Bald geht es los auf dem Betrieb von Familie Häberli in Allmendingen bei Bern: Die Weihnachtszeit beginnt und damit für Hansjakob und Lotti Häberli die strengste Zeit des Jahres. Vor rund 50 Jahren begann der Vater von Hansjakob damit, Christbäume zu verkaufen. "Damals waren Weisstannen und Rottannen gefragt. Sie stammten alle aus unserem Wald", sagt Häberli. Es war eine Motivation, die Jungwuchspflege durchzuführen, die sonst nur Aufwand, aber keinen Ertrag bedeutet hatte.

Vom Milch- zum Weihnachtsbaum-Geschäft

Mittlerweile läuft das Weihnachtsbaum-Geschäft anders. Häberlis setzen vor allem auf Nordmanntannen. Hansjakob Häberli erzählt von einem Schlüsselerlebnis als Bub, als eine Frau am Hof hielt und nach Silbertannen fragte, die sie nicht bieten konnten. "Da hat es Klick gemacht", erzählt Häberli. "Entweder man schaut zu, wie andere den Markt bedienen oder man entwickelt sich selbst."

Bald darauf begann Familie Häberli, Bäume zu pflanzen. Bis vor 10 Jahren nur auf so viel Fläche, wie vor Ort verkauft wurde. Mittlerweile hat der Betrieb die Milchproduktion aufgegeben und die Fläche erweitert. Verkauft wird jetzt auch an den Engros-Handel. Durch die gute Lage nahe der Stadt Bern ist aber der Direktverkauf weiterhin ein wichtiges Standbein. Für den Betrieb werden die Bäume immer wichtiger und machen derzeit rund einen Viertel des Umsatzes aus. "Das Ganze ist aber aus einer Leidenschaft entstanden. Man muss an den Bäumen Freude haben", sagt Häberli begeistert. Es sei eine schöne "Büetz", die er verrichte.

60 Prozent werden Weihnachtsbäume

Arbeit machen die Bäume nicht nur beim Verkauf, zuvor müssen sie gut gepflegt werden, um als schöne Bäume in der Stube zu landen. "Die Leute wollen buschige Bäume", sagt Häberli. Rund 60 Prozent der Bäume erreichen den gewünschten Standard, der Rest muss gehäckselt werden. Während der ersten 2 Jahre wachsen die Bäume kaum, dann sehr schnell. Ohne einzugreifen würden die Abstände zwischen den einzelnen Astkränzen zu gross. In der Schweiz werden im Frühling mit Klemmen die Saftbahnen manuell abgeklemmt. Dadurch könne der Trieb um rund 30 Prozent eingekürzt werden, erklärt Häberli. Hier liegt ein grosser Unterschied zum Ausland, wo chemische Wachstumsregler zum Einsatz kommen.

Auch gehören bei den Importbäumen, die gemäss Schätzungen der IG Schweizer Christbaum rund 60 Prozent Marktanteile haben, Herbizide zum Standard. Nicht so bei Häberlis. Statt auf Herbizide setzt die Familie auf Shropshire-Schafe. Es handelt sich dabei um die einzige Schafrasse, die Gras und Unkräuter frisst, aber die Bäume in Ruhe lässt. Vorteil ist ein gut bedeckter Boden, der auch der Biodiversität zu Gute kommt.

Preislich können Schweizer Weihnachtsbäume nicht mit der ausländischen Konkurrenz mithalten. "Kein Grenzschutz, Überproduktion im Ausland und der starke Franken", bringt Häberli die Gründe auf den Punkt. "Der grosse Vorteil meiner Bäume ist die Frische", so der Landwirt. Sie werden kurz vor dem Verkauf geschnitten. Grosse Transporte und Zwischenhalte im Kühllager bleiben somit aus, die Bäume sind auch an Weihnachten und darüber hinaus noch frisch.

Der Spätfrost macht Sorgen

Eine grosse Herausforderung für die Produzenten in der Schweiz ist der Spätfrost. Wenn die Bäume bereits getrieben haben und der Frost kommt, werden die Knospen braun und sterben ab. Einige können gerettet werden, andere gelangen nicht mehr in den Verkauf. Häberli achtet deshalb darauf, spätaustreibende Sorten im Sortiment zu haben. Der Grossteil sind Nordmanntannen, die beliebtesten Weihnachtsbäume der Schweizerinnen und Schweizer. Aber auch unbekannte Bäume wie serbische Fichten wachsen auf Häberlis Feldern. Er probiert gerne etwas aus, nicht immer klappt es: So hiess es vor einigen Jahren, der Mammutbaum werde zum Modebaum. Von den 200 angepflanzten konnte Häberli aber nur fünf verkaufen.