Es ist das dritte Geschäftsjahr für den 33-jährigen Schweineprofi Michael Hunkeler aus Altishofen LU. 2023 hat er, nachdem er den Betrieb am Dorfrand während drei Jahren als Generationengemeinschaft mit Vater Thomas Hunkeler geführt hatte, übernommen. Der Vater ist seitdem noch angestellt auf dem Betrieb. 140 Sauen mit Mastferkelproduktion und als Endprodukteprüfungs-Betrieb sind arbeitsintensiv. Michael Hunkeler wusste, worauf er sich einlässt. Er absolvierte die HAFL in Zollikofen BE mit Fachrichtung Nutztiere und arbeitete dann als Agronom während einigen Jahren bei einem Schweinevermarkter in der Beratung. Der Betrieb – produziert wird nach Richtlinien von IP-Suisse, wo Hunkeler auch im Vorstand mitarbeitet – ist mit 8,8 ha LN kleinflächig. Hunkelers gelten mit diesem Verhältnis Tierbesatz zur Futterfläche als «bodenunabhängig». Dies, obwohl sämtliche Gülle auf dem Betrieb verwertet werden kann.
Die Gülle geht zum Wiggerhof in die Biogasanlage
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Die Anlage, die aus Gülle, Mist, Grüngut, Getreidereinigungsabfall der Egli Mühlen AG und Abfällen aus der Lebensmittelindustrie Strom erzeugt, wurde 2004 erstellt. 2017 bauten die Betreiber Meinrad Pfister vom Wiggerhof und Thomas Hunkeler die Altishofer Biogasanlage aus und vervierfachten so ihre Leistung. Die Gülle wird vom Wiggerhof und drei Nachbarsbetrieben (u. a. Michael Hunkeler) via unterirdische Leitungen in die Anlage gepumpt. Insgesamt kann die Biogasanlage am Flüsschen Wigger 15 000 Tonnen Biomasse verarbeiten. Diese gärt dann während 150 Tagen in den Behältern. Dabei wird das Biogas in den Hauben gesammelt und durch einen Gasmotor verstromt. Produziert werden jährlich 4 700 000 kWh Strom, der in das Netz der Zentralschweizer Kraftwerke (CKW) eingespeist wird. Die Menge deckt den Jahresbedarf von rund 1000 Haushalten. Zusätzlich werden mit den 2 360 000 kWh Wärme die Ställe des Betriebs geheizt und Holzschnitzel und Cheminéeholz getrocknet. Quelle Wiggerhof
Gülle wird zu Strom
Bereits vor über 20 Jahren baute Vater Thomas Hunkeler mit Nachbar Meinrad Pfister auf dessen Betrieb eine Biogasanlage, die 2017 erweitert wurde.
Die LN ist ackerfähig; angebaut werden Gerste, Weizen, Mais, Raps und Kunstwiese. Der Wald ist gut zu bewirtschaften, das Holzen im Winter eine Leidenschaft von Vater Thomas und Onkel Toni. Auch bei unserem Besuch zieht es die beiden freudig, da mit neuer Seilwinde ausgestattet, in den Forst.
Schon vor über 50 Jahren haben Hunkelers auf die Karte Schweine gesetzt und die Kühe verkauft. Gestartet wurde mit 50 Sauen. 1997 kam die Erweiterung auf 140 Sauen, verbunden mit einem neuen Abferkelstall. Seit rund 25 Jahren sind die Galtsauen auf einem zweiten Betrieb in Fischbach LU ausgelagert. Sie erholen sich dort in einer Grossgruppe, fressen ab acht Abruffütterungsstationen und ab Raufe steht gutes Heu zur Verfügung. Stroh und Heu kommen zum grössten Teil vom eigenen Betrieb. Vor allem in Jahren mit mässigem Stroh setzt Hunkeler auf gutes Heu, damit sich die Sauen mit diesem die Bäuche füllen. Bei den Galtsauen läuft auch noch ein älterer Eber mit, der Umrauscher aufspürt.
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Als Testzuchtbetrieb aktiv
In Altishofen laufen die Sauen in zehn Gruppen à 14 Tiere. Drei Abferkelzimmer mit je 14 Plätzen stehen zur Verfügung. Drei Wochen nach dem Decken geht es in die Galtsauengruppe. Jeweils vormittags fährt einer von Hunkelers nach Fischbach, periodisch nehmen sie in ihrem 3,5-Tönner «neue» Galtsauen mit. Abends macht ein Mieter einen letzten Kontrollgang bei den Galtsauen. «Eine wertvolle Unterstützung», so der Landwirt. Hunkelers sind seit Beginn der heutigen Endprodukteprüfung des Genetik- und Zuchtunternehmens Suisag einer der Prüfbetriebe. Michael Hunkeler bestellt nur die Anzahl der benötigten Blister für seine Mastferkelproduktion, geliefert wird dann nach dem Prüfprogramm der Suisag: Aktuell etwa im Verhältnis 60 % Duroc, 30 % Premo, 10 % Piétrain. «Wichtig für uns ist, dass pro Sau nur ein Eber zum Einsatz kommt», sagt Michael Hunkeler. Mischbesamungen würden aus der Prüfung fallen. Und auch beim Markieren verträgt es keine Verwechslungen, denn im Schlachthof und zusätzlich in der Vollgeschwisterprüfung an der MLP in Sempach – wo Hunkelers Prüftiere anliefern – muss jedes Schlachtschwein präzise einem Vater zugeordnet werden können, damit das Ganze auch Sinn ergibt. Hunkeler erfasst zudem Anomalien. Als Testzuchtbetrieb wird er über das Zuchtprogramm finanziell entschädigt.
Betrieb Hunkeler
Michael Hunkeler, Altishofen LU
LN: 8,8 ha, 11 ha Wald
Kulturen: Gerste, Weizen, Mais, Raps, Kunstwiesen
Tierbestand: 140 Sauen, Jageraufzucht
Weitere Betriebszweige: Prüfbetrieb für Endprodukteprüfung, Vater Thomas Hunkeler ist an Biogasanlage beteiligt.
Arbeitskräfte: Betriebsleiter Michael Hunkeler, Vater Thomas im Angestelltenverhältnis.
F1-Jungsauen werden gekauft
Die Jager gehen über den Vermarkter Profera an zwei zugewiesene Mäster. Die Jungsauen kauft Michael Hunkeler alle als F1-Remonten zu. Ob nun Edelschwein × Landrasse oder umgekehrt, spiele leistungsmässig keine Rolle, so seine Erfahrung. Um die 50 Jungsauen ergänzen so jährlich die Herde, und zwar fix monatlich. Deckfähige kosten aktuell um die 800 Franken. Dank der aktuellen Schweinepreise gibt es für abgehende Sauen um die 500 Franken. «Junge Sauen sind so rasch wirtschaftlich», sagt der Schweineprofi.
Die Gesundheit im Stall bewertet er als gut. Seit einigen Monaten machen Coli-Ödeme zu schaffen. Beim Premo-Eber wurde dies züchterisch behoben, seit Hunkeler aber mehr Duroc einsetzt, ist die Ausgangslage anders, da der farbige Endprodukteeber noch nicht reinerbig ist. Übers Trinkwasser gibt es Säurehaltiges, um den Druck im Magen-Darm-Trakt zu senken. Bei der Biosicherheit geht Hunkeler Kompromisse ein. Einzäunen lassen sich bei ihm die Ställe nicht. Vorsichtig ist er dafür bei Transportfahrzeugen, bei Kleidern und Gerätschaften und er selbst geht nicht in fremde Ställe. Gemäss einem Selbsttest mit der ASP-Ampel – sie bewertet das betriebliche Risiko einer möglichen Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) – habe er aber noch Verbesserungspotenzial, sagt er selbstkritisch.
31 Ferkel werden abgesetzt
Die Fütterung im Abferkelstall macht Michael Hunkeler von Hand. Den Arbeitsgang nützt er gleichzeitig zur Tierbeobachtung. Beim Abferkeln ist er häufig dabei, die heute grösseren Würfe bedürfen grösserer Aufmerksamkeit. Milchfieber-Probleme seien selten, wohl unter 1 %, so die Einschätzung. Bei älteren Sauen sei hingegen die Kalzium-Versorgung ein Thema. 2024 hat Hunkeler pro Sau 31 Ferkel abgesetzt, 14,8 lebend geborene gab es pro Wurf. Die Umrauscherquote liegt bei 3 Prozent und die Säugezeit beträgt 33 Tage. Die Jager haben Breifutterautomaten. In Sachen Tierarzt setzt Hunkeler auf eine spezialisierte Schweinepraxis als Bestandestierärzte. Von den Tierärzten erwarte er sich auch Anstösse zu Verbesserungen: «Als Betriebsleiter wird man rasch ein wenig betriebsblind.» Bei Gesundheitsproblemen im Stall lohne es sich, der Ursache ganzheitlich auf den Grund zu gehen.
Das Potenzial an diesem Standort sieht Hunkeler bei der aktuellen Raumplanung als ausgeschöpft. Die Entwicklungsmöglichkeiten als tierintensiver Betrieb am Dorfrand sind eingeschränkt. Auch Umbauten seien immer Kompromisse. Aktueller verbessert er die Böden in den Abferkelzimmern.
Leidenschaft ohne Perfektionismus
Michael Hunkeler ist ein leidenschaftlicher «Söieler», aber kein Perfektionist. Er investiert gerne dort Zeit, wo es sich auch lohnt. Der Arbeitsaufwand sei zu zweit aktuell zu stemmen. Notfalls oder sonntags schafft dies auch eine Person allein. Mit den zehn Gruppen gibt es im Ablauf Lücken und somit etwas Luft. Während die ältere Generation diese Zeit für Waldarbeiten nützt, bleibt dann für Michael Hunkeler etwa Zeit für Büroarbeiten.
Premo, Duroc und Piétrain auf Prüfstand
Die Endprodukteprüfung (EPP) dient als aussagekräftige nachkommenbasierte Prüfung der KB-Eber und auch als wertvolle Kontrolle des Zuchtprogramms bezüglich Produktionsleistung. Die EPP der KB-Eber berücksichtigt neben den Resultaten der Stationsprüfung auch Schlachthofdaten aus den Mastbetrieben. So werden systematisch alle jungen KB-Endprodukteeber zu Beginn ihres KB-Einsatzes geprüft. Gezielt werden die Eber in verschiedenen Testzuchtbetrieben auf F1-Sauen eingesetzt. Die so erzeugten Endprodukte (Mastschweine) des Zuchtprogramms werden bis zum Schlachthof verfolgt und die üblichen Schlachtdaten (Schlachtgewicht, MFA) erfasst. Väter mit schlechten Nachkommenleistungen gehen ab, das Sperma von Ebern mit guten Mastschweinen wird nach Abschluss ihrer EPP in der Kategorie «Top» angeboten.