Die kalte Jahreszeit ist vorüber und die Landwirte atmen auf, da die Krankheitsanfälligkeit im Kälberstall abnimmt. Doch auch im Frühling kann es noch zu Infektionswellen kommen, vor allem bei grossen Temperaturschwankungen, wie sie aktuell zu beobachten sind.

Das Winterfell ist zu warm und muss geschoren werden

Im Frühjahr kann es sehr warme Tage und kalte Nächte geben. Steigen die Temperaturen im Frühjahr bereits stark an, schwitzen die Kälber in ihrem Winterfell. Fällt dann die Temperatur am Tagesende wieder stark ab, frieren die Kälber aufgrund der noch vorhandenen Feuchtigkeit. Das schwächt die jungen Tiere, so dass sie anfälliger sind für Krankheiten, wie zum Beispiel die Rindergrippe.

Rücken scheren: Einige Landwirte schären deshalb den Kälbern den Rücken. Bei extremen Temperaturstürzen, wie es in der letzten Woche der Fall war, müssen die Kälber in den ersten zwei Lebenswochen besonders betreut werden. Wie andere Jungtiere haben auch sie zu Beginn ein grosses Wärmebedürfnis. Bei Ferkeln oder Küken wird bereits selbstverständlich darauf eingegangen.

Ein Mikroklima mit Strohballen schaffen

Damit die Kälber diese kalten Nächte oder den allgemeinen Kälteeinbruch gut überstehen, müssen sie einen Bereich im Stall aufsuchen können, in dem ein für sie geeignetes Mikroklima herrscht. In der Praxis bedeutet das, dass die Kälber sich in einem von Zugluft geschützten Bereich aufhalten können, wo etwas mildere Temperaturen herrschen. Ein Mikroklima kann mit einfachen Methoden erreicht werden.

Strohballen als geschützte Nische: Bei Gruppenställen kann beispielsweise mit Strohballen eine auf drei Seiten geschützte Nische erstellt werden. Es muss beachtet werden, dass die Liegefläche weiterhin den Tierschutzmassen entspricht. Durch diese Massnahme wird den Kälbern die Möglichkeit geboten, sich in einen etwas von der Kälte geschützten Bereich zurückzuziehen.

Aber auch auf dieser geschützten Fläche muss ein geringer Luftaustausch vorhanden sein, damit die Luftqualität hoch bleibt und es nicht zu Anrei-cherungen von Schadgasen,wie zum Beispiel Ammoniak, kommt. Mit einer Luftgeschwindigkeit von 0,1 bis 0,2 m/s wird dies bei kalten Temperaturen im Liegebereich bereits sichergestellt.

Kälber nisten sich gerne ein

Eine einfache Möglichkeit, um ein Mikroklima zu schaffen, bietet auch das Iglu. Im Iglu ist das Kalb vor Zugluft geschützt, die tiefen Temperaturen muss es jedoch selber ausgleichen.

Iglu grosszügig einstreuen: Deshalb muss beachtet werden, dass grosszügig eingestreut wird. Im Strohbett kann sich das Kalb «einnisten» und die entstandene Wärme bleibt dann länger um das Kalb bestehen.

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Die Hinterbeine sind hier gut ersichtlich. Es steht also nicht genügend Stroh zum «Einnisten» zur Verfügung. 

Der Nesting-Score gibt Auskunft darüber, ob in der Liegefläche genügend Einstreu vorhanden ist oder nicht. Sind bei dem liegenden Kalb keine Beine sichtbar und der am körperanliegende Kopf nur zur Hälfte sichtbar, ist genügend eingestreut. Alternativ kann den Kälbern auch eine Decke angezogen werden, damit die Körperwärme etwas zurückgehalten wird.

Trotzdem erkrankt?

Gesunde und gut betreute Kälber sind neugierig und beobachten aufmerksam, was im Stall passiert. Personen im Stall begrüssen sie mit aufgestellten Ohren und aufgeregtem Herumtollen. Oftmals beginnen sie an den Personen zu lecken. Kälber mit weniger Betreuungskontakt sind zwar eher scheu und flüchten schnell, sollten jedoch trotzdem aufmerksam sein.

Symptome beim kranken Kalb: Kranke Kälber hingegen sind träge, teilnahmslos, wirken «traurig» und reagieren kaum auf neue Personen im Stall. Geht man auf die Kälber zu, reagieren sie erst spät und stehen nur widerwillig auf. Sie sondern sich von der Gruppe ab und bleiben auch zu Fütterungszeiten lieber liegen.

Krank und was nun?

Kranken Kälbern sollte bei kalten Temperaturen eine Decke angezogen werden. Mit der Decke wird der Energieverbrauch zum Erhalt der Körpertemperatur reduziert. Die dadurch eingesparte Energie steht dem Körper für die Immunabwehr zur Verfügung.

Ausbreitung verhindern: Ausserdem empfiehlt es sich, die kranken Kälber von den gesunden zu separieren, jedoch sollte der Sichtkontakt zu den Artgenossen gewährleistet werden. So kann die Ausbreitung der Krankheit verhindert werden und dem erkrankten Tier verschafft es zusätzliche Ruhe. Denn auch wir schätzen die Ruhe, wenn wir krank sind und wollen nicht von lästigen Nachbarn besucht werden.