Um die Klimaziele zu erreichen, könne die Wald- und Holzwirtschaft einen grossen Beitrag leisten. Ob CO2 im verbauten Holz oder im Wald gespeichert werden soll, darüber gehen die Meinungen auseinander. Dazu diskutierten kürzlich Akteure der Luzerner Wald- und Holzwirtschaft auf Einladung von Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz.

Nutzung nicht ausgeschöpft

Bruno Röösli, Leiter Abteilung Wald bei der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa), wies darauf hin, dass im Luzerner Wald jährlich 400 m3 Holz pro Hektare nachwachse, aber ein Drittel ­dieses Nutzungspotenzials nicht ausgeschöpft werde. Der Wald speichere somit netto CO2 ein.

Felix Lüscher, Bereichsleiter Wald bei der Oberallmeindkorporation Schwyz, orientierte über deren Klimaschutzprojekt. Mit einer moderaten Erhöhung des Holzvorrates von 280 auf 300 fm/ha soll in den Schwyzer Wäldern in den nächsten 30 Jahren mehr CO2 eingespeichert werden. Je nach Standort und Waldbestand könne ein Vorrat aufgebaut oder der Vorratsabbau reduziert werden.

Mehr Holz stehen lassen

Trotz dieser geringeren Nutzung sollen aber die Waldfunktionen weiterhin erfüllt werden, durch differenzierte Produktionskonzepte. Finanziert wird das Projekt durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten. Das aktuelle Holznutzungspotenzial lasse sich aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gründen ohnehin nicht ausnutzen. Wald und Holz hätten ein gutes Image, bei der Holzernte und Holzverarbeitung sei dies eher fraglich, meinte Lüscher. «Also lassen wir besser mehr Holz im Wald stehen und nutzen das als CO2- Speicher.»

Mehr Holz verbauen

CO2 im Holz speichern will auch Holzindustrie Schweiz, wie Direktor Michael Gautschi erklärte. Allerdings soll dies in verbautem Holz geschehen. Ziel sei somit, mehr Holz im Wald zu nutzen. Die Verjüngung ermögliche wieder mehr Zuwachs und erhöhe das Einspeicherungspotenzial im Wald. Gautschi verspricht sich von der intensivierten Waldnutzung auch einen positiven Effekt auf die Wirtschaftlichkeit der Schweizer Holzkette. Verbautes Holz sei als CO2-Senke anrechenbar, mit Zertifikaten könne somit ein Geldfluss von der Stiftung Klimaschutz und CO₂‑Kom­pen­sa­tion KliK zugunsten der Holzindustrie ausgelöst werden. ­Bereits würden 100 Sägereien, welche 70 Prozent des Schweizer Schnittholzes verarbeiten, beim Verein «Senke Schweizer Holz» mitmachen.

Ziel gemeinsame Lösung

Michael Gautschi kritisierte die Strategie der Waldwirtschaft zur Erhöhung des Holzvorrates. Es dürfe nicht passieren, dass der Wald durch Fehlanreize für die Waldeigentümer und den Nutzungsverzicht sogar zu einer CO2-Quelle werde. Vielmehr müssten durch waldbauliche Massnahmen die Verjüngung und Durchforstung gefördert werden, damit der Wald auf Klimafitness getrimmt werde.

In der anschliessenden Po-diumsdiskussion kamen die kontroversen Standpunkte zwischen Waldeigentümern und den Holzverarbeitern zum Ausdruck. Besser wäre eine gemeinsame statt separate Lösungen von Wald- und Holzwirtschaft. Solche Projekt für CO2-Zertifikate seien sonst viel zu aufwändig.

 

Bald ein Luzerner Projekt?

Über das Potenzial des Waldes als CO2-Senke und Umsetzung von Projekten wurden die Präsidenten der Luzerner Waldorganisationen an deren Konferenz Mitte November orientiert. In einem Kubikmeter Nadelholzvorrat sei 1,2 t CO2 gespeichert, in Laubholz 1,5 t. Es gehe nicht darum, den Wald nicht mehr zu nutzen, sondern lediglich den hohen Vorrat weniger abzubauen, meinte Hubertus Schmidtke vom Verein Wald-Klimaschutz. Eine Erhebung bei der Waldgenossenschaft oberes Entlebuch hat gezeigt, dass sich bei deren Fläche von 7000 ha netto rund 340 000 Franken jährlich an CO2 Zertifikatseinnahmen generieren liessen. Die Präsidenten der Waldorganisationen zeigten sich offen für weitere Abklärungen, mehr Klarheit gebe es allerdings erst, wenn der Vollzug des neuen CO2-Gesetzes im Detail vorliege. Ziel wäre ein kantonsweites Projekt unter dem Dach von Wald Luzern oder gemeinsame Projekte von mehreren Waldorganisationen. In den nächsten Monaten sollen die Waldeigentümer zum Thema sensibilisiert werden.