Die Folgen von akutem Festliegen, aber auch von verstecktem, subklinischem Milchfieber sind verheerend. Das Risiko für Labmagenverlagerungen steigt um das Achtfache, für Gebärmutterentzündung um das Elffache und das Merzungsrisiko innerhalb der ersten 30 Tage ist dreimal so hoch. Kommt dazu, dass der Erstbesamungserfolg sich um 44 Prozent reduziert und die Chance für eine Trächtigkeit innerhalb der ersten 150 Tage um 32 Prozent vermindert ist. Entsprechend wichtig ist Vorbeugen.

Subklinisches Milchfieber ist viel häufiger

Den tiefsten Kalziumspiegel weisen die Kühe zwölf bis 24 Stunden nach der Geburt auf, bedingt durch die Kolostrumbildung und die ungenügende Kalziumnachlieferung. Eine starke Unterversorgung führt zu klinischem Milchfieber, an welchem vorwiegend ältere Kühe erkranken. Allerdings ist dies nur die Spitze des Eisberges. Der Anteil von subklinischem (nicht sichtbarem) Milchfieber liegt im Durchschnitt bei 41 Prozent und ist viel höher als die klinischen Fälle. Galtkühe gehören separiert. Es gilt eine qualitativ gute, aber nährstoff-, kalium- und kalziumarme Ration zu verfüttern. Der optimale TS-Verzehr liegt bei 12 bis 14 kg/Tag. Eine gute Vorbeugemassnahme ist das Spritzen von Vitamin D3. Vitamin D3 verbessert die Kalzium- und Phosphorversorgung. Die Spritze ist rund vier bis sieben Tage vor der Abkalbung zu verabreichen. Das Hauptproblem ist das richtige Einschätzen des Abkalbetermins.

Vorsicht beim Kauf vom Boli

Eine sehr gute und bewährte Massnahme ist das Verabreichen von Boli. Die Boli sind zwölf bis 24 Stunden vor und nach dem Abkalben sowie eventuell in späteren Gaben zu verabreichen. Sie wirken oft bereits nach 30 Minuten und haben eine Wirkung von bis zu sechs Stunden. Beim Kauf ist allerdings zu beachten, wie viel Gramm Kalzium im Bolus ist und in welchem Zeitraum diese zu verabreichen sind. Der am Anfang günstigste Bolus ist vielleicht am Ende doch der teuerste.

Die Kalziumspritze subkutan wirkt als Depot und ist unmittelbar nach oder kurz vor dem Kalben anzuwenden. Sie ist allerdings möglichst nur zur Nachbehandlung oder bei leichten klinischen Anzeichen einzusetzen. Die subkutane Verabreichung sorgt für einen schnellen Anstieg des Kalziumspiegels für mehrere Stunden, welcher aber langsamer ist als eine Kalziuminfusion.

Infusionen sind keine Prophylaxe

Die Infusion durch den Tierarzt sorgt für den schnellsten Kalziumanstieg im Blut und ist nur in akuten Fällen anzuwenden. Der rasche Anstieg fällt schnell wieder ab. Schon nach zwölf Stunden liegt der Kalziumspiegel unter den Vergleichswerten eines Bolus. Zu einer Infusion gehören immer Boli dazu. Die Infusion gilt nicht als Milchfieberprophylaxe.