Ein unsicherer Gang sowie ein zurückhaltendes Verhalten der Kühe, vor allem bei der Brunst, können erste Anzeichen dafür sein, dass sich die Tiere beim Gang in den Stall nicht mehr wohlfühlen. Spätestens, wenn die ersten Verletzungen auftreten, wie etwa Bänder- und Muskelzerrungen an der Hinterhand oder Klauenverletzungen, weil die Tiere auf dem Betonboden ausrutschen, ist es allerhöchste Zeit, den Stallboden zu sanieren.

Von Säure, Fräsen und Gummimatten

Betonoberflächen werden nach zirka fünf bis zehn Jahren rutschig. Ursachen können dafür der mechanische Abrieb sowie Harnstein sein, welcher die Rauheit der Böden verringert. Wird Kot mit dem Schieber verstrichen und trocknet an, entstehen Schmierschichten, vor allem hinter Liegeboxen und Ein- und Ausgängen, die ein Ausrutschen bewirken. Am Strickhof wurden verschiedene Möglichkeiten in Laufställen untersucht, die den Boden wieder trittsicher machen. Diese sind gemäss Josias Meili, welcher für den Versuch verantwortlich war, auch für den Anbindestall geeignet.

Säure
Mit Phosphor-, Zitronen- oder Ameisensäure kann die vorhandene Bodenstruktur wiederhergestellt werden. Es sind bis zu drei Durchgänge nötig. Nach jedem Durchgang sollte die Säure mit dem Hochdruckreiniger abgewaschen werden, um die Harnsteinreste zu entfernen. Damit der Boden trittsicher bleibt, sollte das Verfahren jährlich wiederholt werden. Ist überhaupt keine Bodenstruktur mehr vorhanden, sollte ein anderes Verfahren angewendet werden.

Hochdruckreiniger
Der Hochdruckreiniger reinigt die Laufflächen am schnellsten. Für einen höheren Wirkungsgrad wird der Dreckfräs-Aufsatz empfohlen. Vor dem Einsatz sollten die Laufflächen gereinigt werden, damit der Dreck nicht in die Liegeboxen spritzt. Mit dem Hochdruckreiniger allein kann der Harnstein jedoch nicht so gut entfernt werden, weshalb die Kombination mit Säure empfohlen wird.

Säure und Hochdruckreiniger wirken allerdings nur so lange der Betonboden noch Struktur hat. «Wo der Schieber häufig eingesetzt wird, wird der Boden mit der Zeit mechanisch abgerieben. Da hilft dann auch nicht mehr die Behandlung mit Säure oder dem Hochdruckreiniger», weiss Josias Meili. In dem Fall sollte der Boden mit einer der drei folgenden Massnahmen behandelt werden.

Flammstrahler
Mit dem Flammstrahlverfahren wird der Beton wenige Sekunden stark erhitzt. Haftende Ablagerungen wie Harnstein platzen an der Oberfläche auf und werden entfernt, Bakterien abgetötet. Wird die gesamte Lauffläche abgeflammt, bestehe laut Strickhof die Gefahr, dass die Klauen in den ersten Monaten zu stark abreiben.






[IMG 3]

Ab Mai organisiert das LZ St. Gallen wieder die Flammstrahl-behandlung für interessierte Landwirte. (Bild LZSG)StallbauRutschige Böden lassen sich mit dem Flammstrahler sanierenDienstag, 30. März 2021

Diamantfräsen
Mit der Betonfräse werden 1cm tiefe und 2 cm breite Rillen in den harten Betonboden hineingefräst.  Zirka 70 % der Oberfläche bleibt noch bestehen, wodurch der Tragrand der Klaue einen ebenen Untergrund hat und somit keinen Schade nimmt. Der Mist wird durch das Gewicht der Klaue in die Rillen gedrückt. Dadurch steht die Klaue jederzeit auf einer Kante. Aufgrund des Rillenabstandes von 6,4 cm besteht jederzeit Kontakt zwischen der Klaue und einer scharfkantigen Rille. Dadurch kann ein sicherer und rutschfester Untergrund garantiert werden. Der Mistschieber kann weiterhin eingesetzt werden. Da die Rillen in Arbeitsrichtung des Schiebers hineingefräst werden, werden sie ebenfalls bei jedem Schieberlauf gereinigt und der Mist in den Rillen wird nicht alt.

[IMG 4]

Meiselfräsen
Mit einer Meisel, statt einem scharfkantigen Sägeblatt, werden 70 % der Oberfläche abgeschlagen. Es entsteht ein raues, leicht unebenes Rautenmuster mit hoher Griffigkeit. Weil durch die hohe Schlagwirkung der Maschine starke Vibrationen entstehen, sei der Einsatz auf Spaltenböden zu prüfen.

Das Fräsen oder Schlitzen wird durch einen Fachmann erledigt. Die Kosten belaufen sich dadurch zwischen Fr. 7.– und 15.–/m2, so Meili. Welches von den drei Verfahren eignet sich am besten? «In unseren Untersuchungen hat die Diamantfräse am besten abgeschnitten. Durch das Einfräsen der Schlitze blieb die Rutschfestigkeit am längsten erhalten. Während mit dem Flammstrahler und der Meiselfräse nach zwei bis drei Jahren der Ausgangszustand wieder erreicht wurde», begründet der Strickhof-Berater. Danach müsste eine Säurebehandlung erfolgen, um die Rutschfestigkeit zu erlangen.

Gummimatten
Mit rund Fr. 40.–/m2ist die Gummimatte von allen Verfahren mit Abstand die teuerste Option. Sie bietet den Kühen einen weichen, abfedernden Untergrund beim Laufen, wodurch Gelenke weniger belastet werden. Der Klauenabtriebist allerdings minimal. Meilirät deshalb zur Gummimattemit eingearbeiteten Korund- oder Sandteilchen. Damit sich Schmierschichten nicht bilden, sollte ausreichend Flüssigkeit (Kot oder Wasser) vorhanden sein.


[IMG 1]

Ein Erfahrungsbericht aus der Praxis

Mit Gummimatten hat Simon Zahnd gute Erfahrungen gemacht. «Wir haben einen Vollweidebetrieb und setzen die Gummimatten im Innenbereich auf dem Vollspaltenboden ein. Weil die Matten Löcher besitzen, kann Urin und Kot in den Güllekanal abfliessen.

Ein Entmistungsroboter von Lely fährt alle 30 min durch den Stall und benässt diesen zusätzlich mit 30 l Wasser pro Fahrt. «Der Stall sollte immer genug feucht sein, dann wird die Schmierschicht nicht zum Problem», weiss der Landwirt aus Erfahrung. Der Roboter ist allerdings nur einsetzbar, wenn es keine Unebenheiten im Stall gibt. Im Melkbereich hat Zahnd einen rutschfesten Boden einbauen lassen, der zweimal täglich gereinigt wird.

[IMG 2]

Teppich für den Anbindestall

Im Anbindestall hat sich der künstliche Rasenteppich bewährt. «Er hält sich gut auf dem Boden und ist trittsicher. Zudem ist er im Vergleich zu den anderen Optionen sehr günstig», weiss Michael Schwarzenberger, Leiter Milchproduktion am BBZ Arenenberg TG. Der Rasenteppich lässt sich gut mit Wasser reinigen und muss erst nach etwa vier bis fünf Jahren ausgetauscht werden. Schwarzenberger empfiehlt diesen im gesamten Laufgang oder an den Übergängen, die rutschig sind, auszulegen. «Am besten, man beobachtet seine Tiere und entscheidet dann, wo der Teppich gut aufgehoben ist.» Im Laufstall helfe dieser bei rutschigen Übergängen, vor- oder nach dem Melkstand oder beim Austrieb auf die Weide. Auf Laufflächen oder auf Spaltenböden eigne sich dieser hingegen nicht im Laufstall.