«Die Berufsprüfung Bäuerin war 1981 für mich ein Eckpunkt in meinem Leben. Vor allem aber eine grosse Bestätigung, um im bäuerlichen Umfeld anzukommen», erzählt Margrit Bigler. Sie wuchs nicht auf einem Bauernhof auf, machte aber vor ihrer Ausbildung zur Krankenpflegerin das bäuerliche Haushaltlehrjahr. Nach ihrer Heirat war es für sie klar, die Berufsprüfung zu absolvieren.

 

Bäuerinnen-Juni

Die BauernZeitung hält Sie über die Abschlussfeiern der Bäuerinnen auf dem Laufenden, sei es in der Printausgabe oder via unten stehendem Link. Ausserdem porträtieren wir den ganzen Juni hindurch spannende Bäuerinnen und werfen einen Blick auf den Wandel, den diese Weiterbildung durchgemacht hat.

Mehr Infos zu den Feiern:www.bauernzeitung.ch/abschluss-2021

Erste Prüfungen für Bäuerinnen in Bern

Für den Verband Bernischer Landfrauenvereine (VBL) ist das Jahr 1944 prägend. Erstmals wurden Prüfungen für Bäuerinnen an den landwirtschaftlichen Schulen Schwand und Waldhof durchgeführt. Damit begann eine schweizerische Erfolgsgeschichte. Es waren die ersten Berufsprüfungen für Bäuerinnen in der Schweiz.

Seit Beginn der Prüfung war ihr Zweck, die Arbeit der Bäuerin als Berufsarbeit anzuerkennen und damit die Frauen in der Landwirtschaft besserzustellen. Ausserdem sollte sie das Beherrschen der richtigen Arbeitstechniken fördern, sowie die Freude und Hingabe zum Beruf wecken. Unter dem Titel «Das bietet der Beruf der Bäuerin» wurde festgehalten: «Die Bäuerin trägt eine grosse Verantwortung, denn sie sorgt für das Wohlergehen von Jung und Alt auf dem Bauernhof.»

Fand die erste Prüfung noch auf kantonaler Ebene statt, waren später der Schweizerische Landfrauenverband und der Schweizerische Verband Katholischer Bäuerinnen gemeinsam für die Prüfungen zuständig. Nach deren Fusion 2006 ist es heute der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV).

 

Bildung Bäuerin

Die bäuerlich-hauswirtschaftlichen Fachschulen bieten Module an, die in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband erarbeitet wurden. Sie werden je nach Schule als Vollzeitlehrgang oder berufsbegleitend besucht. Für die Berufsprüfung Bäuerin mit Fachausweis (FA) braucht es:

  • Ein eidg. Fähigkeitszeugnis einer beruflichen Grundbildung oder ein Mittelschulabschluss;
  • neun Pflichtmodule;
  • zwei Wahlmodule, es können auch solche aus der Modulliste des Berufsfelds Landwirtschaft gewählt werden;
  • eine zweijährige Praxiszeit in einem bäuerlichen Haushalt, der direktzahlungsberechtigt ist.

Nach bestandenem FA gibt es für Bäuerinnen die Möglichkeit der Höheren Fachprüfung (HFP) mit dem Titel «Diplomierte Bäuerin». Diese Ausbildung ist ebenfalls modular strukturiert und wird zusammen mit den angehenden Meisterlandwirten besucht. 

Ein echtes Netzwerk bilden

«Die Organisation der benötigten Zeit für den Besuch der Vorbereitungskurse und fürs Lernen war für mich nicht immer einfach», weiss Margrit Bigler noch genau. Sie hatte zwei kleine Töchter zu versorgen und führte einen grossen Haushalt. 1981 gab es kein Internet und keine Handys. Sich mit den anderen Frauen auszutauschen, wertvolle Kontakte zu knüpfen und ein Netzwerk aufzubauen, war damals für alle Prüfungsabsolventinnen genial. «Die Diplomfeier im Kursaal Bern war ein prägendes Ereignis. Wir wurden ermuntert, den Titel ‹Eidgenössisch Diplomierte Bäuerin› zu verwenden und damit den Wert der Ausbildung zu kommunizieren», hält sie fest.

Margrit Bigler hat auf ihrem Betrieb zehn bäuerlich-hauswirtschaftliche Lehrtöchter ausgebildet. Rückblickend sei dies eine gute Zeit gewesen. Die jungen Frauen brachten immer wieder neue Trends mit. «Einiges wäre für mich nicht möglich gewesen, wenn ich keine Lehrtöchter gehabt hätte», meint sie rückblickend.

Mal mehr, mal weniger Absolventinnen

Einen Höhepunkt erlebte die Ausbildung für Bäuerinnen in den 1980er-Jahren. 1981 absolvierten in der Schweiz 211 Frauen im Alter von 22 bis 54 Jahren die Berufsprüfung für Bäuerinnen. 188 bestanden sie und erhielten den Titel «Eidgenössisch Diplomierte Bäuerin». Acht Frauen legten die Ergänzungsprüfung für bäuerliche Haushaltlehrmeisterinnen ab. Sie wurden nach dem Reglement von 1976 geprüft, das vom eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartement genehmigt war.

2002 legten 62 Frauen die Berufsprüfung ab, 2003 gab es 67 erfolgreiche Bäuerinnen. Im Frühjahr 2004 wurde die letzte Prüfung nach dem Gesamtsystem organisiert und von 89 Frauen abgelegt. Im gleichen Jahr machten 14 Kandidatinnen die erste Abschlussprüfung nach modularem System. Es war nur eine Prüfung in der deutschsprachigen Schweiz. 2005 waren es 25 Bäuerinnen mit Fachausweis, ab dann steigen die Zahlen fast immer: 2010 gab es 98 erfolgreiche Bäuerinnen, 2011 wurde mit 120 die Zahl dreistellig und 2020 die Spitzenzahl von 233 Bäuerinnen mit Fachausweis erreicht.