Soja ist hierzulande eher berüchtigt, verantwortlich für Regenwaldabholzung und übermässigen Pestizidverbrauch auf dem amerikanischen Kontinent und anderswo. Derzeit läuft aber eine kräftige Gegenbewegung. Der Anbau in Europa hat sich gewaltig gemausert und gleichzeitig hat der Fokus der Europäer auf Nachhaltigkeit viel bewirkt.

Die Schweiz ist wie auch in anderen Bereichen der europäischen Konkurrenz voraus. Die Zahlen: 96 Prozent der in die Schweiz importierten Soja stammen aus nachhaltiger Produktion. Dieser Anteil soll noch erhöht werden, wie Martin Rufer, Präsident des Netzwerks Soja Schweiz am Freitagmittag an einer Medienkonferenz in Bern erläuterte. "Künftig wollen wir in der 100% verantwortungsvoll produzierte Soja einsetzen", sagte Rufer.

Was heisst verantwortungsvoll?

Die wichtigsten Kriterien für verantwortungsvoll produzierte Soja sind die Folgenden:

Ökologische Kriterien:

  • Keine Rodung von Primärwaldflächen und artenreicher Lebensräumen seit 2004.
  • Anwendung von Methoden der integrierten Produktion mit dem Ziel, die Verwendung von
    potentiell schädlichen Pflanzenschutzmitteln und Düngemitteln zu reduzieren.
  • Schutz von Boden und Wasser
  • GVO-Freiheit

Soziale Kriterien:

  • Einhaltung von Arbeitsrechten (Mindestlöhne,
    keine Kinderarbeit, faire Arbeitsbedingungen,
    Arbeiterschutz).
  • Respektierung von traditionellen Landrechten.

Erfolge sind auch beim Anteil europäische Soja zu verzeichnen, während dieser vor 10 Jahren noch unbedeutend war, umfasste er letztes Jahr bereits 112'000 von total 273'000 t importiertem Sojaschrot. Alleine in den letzten sechs Jahren ist die europäische Sojafläche von zwei auf vier Millionen Hektaren angestiegen. Das ist zwar im Vergleich zu den gut 35 Mio ha in Brasilien noch immer bescheiden, aber immerhin ein guter Anfang.

Anbau in der Schweiz seit 140 Jahren

In der Schweiz ist der Sojaanbau nach wie vor relativ unbedeutend, obwohl Agroscope in Changins eine ganze Reihe von hervorragend ans europäische Klima angepasste Sorten gezüchtet hat. Neu ist der Anbau allerdings keineswegs, die ersten Versuche mit Soja liefen bereits vor 140 Jahren. Die Versuche wurden damals vom österreichischen Pflanzenbau-Professor Friederich Haberlandt durchgeführt.

Aus Anlass dieses Jubiläums findet derzeit eine europäische "Eiweiss-Wendetour" statt. Unter Eiweisswende versteht man die Reduktion der grossen Abhängigkeit Europas von Übersee-Importe bei den Eiweisskomponenten, namentlich Soja. Diese machte nun in Bern halt. Die Wendetour wird vom europäischen Netzwerk Donau Soja organisiert. Dieses umfasst 280 Mitglieder, darunter 21 aus der Schweiz, vom WWF über den Bauernverband und die Futtermüller bis zum Grossverteiler.

akr