Die Nullparzelle wäre auch ohne das «Ungeschützt»-Schild nicht zu übersehen. Die Borstenhirse wuchert dermassen, dass von den Zuckerrüben nichts mehr zu sehen ist. Als Lars Nyffenegger eine Rübe aus der Parzelle in Worben in Bern holt, ist sie deutlich kleiner als die anderen. Daneben hat er auf einem Streifen Land keine Fungizide eingesetzt. Auch hier sind die Unterschiede zwischen einer behandelten und einer unbehandelten Rübe bezüglich Kraut und Grösse augenfällig.
2000 Schilder aufgestellt
Die Nullparzelle hat Lars Nyffenegger für die Pflanzenschutz-Kampagne der Interessengemeinschaft Bauern Unternehmen (IGBU) angelegt. Am Mittwoch stellte die Organisation, in der sich rund 500 Bauern und Unternehmer aus der Landwirtschaft zusammengeschlossen haben, die Kampagne den Medien vor. Schweizweit wurden rund 2000 Plakate in diversen Kulturen aufgestellt. Rund 300 Bauern machen mit.
«Mit den Plakaten und Nullparzellen wollen wir faktenbasiert gegen die Verteufelung des Pflanzenschutzes vorgehen», sagt Vizepräsident Fernand Andrey aus Mouret FR. Heutzutage sei gefühlt jeder ein Landwirtschaftsexperte und könne ungestraft Fehlinformationen verbreiten. Die Schweizer Landwirte hätten schon viel erreicht, wollten aber noch besser werden. Um Punkteinträge von Pflanzenschutzmitteln (PSM) zu verhindern, müsse man zum Beispiel mehr Waschplätze für Spritzen bauen. Auch mit modernen Techniken wie GPS lasse sich der Verbrauch von PSM senken.
Imidacloprid: In Hundehalsbändern erlaubt
Die IGBU stört sich daran, dass immer nur auf die Landwirtschaft «eingebrätscht» werde, so Fernand Andrey. Er kann nicht verstehen, warum der im Zuckerrübenanbau verbotene Wirkstoff Imidacloprid in Flohhalsbändern für Hunde erlaubt sei. Viele Hausfassaden enthielten ausserdem Chlorothalonil.
Aus all diesen Gründen will die IGBU die Kampagne nächstes Jahr fortführen, wenn die beiden Pflanzenschutz-Initiativen zur Abstimmung kommen. Voraussetzung ist, dass man wieder genug finanzielle Mittel zusammenbringt. Finanziert wurde die Aktion aus Mitgliederbeiträgen, «durchaus ein Kraftakt», so Andrey.
Ursprünglich wollte auch der Schweizer Bauernverband (SBV) unbehandelten Parzellen anbauen lassen und mit Schildern versehen. Diese Pläne scheiterten aber am Widerstand der Biolandwirte.
Rübenacker vergilbt
Fast noch mehr als auf die Nullparzelle selbst wurde Lars Nyffenegger auf die Tatsache angesprochen, dass sein Rübenacker von der Farbe Gelb dominiert wird. Auch bei ihm wütet heuer wie so vielerorts die Viröse Vergilbung (die BauernZeitung berichtete). «Die Leute aus dem Dorf haben schon bemerkt, dass die Rüben nicht schön grün sind wie andere Jahre. Das gab einigen zu denken», erzählt Nyffenegger. Die ersten seiner Rübenäcker hat der Landwirt bereits geerntet: «Ich rechne mit dreissig bis fünfzig Prozent weniger Ertrag als sonst.»
Der Gedanke ans Aufhören
Das Problem der Virösen Vergilbung hat sich massiv verschärft, seit zwei Jahren keine Saatgutbeizung mit dem systemischen Insektizid Gaucho mehr zugelassen ist. Die Rübenpflanzer haben deshalb einen Antrag auf eine befristete Wiederzulassung gestellt. Der Entscheid dürfte noch diesen Herbst fallen.
«Ohne Gaucho produziere ich nächstes Jahr keine Rüben mehr», sagt Lars Nyffenegger überzeugt. Und das, obwohl die Kultur perfekt auf seinen Betrieb passe, den er in der vierten Generation führt und die Zuckerfabrik in Aarberg nur acht Kilometer entfernt ist. «So lohnt es sich finanziell einfach nicht mehr», sagt der junge Landwirt. Eine mögliche Alternative sei der Anbau von Eiweisserbsen.
1