Landwirt Beat Weltert vom Leidenberg in Grosswangen hat bereits seit Jahren ein Notstromaggregat. Schon sein Vater beschaffte dieses nach einem längeren Stromausfall nach dem Sturm Lothar vor über 20 Jahren.

Seither hat sich die betriebliche Situation stark verändert. Nicht nur in der Milchwirtschaft, sondern vor allem in der Pouletmasthalle werden immer komplexere Geräte und Steuerungen eingesetzt. Die brauchen nicht nur regelmässig Strom, sondern auch in konstanter Qualität. Dafür sei das alte Aggregat zu wenig zuverlässig. «Das macht wohl Strom, aber nicht so sicheren Strom.»

Schweiz hinkt hintennach

Abweichungen bei der Spannung und den Frequenzen könne zu schweren Schäden bei Steuerungen führen, erklärt Weltert. So befasste er sich intensiv mit der Technik und recherchierte auch im Internet. Viele Unterlagen gebe es vor allem in Deutschland und Österreich. «Die sind deutlich weiter als wir in der Schweiz, auch mit entsprechenden Erfahrungen, Empfehlungen und Richtlinien», hat Weltert festgestellt.

So entschied er sich für ein neues Gerät, das eine gleichmässige Stromqualität garantiert. Die Geräte von Schneeberger, Österreich, seien ausschliesslich Zapfwelllen-Generatoren. «Ich habe den Eindruck, dass die Firma die Anforderungen der modernen Landwirtschaft kennt, was Elektrizität betrifft.» Das Gerät wurde nach langer Lieferfrist nun Mitte Dezember bei ihm geliefert. Bezogen hat er das über den Maschinenring Ostschweiz, welcher hierzulande ein grosses Know-how habe.

Häufig würden Notstromaggregate in der Schweiz über Landmaschinenhändler vertrieben. Da sei aber nicht immer die nötige Kompetenz vorhanden, wenn es um die elektrische Ausstattung gehe.

Gefährliche Geräte

Das bestätigt auch Thomas Cadonau vom Maschinenring Ostschweiz. Es sei schon vorgekommen, dass Bauern die falschen Geräte verkauft wurden, und so auf dem Betrieb im Einsatz mehr kaputt ging als wegen des Stromausfalls. Und im deutschen Agrartechnikmagazin «Profi» war kürzlich zu lesen, dass viele Notstromaggregate in der Landwirtschaft eine Bedrohung für Mensch, Tier, Haus und Hof seien. Berichtet wurde von einem Fall, wo der Fernseher in der nahen Wohnung brannte, als ein Aggregat erstmals in Betrieb genommen wurde.

Worauf ist denn bei einem solchen Gerät zu achten? Zuerst müsse der Strombedarf auf dem Betrieb ermittelt werden, erklärt Cadonau. Und was man konkret einspeisen wolle mit einem solchen Aggregat.

«Ich lege Wert auf sauberen Strom.»

Für Beat Weltert müssen auch Spannung und Frequenz stimmen bei einem Aggregat.

Passender Traktor nötig

Der Strombedarf auf Bauernhöfen sei ja heute sehr komplex und vielfältig. Von einem Ausfall seien ja nicht nur die Melkanlage und Milchkühlung betroffen, sondern vielleicht auch Fütterungssysteme, Entmistung, Beleuchtung. Und in Schweine- und Geflügelbetrieben vor allem die Lüftung, Heizung, Fütterungsanlagen, Wasserzufuhr. Und weiter auch der Haushalt, mit Kühlschrank, Heizung, allenfalls Pumpen für die eigene Wasserversorgung, gibt Weltert zu bedenken.

Gestützt auf den Leistungsbedarf sei die Grösse des Geräts zu bestimmen. Dazu brauche es auch den entsprechenden Traktor, der das mit Zapfwelle betriebene Aggregat überhaupt anzutreiben vermag. Gerechnet werde mit Faktor 2, ein 100-PS-Traktor kann einen Generator vom 50 kVA betreiben, erklärt Cadonau.

Haus und Hof absichern

Weltert achtete bei der Auswahl des Aggregats darauf, dass der ganze Betrieb inklusive Haushalt bedient werden kann. Wichtig dabei ist, dass das Gerät für die Haus- bzw. Betriebseinspeisung ausgerüstet ist. Moderne Geräte würden über eineUmschaltmöglichkeit zwischen Haus- und Feldbetrieb mit entsprechend verwechslungssicheren Steckdosen verfügen. Dies sei sehr wichtig, da Hauseinspeisung und Feldbetrieb ganz andere Sicherungsarten voraussetzen. Sonst bestehe Lebensgefahr, weiss Weltert.

«Ich legte Wert auf sauberen Strom. Das heisst, dass Spannung (Volt) und Frequenz (Herz) permanent gemessen werden und bei Abweichungen über der Norm eine Notabschaltung erfolgt.» So könne verhindertwerden, dass Steuerungen verbrennen. Die Ausstattung mit AVR-Technik (Automatic Voltage Regulation), die Spannungsschwankungen ausgleicht, ist gemäss Cadonau unverzichtbar.

Nach Viertelstunde kritisch

Gerade im Sommer sei es wichtig, dass die Notstromversorgung in Kürze bereit gestellt werden kann. «In einem vollen Pouletmaststall sollte innert einer Viertelstunde die Stromversorgung wieder gewährleistet sein, vor allem für die Lüftung und Wasserversorgung.»

Die Pouletmasthalle mit 13 500 Plätzen ist seit drei Jahren in Betrieb. Auf 900 m2 werden Poulets für die Firma Kneuss produziert Auf dem Dach ist seit diesem Jahr auch eine 60-kVA-Anlage, wo möglichst viel Strom für den Eigenverbrauch genutzt wird. Allerdings sei diese wie üblich netzgekoppelt, liefert also bei einem Netzausfall auch keinen Strom. Selbst wenn diese mit einem Batteriespeicher verbunden sei, nütze das nichts, ausser die Anlagen seien für Inselbetrieb ausgerichtet, weiss Weltert. Die PV-Anlage müsse bei Notstrombetrieb zwingend ausgeschaltet werden, sonst könne Schaden am Generator entstehen. Beim Bau der PV-Anlage hätten sie übrigens Glück gehabt. «Wir montierten die Anlage eine Woche nach dem grossen Hagelschlag im Sommer.