Verhindern kann man die Entstehung von CO2 bei der alkoholischen Gärung nicht. Diese beginnt sofort nach der Einlagerung von Most oder Maische, das freigesetzte CO2 erreicht rasch tödliche Konzentrationen, warnt die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft BUL. Ein 1'000-Liter-Tank könne innerhalb kurzer Zeit bis zu 44'000 Liter CO2 produzieren – es besteht Erstickungsgefahr.

Das bestätigen Messungen der BUL in Weinkellern, die «sehr oft» CO2-Konzentrationen über dem maximal zulässigen Wert an einem Arbeitsplatz zeigten.

Vier Stufen für mehr Sicherheit

Die BUL empfiehlt für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz nach den vier Stufen des STOP-Prinzips vorzugehen: 

  • S: Substitution (Austausch) der Gefahrenquellen
  • T: Technische Massnahmen
  • O: Organisatorische Massnahmen
  • P: Persönliches Verhalten und Einsatz Persönlicher Schutzausrüstung

Auf das Beispiel CO2 übertragen bedeutet das:

S: Ein Austausch der Gefahrenquelle ist hier, wie eingangs erwähnt, nicht möglich. Eine alkoholische Gärung ohne die Freisetzung von CO2 gibt es nicht.

T: Die effizienteste technische Lösung ist laut BUL das Absaugen der Gase direkt an der Quelle, indem ein Rohr das CO2 vom Tank aus dem Gebäude leitet. Dieses System könne aber eine generelle Belüftung nicht ersetzen. Zudem sei es wichtig, Absaugvorrichtungen für die Raumluft bodennah zu installieren. Bei grösseren oder stark verzweigten Gärräumen werden mehrere Absaug-/Belüftungsvorrichtungen benötigt. Was an Luft abgesaugt wird, muss mit Frischluft ersetzt werden, der Betriebsschalter der Ventilatoren darf nicht im Gärraum installiert sein. 

Nicht ausreichend effizient sind gemäss BUL Zwangsbelüftungen und das Abfliessenlassen der Gase durch reine Schwerkraft. 

O: Schulung des Personals über die notwendigen Schutzmassnahmen bei Arbeiten in Gärräumen sowie zum Verhalten im Notfall. Während der Gärzeit müsse an den Zugängen gasgefährdeter Räume deutlich auf die Gefahr hingewiesen werden. Dazu gibt es Flyer und Hinweisschilder für Türen. 

P: Die BUL schreibt, dass gängige Filtermasken mit Gasschutzfiltern keinen Schutz gegen Ersticken in CO2-angereicherten Umgebungen bieten. Solche Räume dürften ausschliesslich durch entsprechend geschulte Personen mit umluftunabhängigen Atemschutzgeräten betreten werden.

Schwere Lungenschäden durch SO2

Zur Konservierung eingesetztes Schwefeldioxid (SO2) ist stark reizend, ätzend oder gar giftig und kann schwere Lungenschäden verursachen. Auch hier kann nach STOP vorgegangen werden:

S: SO2 kann man durch Kaliumbisulfit oder Ammoniumbisulfit ersetzten. Diese Produkte sind flüssig, weniger gefährlich und leichter zu dosieren, so die BUL.

T: Fachgerechter Einsatz des SO2-Dosiergeräts durch das Einbringen des Stoffes über einen Schlauch, geeigneter Transportwagen und das Befestigen mit einer Kette gegen das Umfallen. 

O: Nur Personen mit entsprechender Qualifikation sollten mit Schwefeldioxid arbeiten.

P: Notwendige persönliche Schutzausrüstung gemäss Sicherheitsdatenblatt beim Umgang mit Chemikalien: Chemikalienschutzhandschuhen, Vollmaske mit geeigneten Filtern, Schürze und Sicherheitsschuhen. Für die Arbeiten mit SO2 sei eine Aktivkohle-Filterpatrone Typs ABE oder ABEK (gelbes Band) erforderlich.