Dass Mähdrescher und Maishäcksler gleichzeitig unterwegs sind, das ist ein seltenes Phänomen. Heuer ist dies der Fall, denn vielerorts ist der Mais aufgrund der Trockenheit bereits notreif. Das heisst, die Stengel vertrocknen und sind teilweise schon dürr, die Kolbenfüllung ist aber noch nicht abgeschlossen.

So kommt es laut einem Bericht des deutschen Portrals agrarheute.com oft dazu, dass die TS-Gehalte der Gesamtpflanze hoch, die der Kolben jedoch noch gering sind. So befinden sich die Körner auch in den frühen Landesteilen der Schweiz in der Milchreife.

Entscheidungshilfe für die Ernte von trockengeschädigten Silomais

Situation

Keine Kolbenanlage

Geringe Kolbenanlage

Gute Kolbenanlage

Kaum grüne Blätter

Umgehend ernten

Umgehend ernten

Umgehend ernten

Grüne Blätter am und unterhalb des Kolbens vorhanden

Rotfärbung des Stengels abwarten, dann ernten

Rotfärbung des Stengels abwarten, dann ernten

Normal ernten

Fast alle Blätter sind noch grün

Rotfärbung des Stengels abwarten, dann ernten

Rotfärbung des Stengels abwarten, dann ernten

Normal ernten

 

Keine Kolben: möglichst ernten

Bei Silomais ohne nennenswerten Kolbenansatz sollte geerntet werden, wenn keine weitere Zunahme an Qualität und Ertrag erwartet werden kann. Wenn Kolben und Blätter noch grün sind, kann bei einsetzendem Regen noch mit einem Zuwachs gerechnet werden.

Bei Überschreiten von Gesamt-TS-Gehalten von  35 Prozent oder wenn die Pflanze zu einem Drittel dürregeschädigt ist, sollte das Silieren beginnen. Wenn die Restpflanze stark geschädigt ist, wird keine weitere Stärkeeinlagerung in den Kolben erfolgen und der Futterwert damit nicht weiter verbessert.

Mais möglichst kurz häckseln

Gutes Häckseln und sehr gutes Verdichten des Silomaises sind dieses Jahr noch mehr als sonst enorm wichtig. Wegen der trockenen Gesamtpflanze ist besonders auf ein sehr gutes und kurzes Häckseln zu achten: 6 mm sind nötig, um noch eine ausreichende Verdichtung zu ermöglichen.

Die Temperaturen im Silo während der Gärphase steigen schnell auf hohe Werte an. Sie sind damit der guten Entwicklung der Milchsäurebakterien eher abträglich. Milchsäurebakterien entwickeln sich bei 25 bis maximal 30 °C optimal. Trotz allem dürfte die Säurebildung aber noch ausreichend sein. Um dieses Restrisiko auszuschließen, lassen sich die Silagen mit Säuren versetzt.

Möglichst Säure zusetzen

Dem Risiko der Nacherwärmung wegen schlechter Verdichtung bei pergamentartigen Blättern und Lieschen wirkt ein Zusatz von heterofermentativen Milchsäurebakterien entgegen. Ab etwa 40 Prozent TS helfen Propion-, Benzoe- oder Sorbinsäure. Sie hemmen die Hefepilze. Unerwünschtes Nachgären wird dadurch gemindert. 

Ein Zusatz von Propionsäure im obersten Meter des durchmischten Futterstocks wird empfohlen. Der Aufwandmenge liegt bei 1,5 bis 2 l auf 5 bis 7 l Wasser je t Siliergut. So sind gegebenenfalls die obersten Meter zu behandeln. Dabei ist gegebenenfalls Schutzkleidung zu tragen, weil die Säure sehr aggressiv ist.

Die Zugabe von Stabilisatoren auf Basis von heterofermentativen Milchsäurebakterien hat durchaus noch Sinn bei hohen TS-Gehalten des Silierguts. Sie wirken bei hohen Temperaturen im Silostock noch bis etwa 37 °C.

Silostock nicht zu früh öffnen

Dringend empfohlen wird, die Silostöcke dieses Jahr nicht vor dem Erreichen der stabilen Gärphase zu öffnen. Das ist nicht vor sechs bis acht  Wochen der Fall. Da der Mais bei hohen Temperaturen siliert wird, ist bis zum Verfüttern das Abkühlen abzuwarten. Die Abkühlung der Silage beträgt etwa 1 °C pro Woche bei kühlen Umgebungstemperaturen.

agrarheute.com / Karl Bockholt