Für eine hohe Milchleistung im Stall muss die Grassilage gut verdaulich und energiereich sein. Schnell sind diese Voraussetzungen aber gefährdet, wenn zu spät gemäht wird, viel Erde in das Futter gelangt oder die Gärqualität mangelhaft ist. Folgende Massnahmen können helfen, die Qualität der Grassilage zu optimieren.

1. Früh genug mähen

Der erste Schnitt erfolgt beim Stadium «Beginn Rispenschieben» der Leitgräser. Denn zu diesem Zeitpunkt ist der Rohfasergehalt des Grases noch gut verdaulich für die Kühe. Die Verdaulichkeit und die Qualität nehmen aber mit dem Alter des Grases ab. Der erste Schnitt sollte deshalb nicht allzu lang hinausgezögert werden.

«Je nach Jahr mähen Landwirte eher zu früh als zu spät. Sie orientieren sich am vergangenen Jahr. Gab es eine Schlechtwetterperiode zum Zeitpunkt des ersten Schnittes, wird die Mahd meist früher angesetzt», weiss Willi Gut, Futterbauberater am LBBZ Cham. Für die Qualität sei das aber kein Problem. Nur etwas weniger Ertrag erziele man damit, was den Aufwand im Verhältnis zum Ertrag vergrössert.

Tipp 1: Der Zuckergehalt von Grünfutter wird durch die Sonneneinstrahlung beeinflusst. Für die Anreicherung grösserer Zuckermengen sollte es zwei Tage vor und auch am Erntetag sonnig sein.

Tipp 2: «Bei feuchten Bodenbedingungen und taunassem Futter sollte mit dem Mähen zugewartet werden. Auch weil Erde am Futter kleben bleibt. Kann nicht gewartet werden, möglichst leichte Maschinen einsetzen», empfiehlt Willi Gut. Sollte man dann wetterbedingt doch zu spät dran sein mit der Mahd (bereits im Stadium 5), sei es besser, das Gras als Heu zu konservieren.

2. Gras hoch mähen

Die ideale Schnitthöhe liegt bei 5 bis 7 cm Stoppelhöhe. Liegt sie darunter, gelangt vermehrt Erde und somit Clostridien (Buttersäurebakterien) in das Mähgut. «Die Verschmutzung verhindert eine optimale Vergärung im Silo, der pH-Wert sinkt zu wenig tief und es wird Buttersäure gebildet statt Milchsäure», erklärt Willi Gut. Dadurch verschlechtert sich der Futterwert der Silage, das Gras wird von den Kühen nicht mehr gut aufgenommen. Zudem besteht die Gefahr, dass die Milch mit Clostridien kontaminiert werden kann.

Tipp 3: «Bei ungünstigen Silierbedingungen wie Verschmutzungen und/oder feuchtem Futter unter 30 % TS sollte man ein Siliermittel einsetzen», so Gut. Im Frühjahr kann meistens mit Milchsäurebakterien gearbeitet werden, bei schwer silierbarem Futter, z. B. bei starker Verschmutzung mit Mäusehaufen oder sehr nassem Futter, sind Siliersalze zu bevorzugen. «In der Regel braucht es beim Silieren des ersten Aufwuchses aber kein Siliermittel, da die Bedingungen zum Silieren im Frühjahr meist recht gut sind.»

3. Keinen Aufbereiter verwenden, sobald ...

Normalerweise wird beim Schnitt ein Mähwerk mit Aufbereiter eingesetzt, der die Wachsschicht des Grünguts aufbricht. Dadurch wird die Trocknung bzw. das Anwelken beschleunigt und das Futter kann früher einsiliert werden.

Tipp 4: Bei grösserer Verschmutzungsgefahr sollte man auf den Aufbereiter verzichten. Das geschnittene Gras muss anschliessend mit einem zusätzlichen Zettdurchgang verteilt werden, um gut zu trocknen. «Grundsätzlich sollte man möglichst wenig zetten, nach dem Aufbereiten sollte eine Bearbeitung ausreichen», so Willi Gut.

4. Das richtige Siliermittel wählen

Wie bereits erwähnt, sind Siliermittel im Frühjahr normalerweise nicht notwendig. Werden aber leichte Verschmutzungen festgestellt, oder ist das Gras zu feucht (unter 30 % TS; TS-Bestimmung siehe Kasten), helfen Siliermittel, die Gärqualität zu verbessern. Im Frühjahr werden in der Regel Milchsäurebakterien (MSB) verwendet:

Homofermentative MSB: verhindern Fehlgärungen und fördern die Milchsäuregärung.

Heterofermentative MSB: verhindern das Nacherwärmen und erhöhen die Lagerstabilität.

Beide sind auch als Kombipräparate erhältlich und im Bioanbau zugelassen.

 

So bestimmten Sie den TS-Gehalt

Der Trockensubstanzgehalt (TS) des Grases kann auf dem Feld schnell ermittelt werden: Einmal mit beiden Händen die Futterprobe kräftig auswinden.

  • 15 % TS: Frisch gemähtes Gras.
  • 20 bis 25 % TS: Nasse Hände, das Futter tropft.
  • 30 % TS: Hände noch deutlich feucht.
  • 35 % TS: Nur noch Feuchtegefühl an den Händen.
  • 40 % TS und mehr: Trockene Hände, selbst beim sehr kräftigen Auswinden. 

5. Grassilage luftdicht verschliessen

Um im Silo schnell anaerobe Bedingungen zu schaffen, muss die Luftmenge durch Walzen verkleinert werden. «Dadurch hat man bereits beim Einfüllen weniger Hefebildung und die Gefahr von Nacherwärmungen nimmt ab», sagt Willi Gut. Zudem starte die Gärung damit schneller, weil in kurzer Zeit anaerobe Bedingungen vorliegen.

Tipp 5: Die Walzgeschwindigkeit sollte 3 bis 4 km/h betragen, jedes einzelne Fuder muss gut verteilt und angewalzt werden. Je Schicht sind mindestens drei Überfahrten notwendig. Der Reifendruck sollte über 2 bar hoch sein.

Danach müssen die Silobehälter (Folien bei Ballen und Fahrsilo; Behälter oder Wasserpresse bei Hochsilo) immer sofort luftdicht verschlossen werden und mindestens sechs Wochen lang verschlossen bleiben.

Werden die Tipps beachtet, steht dem Gelingen der Grassilage nichts mehr im Wege.

 

Unser Dossier zum Thema

Welche Massnahmen sind beim landwirtschaftlichen Anbau von Futterpflanzen im Frühjahr wichtig? Welche Schädlinge sind schon aktiv? Wir informieren Sie regelmässig über die wichtigsten Massnahmen im Schweizer Futterbau.

Zum Dossier «Futterbau im Frühling»

 

Achtung: Rehkitze

Rehkitze und Co. gelangen häufig ins Mähwerk, was das Futter kontaminiert. «Jagd Zürich» empfiehlt, am Tag der Mahd wie folgt vorzugehen:

  • Grosse Parzellen in kleinere Einheiten einteilen
  • Von innen nach aussen mähen
  • Parzellen an Strassen: von der Strasse her ins Feld hinein mähen
  • Parzellen mit Waldanstoss: Richtung Wald mähen
  • Vor dem Mäher hergehen. 

Weitere Massnahmen entnehmen Sie in unserem Online-Artikel «Vorsicht: Jetzt beim Mähen auf Vögel, Rehe und Hasen achten»