Derzeit wird gepresst, pasteurisiert und abgefüllt, was die Mostereien hergeben. Ein goldener Herbst bringt idealerweise viele Liter süsssäuerlichen Most. Nicht nur bei den ganz grossen Verarbeitern wie der Ramseier Suisse AG oder der Mosterei Möhl laufen die Mostpressen momentan auf Hochtouren, auch auf dem Heiterhof in Eichberg im St. Galler Rheintal fährt ein Obstproduzent nach dem anderen vor – mit dem Ziel, Äpfel und Birnen fachmännisch veredeln zu lassen.

Adventsmost zum Abschluss

Auf den 47 Hektaren der Betriebsgemeinschaft Freund und Haltinner selbst stehen rund 450 Hochstammbäume, die zum Teil sehr alte Apfelsorten tragen: etwa Wildmuser, Muserli oder Lederapfel. Zu den neueren Sorten zählen zum Beispiel Sauergrauech, Florina, Spartan, Blauacher sowie 
Bohnapfel.

Gepresst wird auf dem Heiterhof bereits ab August, wenn die frühen Apfelsorten reif sind. Da es sich dabei aber bloss um Kleinstmengen handelt, läuft die Mostpresse hauptsächlich von September bis Ende November.

«Jeweils am zweiten Adventssamstag mosten wir noch einmal», sagt der passionierte Moster Walter Freund. Dann nämlich werden säurebetonte Spezialsorten verarbeitet, bei welchen die Pasteurisierung ausgelassen wird. «Die Idee hinter unserem ‹Adventsmoschtä› ist, an Weihnachten frischen Süssmost anbieten zu können.»

90'000-Franken-Mostpresse

Summa summarum produziert der Heiterhof in den Herbstmonaten 60'000 bis 80'000 Liter Obstsaft, wovon gut die Hälfte im Kundenauftrag hergestellt wird. Für die nagelneue Presse ist eine solche Saftmenge kein Problem. Pro Stunde fabriziert die 90'000 Franken teure Neuanschaffung – Waschanlage inklusive – bis zu 1800 Liter Süssmost.

«Wir brauchen eine solch schnelle Maschine, um den Kundenwünschen gerecht zu werden», sagt Walter Freund, der ebenfalls zwischen 300 und 400 Liter Edelbrände destilliert. So würden nämlich die anfallenden Leerzeiten bei kleineren Liefermengen besser ausgeglichen.

Energie aus dem Holzofen

Nach dem Pressvorgang wird der gekelterte Saft klar oder naturtrüb – pasteurisiert. Dafür nutzt der Heiterhof eine Holzheizung, welche den Süssmost auf 80 Grad Celsius erwärmt. Schliesslich wird der goldgelbe Saft in verschieden grosse Bag-In-Box-Verpackungen oder Flaschen, je nach dem, was die Kundschaft wünscht, abgefüllt, kartoniert und palettiert.

«Bei den Zehn-Liter-Einheiten füllen wir stündlich rund 600 Liter Most ab», bemerkt Walter Freund. Und bei allen Arbeitsschritten ist noch viel Handarbeit gefragt, obschon die Betriebsgemeinschaft maschinentechnisch gut ausgerüstet ist.     

Nicht nur setzen die Familien Freund und Haltinner einen Lift zur Pflege ihrer 450 Hochstammbäume ein, wodurch das mühsame Hochsteigen mittels Leiter entfällt. Sie investierten vor 15 Jahren auch in eine handgeführte Auflesemaschine.

«Weil unser Land aber nicht überall topfeben ist, müssen wir noch fast die Hälfte unseres Mostobstes von Hand aufnehmen», sagt Walter Freund. 
Sicherlich schaffe eine Auflesemaschine eine Arbeitserleichterung. Deren Einsatz bedinge aber Schönwettertage – im verhältnismässig regnerischen St. Galler Rheintal nicht immer einfach.

Extensive Baumpflege

Bei der Baumpflege setzt Walter Freund auf eine extensive Bewirtschaftung. So verlangen zwar die jungen Hochstammbäume alle ein bis zwei Jahre eine gewisse Korrektur. Die älteren Bäume werden aber nur geringfügig bearbeitet – abgesehen vom ein- bis zweimaligen Spritzen gegen Mehltau, Schorf und Apfelwickler.

Auch die aktuell etwas intensiver unterhaltenen Apfelbäume erhalten bloss alle drei bis fünf Jahre pflegenden Besuch von Walter Freund oder seinem Sohn Christian. «Das hat einerseits mit dem zeitweilig stürmischen Föhn-Wetter im Rheintal zu tun. Andererseits wird in der Regel im Rheintal nicht so intensiv Mostobstbau betrieben wie beispielsweise im Thurgau», sagt Walter Freund. Vielen Rheintaler Landwirten biete das Mostobst einfach einen willkommenen 
Zustupf im Herbst.

Mindestens 450 Bäume

Für den Heiterhof bilden die Hochstammbäume jedoch einen wichtigen Betriebszweig, in welchen auch künftig investiert wird.
 «Wir wollen die Anzahl an Hochstammbäumen halten oder gar erhöhen.» So ersetzen junge Exemplare zunehmend ältere, wobei die Familie Freund zwecks Rationalisierung die Bäume nun in der Reihe pflanzt: mit einem Abstand von sieben Metern in den Reihen sowie zwölf Metern dazwischen. «So können wir einen Doppelschwader einsetzen. Denn für uns ist auch der Unternutzen sehr wichtig.»

Kombination motiviert

Ebenso werden die Hochstammbäume verstärkt kleiner geschnitten, damit sie früher tragen und generell besser zu bewirtschaften sind. «Die Reihenpflanzung erleichtert natürlich auch die maschinelle Auflese, weshalb wir dereinst in ein grösseres Aufsitzgerät investieren sollten», sagt der begeisterte Destillateur, überlässt diese Entscheidung aber Sohn Christian.

Für die meisten Hochstammbäume erhält der Heiterhof im Rahmen der Direktzahlungen jährlich jeweils 15 Franken – 2014 bezogen 36'269 Schweizer Betriebe denselben Direktzahlungsbeitrag pro Hochstamm-Feldobstbaum mit Qualitätsstufe 1.

Alle Obstbäume der Rheintaler Betriebsgemeinschaft werden aufgrund ihrer Vernetzung mit weiteren fünf Franken je Exemplar vergütet. Und für 50 Mostobstträger mit Qualitätsstufe 2 bezieht der Heiterhof jeweils 30 Franken.

Werde der Arbeitsaufwand in Betracht gezogen, «sind die gegenwärtigen Mostobstpreise nur in Kombination mit den Direktzahlungen angemessen», so Walter Freund. Trotzdem sieht der Eichberger letztere nicht als Hauptanreiz für sich und seine Arbeit mit Hochstammbäumen. «Die Direktzahlungen motivieren mich nur in Verbindung mit dem ökologischen Wert sowie einem fairen Mostobstpreis. Erst dann macht Mosten Freude.»

Curdin à Porta