Für Nicole Maurer ist 2021 ein ereignisreiches Jahr: Im April wurde sie in den Vorstand des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) gewählt und im Juni wurde sie erstmals Mutter. Daheim im zürcherischen Hittnau ist sie nun daran, sich in beide Aufgaben einzuleben, wobei natürlich die Betreuung ihrer drei Monate alten Tochter Arina derzeit besonders intensiv ist. «Von Vorteil ist, dass es für die Vorstandsarbeit viel einzulesen gibt, was ich gut von zu Hause aus machen kann und auch mit dem Baby im Tragetuch möglich ist», sagt die diplomierte Bäuerin HFP.

Seit Jahren beim ZBV tätig

Aufgewachsen ist Nicole Maurer-Walder auf einem Bauernbetrieb in Glattfelden im zürcherischen Unterland. «Nie hätte ich gedacht, dass ich später selbst einmal auf einem Hof landen würde», sagt die 32-Jährige. Zunächst liess sie sich zur Servicefachangestellten ausbilden und absolvierte anschliessend die Handelsschule. 2011 bewarb sie sich erfolgreich beim Zürcher Bauernverbands (ZBV), bei dem eine Stelle am Empfang ausgeschrieben war.

Nach einer Weile wechselte Maurer intern in die Administration der Versicherungsberatung Agrisano. In der Bürogemeinschaft lernte sie dann ihren Mann Andreas kennen, der bei Agro Treuhand Teilzeit als Sachbearbeiter tätig war. «So kam es, dass ich heute im Zürcher Oberland lebe», stellt Maurer fest, die seit ein paar Jahren auf dem Milchviehbetrieb in Hittnau lebt, den ihr Mann von seinen Eltern übernommen hat. Die Landwirtschaft wieder in der Praxis zu erleben, war ein Anstoss, berufsbegleitend die Bäuerinnenschule zu absolvieren. Diese schloss Maurer mit dem Fachausweis ab, 2019 folgte die Höhere Fachprüfung.

Bereit für ein grösseres Engagement

Nicole Maurer ist seit einigen Jahren Mitglied beim Landfrauenverband. «Ein Ämtli hatte ich nie», sagt sie. Doch sie war durch ihre Tätigkeit beim ZBV keine Unbekannte. Als sie letztes Jahr angefragt worden war, sich für die Wahl in den SBLV zu stellen, habe sie zuerst Zeit gebraucht, um darüber nachzudenken. «Nach einer Weile wusste ich, doch, das interessiert mich», erzählt Nicole Maurer. «Die Zürcher Landwirtschaft hatte ich bereits beim ZBV näher kennengelernt. Nun möchte ich mehr über andere Regionen und die ganze Schweiz erfahren. Ich will auch wissen, was anderswo läuft.»

Ihre Interessenbereiche sieht sie vor allem in der Agrarpolitik, besonders wichtig seien ihr die Familien- und Sozialpolitik. Auf die Frage nach ihrer Motivation, antwortet die Zürcherin: «Mich reizt der Austausch untereinander. Ausserdem war ich bisher immer ich immer im Hintergrund tätig. Nun bin ich bereit, auch einmal hinzustehen und mich für etwas zu engagieren.» Sie habe die Erfahrung gemacht, dass Ehrenämter häufig schwierig zu besetzen seien.

Gegenseitige Unterstützung in der Familie

Im Einsatz ist Nicole Maurer auch auf dem Familienbetrieb, der etwas oberhalb von Hittnau auf 680 m ü. M. liegt, mit Blick auf den Pfäffikersee. «Ich bin gerne bei den Kühen am Melken», sagt die Bäuerin. Zudem hilft sie bei der Betreuung des Lehrlings, der vor kurzem auf dem Hof angefangen hat oder arbeitet im Garten. Um fit zu bleiben, besucht sie ein Mini-Trampolin-Training und geht zwischendurch joggen. «Wenn ich überhaupt dazu komme», sagt Nicole Maurer lachend. «Das ist in meiner momentanen Lebenssituation nicht immer ganz einfach.» Mit den Schwiegereltern, die nebenan im Stöckli wohnen, hat sie ein gutes Verhältnis: «Wir kochen abwechslungsweise für alle das Mittagessen. Das ist sehr zeitsparend.»

Die junge Mutter kann auch auf ihre Schwiegermutter zählen und ihr zwischendurch die Kleine in Obhut geben, um Zeit zu haben für anderes. Dasselbe gilt für ihre eigene Mutter, die jedoch etwas weiter weg wohnt, aber ebenfalls gerne die kleine Enkeltochter hütet. Wenn der Mutterschaftsurlaub zu Ende ist, wird Nicole Maurer mit einem Pensum von 40 Prozent beim ZBV weiterarbeiten. Auf ihr Amt im SBLV-Vorstand, in dem sie nun immer mehr ankommt, freut sie sich. «Damit möchte ich auch andere motivieren, sich etwas zu getrauen.»