Die Energiestoffwechselstörung Ketose (Acetonämie) kommt häufiger vor, als sich viele Landwirte bewusst sind. Die klinische Form äussert sich mit typischen Ketosemerkmalen wie tieferem Futterverzehr und Milchleistung. Die heimtückische subklinische Ketose hingegen zeigt keine Symptome. Sie ist einzig durch eine Blutprobe erkennbar. Zeigt die Blutprobe bei keinen äusserlichen Symptomen einen BHB-Wert von mehr als 1,2 mmol/l an, wird von subklinischer Ketose gesprochen. Für die Blutprobe kann das gleiche Blutmessgerät eingesetzt werden, wie es Diabetiker anwenden. Der dazu benötigten Blutstropfen ist am Hals, Ohr, Schwanz oder an der Eutervene zu entnehmen. Da das Euter die Ketonkörper bereits verstoffwechselt, ist der Blutwert bei der Eutervene immer um 0,3 bis 0,4 mmol/l zu tief.

30 Prozent sind betroffen

Studien zeigen, dass rund drei Prozent der Kühe an klinischer und rund 30 Prozent der Kühe an subklinischer Ketose leiden. Bei Tieren mit subklinischer Ketose ist neben tieferer Laktationsleistung die Gefahr von Gebärmutterentzündung doppelt, die Gefahr von Labmagenverlagerung achtmal und die Ausmerzung zu Laktationsbeginn sechsmal so hoch. Das Risiko der subklinischen Ketose ist in den ersten zwei Laktationswochen am höchsten. Nicht zu vernachlässigen ist die Transitphase. Bei zu schlechter Fütterung, zu tiefem Futterverzehr oder Stress in der Transitphase tritt die subklinische Ketose bereits vor der Abkalbung auf.

Der Energiebedarf am ersten Laktationstag ist gegenüber dem letzten Trächtigkeitstag beinahe doppelt so hoch. Im selben Zeitraum nimmt der Futterverzehr nicht im gleichen Mass zu. Die Kuh beginnt durch einen natürlichen Vorgang Körperfett zu mobilisieren. Mobilisiert die Kuh zu viel Körperfett, kommt es zur Ketose. Dabei wird das mobilisierte Körperfett nicht mehr komplett verstoffwechselt. Grund dafür ist die fehlende Glucose.

Die beste Behandlungsmassnahme ist nach diversenStudien immer noch die orale Gabe von 300 ml reinem Propylenglykol während fünf Tagen. Das stellt der Kuh die fehlende Glucose zur Verfügung und es wird Insulin ausgeschüttet, das die Mobilisation von Körperfett hemmt. Zusätzlich brauchen die Kühe schmackhaftes, wiederkaugerechtes Futter mit einer genügend hohen Nährstoffkonzentration. Dies ist zudem eine der wichtigsten Prophylaxen. Die Nährstoffaufnahme ist mit dem täglich mehrmaligen Überprüfen des Pansendreiecks zu kontrollieren.Ein gutes Stallklima sowiedie Sicherstellung der Wasserversorgung sind weiterewichtige Massnahmen.

Gefahr einer Pansenübersäuerung

Die Energieversorgung einer Kuh kann sehr gut mit der Einzelmilchprobe beurteilt werden. Ein überdurchschnittlich hoher Milchfettgehalt sowie ein Milchfett-/-eiweiss-Verhältnis von über 1,5 sind wichtige Hinweise für eine zu hohe Körperfettmobilisation. Bleibt bei sinkendem Futterverzehr die Kraftfuttermenge gleich, nimmt der Kraftfutteranteil in der Gesamtration zu. Die Gefahr einer Pansenübersäuerung (Acidose) steigt. Als Massnahme sollte die Energiekonzentration in der Grundration erhöht und die Kraftfuttermenge gesenkt werden.