Der Verein Swiss Tavolata hatte alles, was es für den Erfolg braucht: ein gute Projektidee, Landfrauen und Bäuerinnen als Sympathieträgerinnen sowie eine Finanzierung. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und der Schweizer Bauernverband (SBV) gaben grosszügige Starthilfen. Das BLW unterstützte in den Jahren 2014 bis 2017 mit insgesamt 344 025 Franken.

Innovative Projekte sind unsicher

Die Gelder wurden im Rahmen der Verordnung über die Förderung von Qualität und Nachhaltigkeit in der Land- und Ernährungswirtschaft (QuNaV) gesprochen. Auf Anfrage der BauernZeitung, wie das BLW zum Aus des Vereins stehe, kam folgende Antwort: «QuNaV-Projekte müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, bevor ihnen eine Finanzhilfe für maximal vier Jahre gewährt wird. Diese waren im Fall Swiss Tavolata erfüllt. Wobei bei der Beurteilung der Gesuche (jährlich) eine gewisse Zurückhaltung bezogen auf die Overhead-Kosten nahegelegt wurde.» Bei innovativen Porjekten könne jedoch nie ausgeschlossen werden, dass sie letztlich nicht «zum Fliegen» kommen.

Nicht genügen Gastgeberinnen

Auch der SBV erwidert auf Anfrage, dass das Projekt absolut unterstützungswürdig war, da es perfekt zum Stiftungszweck der SBV-Stiftung für eine nachhaltige Ernährung durch die schweizerische Landwirtschaft passte: Förderung des gegenseitigen Verständnisses zwischen Produzenten und Konsumenten sowie eines besseren Kontakts zwischen Stadt und Land.

Die Stiftung unterstützte das Projekt während drei Jahren. Über den Betrag will der SBV keine Auskunft geben. Es kann aber angenommen werden, dass es sich um einen Betrag im fünfstelligen Bereich handelt. Wieso das Aus? Was also lief schief? Wurde im Businessplan zu optimistisch gerechnet? Man hörte wiederholt, dass die hohen Kosten für die Geschäftsstelle Schuld am Scheitern seien. Und immer wieder wurden via interne Kommunikationskanäle und Medien neue Gastgeberinnen gesucht. Statt der geplanten 150 machten zu Spitzenzeiten nur gerade 45 Frauen mit. Unterdessen ist die Zahl der Gastgeberinnen sogar auf 27 gesunken. Obwohl der SBLV ein Mitgliederbestand von über 50 000 Bäuerinnen und Landfrauen hat.

Misstrauen der Vereinsmitglieder

Christine Bühler, Präsidentin SBLV, die ebenfalls als Präsidentin des Vereins Swiss Tavolata amtete, entgegnet auf Anfrage: «Die Geschäftsstelle war kostenintensiv, leistete aber gute Aufbauarbeit: Checklisten, aufgleisen der Qualitätssicherung, professionelle Vermarktungs-Plattform und deren Positionierung auf dem Markt, …» Es hätten jedoch zu wenig Frauen mitgemacht.

Christine Bühler stellt ein gewisses Misstrauen der Vereinsmitglieder der Geschäftsstelle gegenüber fest: «Die Gastgeberinnen trauten dem Konstrukt aus SBLV und Home Food Media GmbH nicht.» Genaue Vorgaben zum Menu und Druck, mehr Menus zu kochen sowie Abgaben von 20 Prozent pro Event plus Mitgliederbeiträge von über 300 Franken pro Jahr sorgten ebenfalls für Unmut.

Organisation zu Aufwendig

Brigit Langhart und Barbara Eisl, Initiantinnen und ehemalige Vorstandsmitglieder, orten die Gründe für das Aus ebenfalls darin, dass nicht genügend Frauen für das Projekt gewonnen werden konnten. Es zeigte sich, dass die bestehende Organisation – die umfangreich Marketingmassnahmen betrieb, Sponsoren gewinnen konnte, Reservationen bearbeitete sowie das Inkasso und die Auszahlungen an die Gastgeberinnen tätigte – für 40 Gastgeberinnen einfach zu aufwendig war.

Wie geht es weiter?

Eine Gruppe Gastgeberinnen glaubt weiter ans Swiss Tavolata-Konzept und will weitermachen. Bei der Auflösung des Vereins vermeldeten Bernadette Odermatt, Lotti Baumann, Erika Hänni, Vreni Hofer und Regina Moser, dass sie 2019 neu durchstarten werden (die BauernZeitung berichtete). Bis jetzt wurde aber noch nicht neu begonnen. Die Gründe wollten sie nicht nennen und auf die Frage, wie es nun definitiv weiter gehe, wollten die Frauen keine Stellung beziehen. Fragt man die Beteiligten, was sie aus dem Projekt gelernt haben, meint Christine Bühler: «Wir vom SBLV waren vom Konzept überzeugt, aber man kann halt nicht von sich auf andere, sprich die Gastgeberinnen, schliessen.» Der SBLV will dann auch, sofern es weiter geht, weiterhin auf seiner Website auf Swiss Tavolata verweisen und wünscht sich, dass die Gastgeberinnen auch in Zukunft SBLV-Mitglieder sind. «Die Gäste lieben Swiss Tavolata, wir hoffen, das bleibt so. Aber Anpassungen sind bei Start-ups, wie bei Swiss Tavolata, üblich», meint Barbara Eisl.

Esther Thalmann