Seit 1988 pflücken Winzer und ihre Helfer die ersten Trauben im Burgund rund 13 Tage früher als in den vorangegangen sechs Jahrhunderten. Diese Beobachtung aus einer mehr als 660 Jahre umfassenden Datenreihe belegt, dass sich die Klimaerwärmung beschleunigt, berichtet ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der Universität Bern im Fachblatt "Climate of the Past" der European Geoscience Union.

Trauben als Klima-Zeiger

Die Datenreihe beruht auf historischen Aufzeichnungen zur Traubenernte im Burgund von 1354 bis 2018. Die Aufzeichnungen wurden unter anderem an der Uni Bern ausgewertet, schrieb die Hochschule in einer Mitteilung vom Donnerstag. Die Reifung von Trauben eigne sich gut, um die Klimabedingungen der Vergangenheit nachzuvollziehen, weil diese Früchte sehr empfindlich auf Temperatur und Regen reagieren.

Heiss und trocken wurde zur Norm

Bei den Erntedaten liessen sich klar zwei Phasen erkennen, erklärte Hauptautor Thomas Labbé, der an den Universitäten von Burgund und Leipzig forscht. Bis 1987 begann die Weinlese typischerweise am 28 . September, seit 1988 startete die Ernte jedoch im Schnitt fast zwei Wochen früher. Die Untersuchung der Datenreihe zeigte, dass heisse und trockene Jahre in der Vergangenheit selten waren, aber während der letzten drei Jahrzehnte zur Norm geworden sind. Validiert haben die Forschenden ihre Beobachtungen mit Temperaturmessdaten aus den letzten 360 Jahren.

Vergangene 30 Jahre "aussergewöhnlich"

"Dass sich der beschleunigte Erwärmungstrend seit den 1980er Jahren in dieser Zeitreihe so klar erkennen lässt, haben wir nicht vorhergesehen", liess sich Christian Pfister vom Oeschger-Zentrum für Klimaforschung der Uni Bern zitieren. "Es ist für alle offensichtlich, dass die vergangenen 30 Jahre aussergewöhnlich waren." Die Forschenden hoffen, dass die Studienergebnisse dazu beitragen, dass die Menschen den Klimawandel realistisch beurteilen und endlich zu handeln beginnen.