Die Präsidentin hat ihr Amt auf Ende Jahr gekündigt. Alle intensiven Bemühungen führen zu keinem Ersatz. So lautet die Geschichte von vielen Vereinen. Neue Mitglieder für ein Vorstandsamt zu finden, gestaltet sich vermehrt schwierig. Warum das so ist und was dagegen unternommen werden könnte, erzählen Unni Stamm und Regula Ott in den beiden untenstehenden Interviews.

Neue Broschüre veröffentlicht

Der Schweizerische Katholische Frauenbund hat aufgrund der Problematik, die in vielen Vereinen aktuell ist, eine neue Broschüre «Neue Vorstandsfrauen finden» herausgegeben.

Weitere Kurse sind geplant

Auch der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband hat zum Ziel, Frauen zu stärken und für Ämter zu motivieren. Dazu wurde der Kurs «kompetent.engagiert» entwickelt, der im Jahr 2018 erstmals angeboten wurde.

In den Kursen können sich interessierte Frauen in den Bereichen persönliche Kompetenzen, professionelle Auftrittskompetenz sowie Politik und Agrarpolitik persönlich weiterentwickeln. Im 2021 sind Einsteiger- sowie Aufbaukurse geplant. Informationen finden sich auf der Website www.landfrauen.ch.

 

«Das Ehrenamt wird immer weniger attraktiv»

[IMG 2]

Regula Ott ist Co-Geschäftsleiterin vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund (SKF). Sie ist eine der drei Autorinnen der Broschüre «Neue Vorstandsfrauen finden». Im Interview erklärt sie, warum es die Broschüre überhaupt braucht. 

Warum die Broschüre «Vorstandsfrauen finden»?

Regula Ott: Das Ehrenamt wird immer weniger attraktiv. Die meisten Frauenvereine haben viele Mitglieder, aber es finden sich wenige für den Vorstand. Menschen haben weniger Zeit und sind oft schon ausgelastet. Viele Leute wollen sich auch nicht so lange binden, übernehmen lieber punktuelle Engagements, die zeitlich befristet sind – so die Freiwilligenforschung.

Ist das Engagement für die Allgemeinheit nicht mehr interessant?

Die Freiwilligenarbeit zieht immer noch. Der Hauptpunkt hier ist das miteinander Gestalten und die Sinngebung. Wenn ein Verein kommunizieren kann, hier darf sinnvoll mitgestaltet werden, kann er die Menschen abholen.

Was raten Sie Vereinen, die Mühe haben mit dem Anwerben für den Vorstand?

Nach aussen kommunizieren, für was der Verein steht: mit einem Inserat in der Kirchenzeitung und im Dorfblatt; im Migros die Menschen ansprechen z. B. am Tag der Nachbarschaft. Mit einfachen Einstiegsmöglichkeiten Interessierten die Möglichkeit geben, sich punktuell zu engagieren. Z. B. als Helferin bei einer Kinderkleider-Börse. So kann den Menschen die Freude an der Mitarbeit aufgezeigt werden. 

Eine Standortbestimmung aufnehmen (unsere Broschüre gibt da Einleitung dazu). Was wollen wir? Was können wir mit unseren Ressourcen machen? Was braucht die Gemeinde,
die Bevölkerung?

Ein Vorstandsamt kann Vorbereitung sein für ein politischesAmt oder sogar den Wiedereinstieg ins Berufsleben. Auf der Website «Dossier freiwillig engagiert» kann einfach ein Zeugnis erstellt werden über die Vereinsarbeit. Das könnte mitunter motivieren, sich zu engagieren.

Sie bieten Kurse an zum Thema Vereinsarbeit. Was bringt so ein Kurs für die Teilnehmerinnen?

In den Kursen werden Kompetenzen entwickelt. Wir vermitteln Fachwissen, zum Beispiel für die Aktuarin. Das gibt Selbstvertrauen. Teilnehmerinnen wissen, wo Hilfe zu finden ist, und sind vernetzt – auch mit Engagierten anderer Ortsgruppen. Das beflügelt die Motivation und stärkt das Gemeinschaftsgefühl über die Region hinaus.

Mehr lesen: Unni Stamm ist im Vorstand der Schaffhauser Landfrauen und erzählt im Interview von ihren Erfahrungen bei der Vereinsarbeit.