Frauen für die Politik, für landwirtschaftliche Verbände oder Vereinsvorstände zugewinnen, ist schon lange ein brennendes Thema beim Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV).

Nur – wie macht man das effizient? Der Kurs «Kompetent engagiert – motiviert und bedacht ein Anliegen vertreten» soll Abhilfe schaffen.

Frauensicht bereichert

Frauen, die diese Weiterbildung besucht haben, sind begeistert und geben Auskunft über ihre Erfahrungen und die Fortschritte, die sie mit dem Kurs gemacht haben. Eine davon ist Daniela Lobsiger. Sie wurde als Landfrauenpräsidentin 2011 in die Verwaltung der Landi Matzingen im Kanton Thurgau gewählt und von den Verantwortlichen gezielt gefördert.

Heute sitzt sie im Regionalausschuss Ostschweiz und im Verwaltungsrat der Fenaco-Genossenschaft. «Als Bäuerin, Kundin von Landi und Volg sowie Besitzerin einer Photovoltaikanlage kann ich mich gut in die vielfältigen Themenbereiche hineindenken und mit meiner Sichtweise als Frau oftmals die Diskussion bereichern», so die gelernte Köchin.

Kurs zur Vorbereitung auf Amt

Daniela Lobsiger besuchte den Kurs als Vorbereitung für ihre Aufgabe als Verwaltungsmitglied der Fenaco. Regula Böhi, Kantonalpräsidentin der Thurgauer Landfrauen, hat sie damals auf das Angebot hingewiesen. Daniela Lobsiger glaubt, dass noch mehr Frauen davon profitieren würden, wenn der Kurs an mehreren Standorten in der Schweiz durchgeführt würde. Eine lange Anreise sei für Frauen mit Kindern oftmals ein Hindernis.

Daniela Lobsiger ist es ein Anliegen, junge Frauen zu fördern – sei es in ihrem Landfrauenvorstand oder in der Fenaco-Landi-Gruppe. Dort plant sie einen Frauentag, um die Frauen untereinander besser zu vernetzen und sie für Führungsaufgaben zu begeistern. Wegen der Corona-Pandemie musste sie das Vorhaben jedoch vertagen.

Jede Bäuerin hat das Potenzial

Lobsiger ist überzeugt, dass jede Bäuerin und Landfrau das Potenzial hat, ein Amt zu übernehmen und so die Gesellschaft mitzugestalten. «Vor 50 Jahren haben mutige Frauen dankenswerterweise für unser Stimmrecht gekämpft», so Lobsiger. «Heute braucht es unser Engagement beispielsweise, um die soziale Absicherung der Frauen zu verbessern.»

Als Kantonsrätin kandidiert

«Ich besuchte den Kurs bewusst, weil Kantonsratswahlen anstanden und ich mich zur Wahl zur Verfügung stellte», sagt Franziska Gasser-Fryand aus Lungern im Kanton Obwalden.

«Ich wusste, es kommen Auftritte auf mich zu, die ich mir vor zwei bis drei Jahren niemals im Leben zugemutet hätte. Der Kurs gab mir Sicherheit, und gewisse fremde Situationen wurden vertrauter. Diese Weiterbildung empfehle ich definitiv jeder Frau, die sich politisch oder in einem Vorstand aktiv beteiligen will. Weiter schenkte mir der Kurs bestimmt den Mut, etwas Neues anzupacken. Neues kann interessant sein und Horizonte öffnen», fährt Gasser-Fryand fort.

Genau hier liege der Punkt: sich Zeit nehmen für Neues, Mut haben für Neues und sich eingestehen «ich kann das». Für Frauen sei dies schwieriger als für Männer.

Vielfältige Tipps

Franziska Gasser-Fryand besuchte den Kurs zusammen mit ihrer Kollegin Petra Rohrer-Stimming. Sie schwärmen in hohem Mass über die vielfältigen Tipps, die sie mitbekommen hätten. Zusammen übernahmen sie das Co-Präsidium des Kantonalen Landfrauenverbandes Obwalden. Auch Petra Rohrer-Stimming stellte sich zur Wahl ins Kantonsparlament. Beide wurden gewählt.

«Wer mich förderte, um diese Ämter fast gleichzeitig anzunehmen, war ich selbst. Es war mir bewusst, dass beides miteinander eine grosse Doppelbelastung bedeutet, gibt doch das Präsidium der Landfrauen nicht nur innerhalb des Vorstands vieles zu erledigen, sondern auch auf schweizerischer Ebene», sagt die Obwaldner Co-Präsidentin. «Schlussendlich spürte ich, dass alles vollkommen zusammenpasst. Eines ergab sich durch das andere.»

Etwas zurückgeben

Petra Rohrer-Stimming und Franziska Gasser-Fryand können bei den Landfrauen vom Wissen im Kantonsrat profitieren. Denn diese seien je länger je mehr gefordert, sich politisch stark einzusetzen. Bei harten Abstimmungskämpfen sei diese Verbindung enorm wichtig, sind sich die Frauen einig.

«Was ich betonen möchte, ist, dass der Entscheid Ja zu sagen zu einer Wahl, damit zu tun hat, dass ich eine Verpflichtung in mir spürte, einmal im Leben der Gemeinde, der Öffentlichkeit und der Bevölkerung etwas zurückgeben», sagt Franziska Gasser-Fryand mit Nachdruck. «Mit einem Amt bekommt man einen Einblick in nicht immer so einfache Aufgaben und Entscheidungen. Schliesslich nehme ich viel davon mit für mein Leben.»

 

Der Kurs

Der Kurs «Kompetent engagiert – motiviert und bedacht ein Anliegen vertreten» richtet sich an Frauen aus dem landwirtschaftlichen Umfeld, insbesondere mit Interesse an einem Engagement in bäuerlichen Organisationen oder Vorständen von Verbänden. Sich bereits engagierende Frauen sind ebenfalls herzlich willkommen.