Es sei eine Notlösung, aber «besser als nichts», meint Christian Wyss. Um seine Kartoffeln vor der Kraut- und Knollenfäule zu schützen, liess er eine Drohne der Agrarpiloten (siehe Kasten) über das Feld fliegen. «Ich habe eine Selbstfahrspritze mit schmalen Reifen. Das geht, solange der Boden gut befahrbar ist», erklärt der Berner Landwirt. Bei schlechten Bedingungen lasse er sonst die Landi kommen. Einmal sei es aber so schlimm gewesen, dass es auch dort hiess: unbefahrbar. So wurden ihm dann die Agrarpiloten empfohlen.

Kleinere Menge Spritzbrühe ausgebracht

Schon drei Mal war die Spritzdrohne auf dem Wyss-Hof im Einsatz. Ein Nachteil sei, dass das Fluggerät eine geringere Menge Pflanzenschutzmittel ausbringt als ein Spritzbalken. «Mit der Spritze fahre ich gesamthaft 300 Liter Spritzbrühe pro Hektare. Die Drohne hingegen spritzt 100 Liter pro Hektare, wobei die Wirkstoffmenge dieselbe ist», erläutert Christian Wyss. Zwar werde dafür ein Netzmittel beigemischt, aber «vor allem am Rand trat in der Vergangenheit trotzdem noch Krautfäule auf», schildert er seine Erfahrungen. Daher liess er die Piloten an den Rändern dieses Mal etwas mehr spritzen.

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Die Drohne wird von vier Propellern in der Luft gehalten undist erstaunlich laut. Auffallend ist, wie die Spritzbrühe in beinahe gerader Linie auf die Kultur trifft. Die Pflanzen werden vom Luftzug der Rotoren durch-geschüttelt, was laut Agroscope zur besseren Verteilung der Fungizidtropfen auf Blättern und Stängeln beitragen kann. Ausserdem schreibt die Forschungsanstalt, die 2018 Versuche zum Pflanzenschutz aus der Luft bei Kartoffeln durchgeführt hat, man könne dank Drohnen besser im richtigen Moment reagieren. Ungeachtet der Bodenverhältnisse ist damit Spritzen in den kritischen Momenten des Lebenszyklus des Pilzes möglich. Ausserdem riskiere man keine Bodenverdichtung, die in den Fahrspuren Ernteeinbussen von etwa 30 Prozent bringe.

Nicht mehr steckenbleiben

Bisher ist Christian Wyss mitder Wirkung heuer zufrieden, «schwarz geworden ist hier nichts», meint er bei einem Augenschein auf dem Feld. Hingegen haben die vielen Niederschäge deutliche Spuren hinterlassen, streifenweise sind die Kartoffelfpflanzen ertrunken. Das seien drei bis vier Tonnen Verlust, schätzt der Berner.

2016 hatte Wyss ein Schlüsselerlebnis, seitdem lässt er eher die Drohne kommen, als einen nassen Acker zu befahren: In jenem Jahr blieb er mehrmals mit der Spritze stecken und musste sich vom Nachbarn mit einer Seilwinde herausziehen lassen.

70 Franken teurer mit der Drohne

Das hat auch mit der Lage seiner Flächen zu tun, die sich im Bütikofer Tal befinden. Viel Wasser fliesst von den Seiten her in die Parzellen. Ausserdem ist der Boden lehmig, was bei starken oder anhaltenden Regenfällen zum Problem wird. «Bei Nässe schiebt man das Wasser beim Befahren richtiggehend vor sich her, und es wird immer schlimmer», erzählt der Berner.

Am günstigsten und effektivsten ist immer noch das konventionelle Spritzen, fasst Christian Wyss seine Erkenntnisse zusammen. Die Drohne bleibt eine Lösung für Sonderfälle. «Ich zahle für den Drohneneinsatz etwa 70 Franken pro Hektare mehr, als wenn ich selber fahre», schätzt er. Aber jetzt habe er einfach etwas machen müssen, um nicht wegen Pilzbefalls deutliche Einbussen in Kauf zu nehmen. Schliesslich sei er froh, dass die Kultur nicht verhagelt worden sei. «Da habe ich beschlossen, dass es die Investition wert ist», schliesst der Landwirt.

 

Drohnen im Ackerbau

Im Weinbau ist der Pflanzenschutz per Drohne etabliert, bekannt sind auch die Flüge mit Trichogramma-Schlupfwespen im Mais. Der Einsatz gegen die Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln hat sich aus einer Bedarfslage heraus entwickelt, wie Tobias Weissert von den Agrarpiloten erklärt. «Das erste Mal sind wir nach einem Drainagebruch über ein Feld geflogen», erinnert sich Weissert. Das Ziel der Agrarpiloten sei die Unterstützung der Landwirte – «Wenn es Bedarf gibt für das Spritzen per Drohne bieten wir das an». Allerdings sei ein Traktor, was die Flächenleistung angeht, deutlich überlegen.

Eine knappe Stunde für eine Hektare

Mit 20-Liter-Tank und Akku wiegt die Drohne 49 Kilo.Mit einer Ladung kann sie 20 Aren spritzen, dann wird der Tank mit einem vollen ausgewechselt. Pro Hektare rechnet man mit zwischen 45 Minuten und einer knappen Stunde, die Behandlung kostet 140 Franken pro Hektare plus Anfahrtsweg bis zum Feld. Das Pflanzenschutzmittel (PSM) kommt vom Landwirt.

Piloten mit Hintergrundwissen

Anders als andere Anbieter haben die Agrarpiloten einen landwirtschaftlichen Hintergrund. «Wir sind drei Piloten, wovon zwei gelernte Landwirte sind. Und wir haben alle einen Kurs zum Ausbringen von PSM absolviert», erklärt Tobias Weissert. Landwirte können sich melden, um die Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. «Aber ich hoffe, dass die Böden jetzt bald abtrocknen», meint Weissert.

Weitere Informationen: www.agrarpiloten.ch