20 Grad warm und schönster Sonnenschein. Solche Bilderbuchtage gab es im diesjährigen Monat März mehrere. Auch das Vieh genoss dieses Wetter und den frühen Weidestart in tieferen Lagen sichtlich. Doch nicht alle Tiere konnten den herrlichen Bedingungen frönen. Die Kriebelmücke machte dem Vieh den Aufenthalt auf der Weide teils unangenehm. So konnten von Kriebelmückenschwärmen befallene Tiere beobachtet werden.

Das Resultat sah der Landwirt spätestens am Abend beim Melken: Die Euter, der Unterbauchbereich und teils die Ohren waren voll von krustenbedeckten Blutpunkten.

Im schlimmsten Fall droht Tod

Dazu kamen Hautschwellungen, welche auf die im Speichel der Insekten enthaltenen Toxine zurückzuführen sind. Schlimmstenfalls droht eine Blutvergiftung mit Herzversagen und Todesfolge, wie dies in Deutschland schon beobachtet wurde. Die Symptome sind in den ersten Weidetagen am stärksten. In der Folge gewöhnen sich die Tiere an das Toxin und die Krankheitszeichen verschwinden allmählich.

Parasitendruck in den letzten Jahren angestiegen

«Vor 20 Jahren kannte ich dieses Problem noch gar nicht. Dieses Jahr war der Befall durch die Kriebelmücken besonders gross», erklärt Milchbauer Meinrad Betschart aus Rickenbach SZ. Der Druck durch dieses Insekt sei auf seinem Hof in den vergangenen Jahren stark angestiegen. «In früheren Jahren sah man die Symptome der Kriebelmücke nur zwei bis drei Tage, dieses Jahr konnte ich sie mehr als eine Woche lang beobachten», so der Landwirt weiter.

Bei starkem Befall Vieh nachts weiden lassen

Gemäss Manuela Schnyder vom Institut für Parasitologie der Universität Zürich gibt es keine systematischen Untersuchungen und somit auch keine Hinweise zum vermehrten Auftreten der Kriebelmücke. Sie empfiehlt betroffenen Landwirten, bei starkem Befall das Vieh nachts weiden lassen. Zudem wür­den einzelne Pyrethroide (Per-methrin, Cypermethrin) eine Schutzwirkung von ein bis zwei Wochen zeigen. Insektizid-Ohrmarken hätten hingegen keine ausreichende Wirkung.

Meinrad Betschart konnte durch den Einsatz von Pfefferminzsalbe im Euterbereich den Befall reduzieren. Die Kriebelmücke ist bei sehr warmen Frühlingstagen am aktivsten. Im Stall selber ist sie kaum anzutreffen, da sie helles Tageslicht bevorzugt.

 

Erste Generation am problematischsten

Die Kriebelmücken (Simuliidae) ähneln einer kleinen Fliege. Ihr Rumpf ist kurz und hoch gewölbt, was den Tieren ein gebuckeltes Aussehen verleiht. Das Insekt saugt zur eigenen Ernährung Nektar aus Blüten. Nur zur Bildung ihres Eigeleges benötigt das Weibchen Blut. Die Kriebelmücke sticht nicht wie normale Stechmücken direkt in Blutgefässe, sondern reisst mit ihrem Mundwerkzeug eine Wunde in die Haut und saugt das austretende Blut auf.

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In Zukunft mit früherem Auftreten der Kriebelmücke zu rechnen

Das Insekt benötigt zur Fortpflanzung ein Fliessgewässer, entsprechend höher ist da der Insektendruck. «Da sich die Kriebelmücke durch aktiven Flug und Winddrift kilometerweit von ihren Brutplätzen entfernen kann, ist sie aber nicht nur in Gewässernähe zu finden», so Manuela Schnyder und erklärt weiter: «Die Entwicklung der Larve ist stark temperaturabhängig. Im Rahmen des Klimawandels und den damit zu erwartenden höheren Durchschnittstemperaturen ist in Zukunft auch mit einem früheren Auftreten der Kriebelmücken zu rechnen.»

Massenautreten im Frühjahr

Das Insekt bilde ein bis fünf Generationen und sei so auch im Sommer zu beobachten. Im Frühling sei ihr Auftreten aber am problematischsten. Dies deshalb, weil die Tiere der ersten Generation bei entsprechenden Temperaturen fast alle gemeinsam schlüpfen, was zu dem beobachteten Massenauftreten führen kann.