Nachdem letzte Woche vor allem das obere Emmental von den Gewittern in Mitleidenschaft gezogen war, traf es dieses Mal unter anderem die Gemeinden Altstätten und Berneck im Kanton St. Gallen.

Innert kurzer Zeit hatten sich am Montagabend Wassermassen durch das Stadtzentrum von Altstätten gewälzt und Schlamm, Geröll sowie Schutt mit sich gerissen. Bis am Dienstagmorgen zählte die St. Galler Kantonspolizei in der Region um Altstätten rund 130 Einsätze der Feuerwehr.

Ruhige Nacht in Schangnau

Aber auch das Emmental blieb nicht verschont: Nun traf es vor allem die Gegend um Sumiswald und die Region Zäziwil. Im am Donnerstag von einem Unwetter verwüsteten Schangnau verlief die Nacht auf Dienstag hingegen verhältnismässig ruhig.

Die Gebäudeversicherung Bern schätzt die Schäden auf mindestens 3 Millionen Franken - sie erhielt am Montag rund 100 Schadensmeldungen aus dem Emmental. Schon die Unwetter von letzter Woche hatten im oberen Emmental Schäden von rund 4 Millionen Franken hinterlassen.

Im Kanton Luzern waren vor allem die Napfregion und das Gebiet Sempachersee von den Gewittern betroffen. 22 Feuerwehren mit 700 Personen standen im Kanton im Einsatz. Die Unwetter dürften gemäss der Gebäudeversicherung Luzern Gebäudeschäden von über einer Million Franken angerichtet haben.

Sand und Geröll auf Bahnstrecke in Luzern

Die Unwetter beschädigten auch Strassen und Schienen. Beispielsweise war auf der Bahnstrecke Luzern - Olten der Abschnitt zwischen Sempach-Neuenkirch und Nottwil stundenlang unterbrochen, weil die Gleise von Sand und Geröll geräumt werden mussten.
Der Kanton Zürich kam im Vergleich zu andern Regionen glimpflich davon: Insgesamt verzeichnete Schutz & Rettung Zürich zwischen Montagabend und Dienstagmorgen 80 Feuerwehreinsätze. Diese konzentrierten sich vor allem auf das linke Zürichseeufer und das Zürcher Oberland.

Niederschlagsrekord für Monat Juli

Bereits vor Monatsende ist klar, dass der diesjährige Juli aussergewöhnlich nass war. An Messstationen im Wallis, im Jura und an den westlichen Voralpen wurden die grössten Niederschlagsmengen seit Beginn der Aufzeichnungen registriert - auf dem Moléson im Kanton Freiburg fiel beispielsweise rund viermal so viel Regen wie üblich.

Die nasse Witterung hat auch Folgen für die Landwirtschaft: 20 bis 30 Prozent der bisherigen Weizenernte ist von schlechter Qualität und eignet sich nur noch für die Futterproduktion - etwa 30 bis 40 Prozent der Ernte ist bis jetzt eingefahren. Einen so hoher Anteil von minderwertigem Weizen gibt es gemäss der Branchenorganisation Swiss Granum etwa alle zehn Jahre.

Gefahr nicht vorbei

Zwischen Mittwochmittag und Donnerstagmittag dürften am Alpennordhang weitere 20 bis 40 Millimeter Regen fallen, wie Meteorologe Bernd Konantz von MeteoSchweiz sagte. Auf der Alpensüdseite regnete es auch am Dienstagnachmittag noch stark.

Somit ist die Gefahr von Überschwemmungen nicht gebannt; für die meisten Schweizer Flüsse gilt zurzeit laut dem Bundesamt für Umwelt eine mässige Hochwassergefahr. Die Pegel der Seen sind ebenfalls sehr hoch, am Bielersee warnten die Behörden die Bevölkerung am Dienstagmorgen vor einem möglichen Hochwasser.

sda