Ab 2022 wird der Einsatz von emissionsmindernden Gülleausbringtechniken, wie berichtet, Pflicht. Im Kanton Thurgau befasst man sich aufgrund des Ressourcen-Pilotprojekts Ammoniak (2008-2013) schon länger intensiv mit den Auswirkungen.

Die Fragen der Produzenten

Bei den Produzent(innen) kamen viele Fragen zu den pflanzenbaulichen Auswirkungen auf. Diese lassen sich im Wesentlichen drei Kategorien zuordnen:

  • Gibt es dank dem «eingesparten» (nicht emittierten) Stickstoff einen höheren Ertrag?
  • Verschlechtert sich der Pflanzenbestand wegen der Mädli oder ritzenden Geräten?
  • Ist die Futterqualität wegen der Güllerückstände im Futter beeinträchtigt?

Deshalb wurde ein umfangreicher Feldversuch entworfen und dessen Finanzierung durch das BLW zugesichert. Der Feldversuch wurde in den Jahren 2012 bis 2014 in Zusammenarbeit zwischen BBZ Arenenberg und Agroscope an zwei Standorten im Kanton Thurgau durchgeführt (Arenenberg, Tänikon).

Ebenfalls wurden wir immer wieder mit Fragen konfrontiert, ob denn nicht auch andere Ausbringtechniken, z.B. der Pendelverteiler (Möscha) durch seine Grosstropfigkeit eine emissionsmindernde Wirkung haben und wie es denn eigentlich bei diesen Techniken bezüglich Futterqualität aussehe. Hierzu wurde in den Jahren 2016 und 2017 ein ausführlicher Versuch an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein in Österreich durchgeführt.

Futterqualität nicht tangiert

Die Resultate der Feldversuche im Thurgau und in Österreich bestätigten die Resultate älterer Erhebungen und lieferten neue relevante Erkenntnisse:

Deutliche Reduktion der Ammoniak-Emissionen mit streifenförmiger Gülleablage:
Mit Schlitzdrill und Schleppschuh wurden die geringsten Emissionen gemessen. Etwas mehr Emissionen gab es beim Schleppschlauch. Die Verfahren mit ganzflächiger Gülleablage hatten die höchsten Emissionen zur Folge. Dabei schnitten Pendel- und Niederdruck-Verteiler nicht besser ab als der Prallteller.

Höherer Ertrag mit Schleppschuh, nur kleiner Unterschied zwischen Schlauch und Breitverteiler:
Mit dem Schleppschuh wurde im Vergleich zum Breitverteiler ein Mehrertrag von 4 % erreicht. Mit dem Schleppschlauch wurde tendenziell etwas mehr Futter geerntet, wenn auch nicht auf statistisch signifikantem Niveau.

Höherer Ertrag mit verdünnter Gülle:
Bei gleicher ausgebrachter Nährstoffmenge ergab die verdünnte Gülle einen Mehrertrag von 10 %! Wichtig zu berücksichtigen ist, dass bei verdünnter Gülle mehr Menge (m3) ausgebracht werden muss. Die Datenlage bei den verschiedenen im Markt erhältlichen Güllezusätzen ist widersprüchlich. Bei einigen Zusätzen gibt es Hinweise auf positive Effekte, bei der Mehrheit jedoch sind die wissenschaftlichen Resultate ernüchternd. Neu diskutiert wird die Ansäuerung von Gülle, die Konsequenzen für das Handling und den Pflanzenbau (Bodenversauerung) sind aber noch nicht vollständig geklärt.

Keine Verschlechterung der Pflanzenbestände mit Schleppschlauch und -schuh:
Im Vergleich zum Breitverteiler wurde keine Verschlechterung der Pflanzenbestände festgestellt. Ebenfalls sind uns keine negativen Rückmeldungen von Betrieben, die schon längere Zeit mit Schleppschlauch oder –schuh Gülle ausbringen, bekannt. Hingegen gibt es beim Schlitzdrill Hinweise aus Feldversuchen, dass gewisse Lückenbüsser wie z.B. die Wiesenblacke, vermehrt auftreten könnten.

Kein Einfluss auf die Futterverschmutzung:
Weder im frischen Gras zwei Wochen nach der Gülleausbringung noch im Pflanzenmaterial vor dem Einsilieren und in der fertig vergorenen Silage gab es Hinweise, dass Schleppschlauch und Co. eine im Vergleich zum Breitverteiler schlechtere Futterqualität zur Folge haben. Der Schleppschlauch ergab die gleich gute Futterqualität wie der Prallkopf/-teller. Nachteilig war eine verzögerte Gülleausbringung interessanterweise auch beim Schleppschlauch.