zwischen 180 und 200 Jager «auf einmal» den Betrieb, wie Berchtold zufrieden berichtet. Die 20 Abferkelplätze werden im 6-Wochenrhythmus geführt. Abferkelbuchten und Jagerstall sind von Grund auf neu. Der alte Stall genügte der Tierschutznorm nicht mehr vollumfänglich. Dies trotz Auslauf und ausreichend Liegefläche. Länge oder Breite passten aber nicht vollständig. «Schon vor 60 Jahren hatten auf unserem Betrieb die Sauen mit Ferkeln Auslauf», weiss Samuel Berchtold zu erzählen. Es sei dann eine Zeit gekommen, als man die Betriebe auf «immer mehr» trimmte. In den 1960er-Jahren und noch später seien bezüglich Tierschutz Rückschritte gemacht worden, stellt er fest. Tempi passati auf der Brausmatt. Seine Schweine haben es gut.

Die Ställe sind hell und auffällig ist das Klima. Bei Berchtolds kann man durch den Schweinestall laufen und sich dann in die Dorfbeiz setzen, wäre sie offen. Wohl niemand würde die Nase rümpfen. Dies soll auch für Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden. «Den Stall zeige ich gerne», sagt Berchtold. Für das Klima sorgen in erster Linie die Schlauchfenster (siehe Kasten). Ebenfalls augenfällig sind die sauberen Tiere.

Mehrere Betriebe hat er mit seinem Vater angeschaut und sich schliesslich für einen Normstall der ATX Suisse entschieden. Das Pultdach sorgte im Dorf während der Bauphase für Verwirrung «Auf einen Schweinestall tippten die wenigsten», sagt Berchtold. Sogar eine Schule wurde vermutet.

 

Auf Mukimaten gesetzt

Die Mutter-Kind-Fütterung entstand aus der Idee, die säugende Muttersau zu entlasten und die Ferkel an das Festfutter zu gewöhnen. Das System bewährt sich seit bereits zehn Jahren auf Schweizer Betrieben. Damit die Saugferkel ab dem 10. Lebenstag lernen, bei der Mutter mitzufressen, wurde der Trog sehr tief konstruiert. Die Schweine bewegen das Rüttelrohr, welches zugleich als Beschäftigung dient. Dadurch gelangt Futter ad libitum in den Trog. Im kleineren Trogabteil ist eine Tränke angebracht, um den Schweinen während der Trockenfütterung ausreichend Wasser zur Verfügung zu stellen. Die Mukimaten können mit einer einfachen Förderkette und/oder modernen Verteilsystemen mit Futter beschickt werden. Die Verdauung der Ferkel und die Umstellung auf Festfutter werden als grosse Vorteile des Systems proklamiert.

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Ganz unten am Chromstallrohr «rütteln» die Sauen. Als Belohnung gibt es Futter.[IMG 3]

Als Maurer vor Ort

Ende 2018 wurden Neu- und Umbau abgeschlossen. Natürlich versuchte der gelernte Maurer viele Eigenleistungen zu erbringen. Während der Bauzeit kümmerte sich sein Vater meist alleine um den Betrieb. Samuel Berchtold konnte so elf Stunden täglich auf der Baustelle mit anpacken.

Was würde der Schweinehalter anders machen? Berchtold überlegt. Er ist überzeugt vom neuen Stall. Die Freude an der Arbeit ist spürbar. Nach längerem Sinnieren fallen ihm dann doch zwei Details ein. In den Abferkelbuchten würde er einen zusätzlichen Ausgang als Fluchtweg einbauen, sollte der Mutterinstinkt der Sauen überhandnehmen. Und im Jagerstall, so hat er beim Waschen bemerkt, wäre das Gefälle auch in die andere Richtung denkbar gewesen.

Bei der Fütterung mag es Berchtold möglichst einfach. Die Hygiene rund um das Trockenfutter ist für ihn das «A und O», wie er sagt. Im Einsatz sind drei verschiedene UFA-Futter, je eines für Sauen, Jager und die Mast. Das Futter im Jagerstall wird anfänglich noch leicht verschnitten, damit der Wechsel nicht zu abrupt ausfällt. «Jede Umstellung bedeutet Stress für die Tiere», sagt er. Diese sind sich das Fressen allerdings schon gewohnt. In der Abferkelbucht wurden sie dank dem «Mukimat» daran gewöhnt (siehe Kasten). Das Futter für die Mast holt er lose in seiner Landi Gondiswil ab.

Den Schweinen gefällts

Die Gesundheit der Tiere macht Samuel Berchtold Freude. Noch verzichtet er auf das Desinfizieren nach dem Waschen. Milchfieber ist im Griff und der Antibiotika-Einsatz auf einem Niveau, dass er auf den Statistiken des Gesundheitsprogramms «kaum noch sichtbar ist». Geburten leitet er nicht ein, während dem Abferkeln geht er nachts alle zwei bis drei Stunden in den Stall. «Das lohnt sich.» 12,2 lebend geborene Ferkel hat Berchtold im Schnitt.

 

Ohne gutes Klima bringt alles nichts

Ohne ein gutes Stallklima können die besten Schweine ihr Leistungspotenzial nicht ausschöpfen. Die ideale Temperatur bei der sich die Tiere wohlfühlen, nimmt bei Schweinen bekanntlich mit zunehmendem Alter ab. Hitzestress im Sommer führt zu einer reduzierten Futteraufnahme und einem erhöhten Flüssigkeitsbedarf. Die Luftrate sollte erhöht werden. Die Luftfeuchtigkeit liegt idealerweise zwischen 50 und 80 Prozent. Im Winter, wenn die Stalltemperatur kühler ist, hat die Luft eine tiefere Wasseraufnahmefähigkeit. Vorsicht vor Zugluft. Ammoniak kann für Ferkel schon bei geringen Konzentration toxisch sein. Kohlendioxid wird ab 3000 ppm gefährlich. Schwefelwasserstoff seinerseits entsteht durch bakterielle Aktivität in der Gülle. Staub ist zwar kein Schadgas, aber es erhöht etwa die Toxizität von Ammoniak.

 

Schlauchfenster und Pultdach

Das «Low Energy Stallkonzept» sei aus dem Bedürfnis entstanden, einen Stall zu entwickeln, der ein optimales Stallklima für Mensch und Tier bietet, heisst es bei ATX Suisse. Die Hülle ist eine einfache Holzkonstruktion mit Verschalung. Durch den grossen Luftaustausch ist für genügend Frischluft gesorgt. Auf beiden langen Stallseiten sind Schlauchfenster angebracht, die mit automatisch gesteuerten Ventilatoren aufgeblasen werden. Durch das Pultdach wird eine natürliche Thermik erzeugt und die warme und belastete Luft wird automatisch durch Frischluft ersetzt. Eine natürliche Lüftung sei besser als eine mechanische Zwangslüftung, bei der sich Zugluft oft nicht vermeiden lasse, schreibt die Firma weiter.

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An den Längsseiten sind unterhalb des Pultdachs die Schlauchfenster angebracht.

 

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