Kurz & bündig

- Beim Melkroboter System Happel wird der Melkarm von einem Industrie-Roboter gesteuert.
- Während dem Melkvorgang schwenkt der Melkarm weg und unter der Kuh befindet sich keine weitere Technik.
- Mit einer zentralen Technik-Einheit können optional zwei Melkboxen nebeneinander bedient werden.
- Die Leistung mit einer Doppelbox liegt bei etwa 120 Kühen.

Der Melkvorgang von System Happel ist mit einer Vakuumentlastung besonders schonend zu den Kuheutern. Vor allem das Gewebe um die Zitzen werde weniger belastet: Davon sind Marcel und sein Vater Willi Luder überzeugt. Deshalb blieben sie dem Melktechnik-Anbieter treu, als sie im Jahr 2016 ihre Kühe in den neuen Milchviehstall zügelten.

Luders führen ihren Betrieb in Oftringen AG in einer Generationengemeinschaft und schafften im neuen Laufstall Platz für insgesamt 65 Milchkühe. Zurzeit ist der Stall mit 45 Tieren belegt.

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«Mit dem Einzug in den neuen Stall haben wir die Herdengrösse mehr als verdoppelt. Vorher hatten wir 17 Kühe im Anbindestall mit Rohrmelkanlage. Nach anfänglichem Zögern war es klar, dass wir in die Melkroboter-Technik investieren wollten. Dabei haben wir uns für Happel entschieden, weil wir den schonenden Melkvorgang bereits vom bisherigen Stall gekannt haben und dies auch auf den Robotern angeboten wird.» Während dem Melkvorgang wird im Melkbecher das Vakuum reduziert, was das Zitzen-Gewebe schont.

Die beiden Betriebsleiter sind froh, dass sie sich für einen Melkroboter entschieden haben. Sie können ihre Arbeiten nun flexibler einteilen. Bei ihrem vielfältigen Betrieb ist es ein grosser Vorteil, nicht mehr an fixe Melkzeiten gebunden zu sein. Luders führen nebenbei ein Lohnunternehmen, mit dem sie Ballen und Siloballen produzieren. Sie erledigen Holzerarbeiten und Willi Luder ist zudem als Klauenpfleger unterwegs.

Wie viele andere Landwirte hat Marcel Luder festgestellt, dass mit dem Melkroboter nicht weniger Arbeit anfällt, diese jedoch flexibler erledigt werden kann: «Wenn wir beispielsweise Heu einführen, ist die ganze Familie beschäftigt. Da ist es ein grosser Vorteil, wenn keiner für das Melken abspringen muss.»

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Die Arbeit, die dann trotz Melkroboter anfällt, investiert Marcel Luder in die Bestandesbetreuung. So kontrolliert er am Morgen immer die aktuellen Tierdaten und geht Auffälligkeiten auf den Grund. Beispielsweise, wenn die Milchmenge, die Melkzeiten oder der Leitwert der Milch abweichen.

Zusammen mit der visuellen Tierbeobachtung kann er so früh reagieren, sollte eine Kuh gesundheitlich angeschlagen sein. Die Tierdaten kann er an einem Display entweder direkt beim Roboter oder am PC im Büro, welches oberhalb des Stalls eingerichtet wurde oder auch auf dem Handy ablesen.

Die Tiere beobachtet er gerne vom Stallbüro aus. Hinter einer grossen Glasfront hat er eine perfekte Sicht über die Herde. «Hier erkennen mich die Kühe nicht und lassen sich nicht ablenken, wie wenn ich beispielsweise im Futtertenn stehe.»

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System Happel mit Industrie-Roboter als Melkarm

Als Besonderheit beim System Happel werden die Melkbecher mit einem Industrie-Roboter angesetzt. Solche Roboter werden auch für Schweissarbeiten verwendet, wenn eine hohe Präzision und Beweglichkeit notwendig ist, zum Beispiel, um Autoteile zusammenzuschweissen. Der Roboter verfügt über mehrere, elektrisch angetriebene Gelenke und ist in alle Richtungen beweglich. Ein Laser und eine Kamera sorgen für präzise Bewegungen.

Mit dem Greifwerkzeug schnappt er sich den Vormelkbecher, mit welchem jeder Strich mit Wasser gereinigt und anschliessend mit Luft getrocknet wird. Danach setzt er die Melkbecher an. Während des Melkvorgangs wird der Roboterarm nicht mehr benötigt. Er bewegt sich in seine Ausgangsposition zurück.

Die zentrale Technikeinheit umfasst nebst dem Industrie-Roboter eine Box. Darin ist die gesamte Melktechnik untergebracht. Die Seitenteile lassen sich für eine gute Zugänglichkeit weit öffnen.

Mit einer solchen Technik-Einheit ist es als Option möglich, zwei Melkboxen zu bedienen. Während eine Kuh in der einen Box gemolken wird, kann in der anderen Box eine zweite Kuh bedient werden. Mit einer solchen Einrichtung kann die Leistung auf rund 120 Tiere gesteigert werden.

Bei Luders steht der Melkroboter stirnseitig im neuen Laufstall. Der Milchtank befindet sich in einem angrenzenden Raum. Die Milchwege sind kurz. Die Kühe gelangen seitlich in die Melkbox hinein und wieder hinaus. Wollte man hier eine Doppelmelkbox einrichten, müsste die Ausrichtung der Anlage geändert werden.

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Die doppelte Umstellung war für die Kühe ein Kinderspiel

Die Kühe erlebten mit dem Umzug vom Anbindestall mit Rohrmelkanlage in den Laufstall mit Melkroboter gleich eine doppelte Umstellung. «Das ging jedoch erstaunlich problemlos. Sie haben sich rasch an die neuen Abläufe gewöhnt.» Die Tiere können sich frei bewegen und werden halbtags geweidet. Da die Weide an den Stall grenzt, haben sie einen freien Zugang. Trotz des zusätzlichen Weidens, während dem der Melkroboter stillsteht, reicht die restliche Zeit aus, alle Kühe zu melken. Aktuell ergeben sich durchschnittlich 2,5 bis 2,8 Melkungen pro Tier und Tag.

[IMG 5]«Eine heute 12-jährige Kuh hat es jedoch nie gelernt, selber in die Melkbox zu gehen. Sie hält an ihrem Rhythmus, morgens und abends gemolken zu werden, fest und wartet darauf, in die Melkbox geführt zu werden.»

Das stört Marcel Luder jedoch keineswegs. Vielmehr freut er sich über die «Sturheit», welche letztlich zeigt, dass jede Kuh ihren eigenen Charakter hat. Und das Lustigste an der Geschichte: «Ihre Tochter, die zwar nichts anderes als den Melkroboter kennt, verhält sich genau gleich wie die Mutter», erzählt Marcel Luder lachend.

Mit einer einfachen Einrichtung mit Ketten kann er die Kühe, die von Hand geholt werden müssen, vor der Melkbox sammeln und eine nach der anderen melken.

Die Melkbox passt sich der Grösse der Kuh an, indem der Kraftfuttertrog in der Höhe verstellt und so die Kuh an den hinteren Teil der Box gedrängt wird. Die Tierposition wird im Weiteren mit einem Bügel hinten in der Box überwacht. Geht die Kuh ein bisschen nach vorne oder hinten, geht der Bügel mit und sendet den Impuls an den Rechner, welcher dies an den Roboterarm weiterleitet. Dadurch wird die Steuerung des Arms unterstützt.

Kühe fühlen sich im neuen Stall wohl, sie lassen sich nicht stressen

Marcel Luder ist mit dem neuen Stall sehr zufrieden und seine Kühe sind es auch. Sie verhalten sich sehr ruhig und lassen sich bei Bedarf problemlos am Halsband herumführen. «Es ist uns wichtig, dass die Kühe zutraulich sind. Deshalb üben wir dies mit den Jungtieren. Bereits als Kälber werden sie auf die Weide gelassen. Dabei entsteht ein täglicher enger Umgang mit ihnen, was die spätere Zusammenarbeit erleichtert.»

Die Milchleistung der Holstein-Kühe liegt bei durchschnittlich rund 8600 Kilogramm. Marcel Luder ist damit zufrieden. In der Herde sind viele Rinder aus der eigenen Nachzucht, mit denen der Stall nach und nach gefüllt wird.

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Die Melkbecher lassen sich leicht von Hand ansetzen

Der Happel-Melkroboter ermöglicht im Bedarfsfall auch ein manuelles Ansetzen der Melkbecher. Dazu wird die Anlage auf manuelle Bedienung umgestellt. Der Roboterarm ist dann ausgeschaltet und man kann sich im Euterbereich sicher bewegen. Die einzelnen Melkbecher lassen sich mit einem Schalter an der Melkbox einschalten und der Becher kann manuell angesetzt werden.

Bei Rindern müsse man hier manchmal manuell unterstützen, sagt Luder. Aber vielfach würde es auch von Anfang an direkt mit dem Roboter funktionieren.

Betriebsspiegel der Familie Luder

Generationengemeinschaft Marcel und Willi Luder, Oftringen AG

LN: 28 ha
Kulturen: Ackerbau und Futterbau
Tierbestand: 45 Milchkühe (Holstein, Red Holstein), 20 Aufzuchtrinder, 20 Mastkälber, 7 Pferde
Weitere Betriebszweige: Lohnarbeiten (Ballenpressen, Ballensilage, Holzerarbeiten), Klauenpfleger
Arbeitskräfte: Betriebsleiter-familien, 1 Lehrling

Industrie-Roboter und schonendes Melken beim Aktiv Puls Robot 2020

Der Melkroboter Aktiv Puls Robot von System Happel verfügt über eine integrierte Vakuumentlastung im Zitzengummi. In den Massagephasen des Melkvorgangs wird das Vakuum entlastet. Dadurch sollen das Gewebe weniger gestresst und die Eutergesundheit verbessert werden. An einer Düse gelangt atmosphärischer Druck in das Innere des Zitzengummis, was ein sorgsames Melken, ähnlich wie es ein Kalb tut, ermöglicht.

Der Roboterarm basiert auf industrieller Robotertechnik und ist sehr robust ausgeführt. Er wird mittels Kamera und Laser zu den Zitzen geführt. Während des Melkens befindet sich keine Technik mehr unter der Kuh. Der Arm schwenkt in seine Ausgangsposition zurück.

Der Melkroboter Aktiv Puls 2020 von System Happel kostet rund 210'000 Franken.