Da viele Fledermausarten vom Aussterben bedroht sind, seien solche Informationen für ihren Schutz dringend nötig, schreiben die Forscher im Fachjournal "PLOS ONE". Deshalb hat das Team um Michael Schaub von der Schweizerischen Vogelwarte in Sempach während sechs Jahren 200 Nistboxen für Fledermäuse im Malcantone oberhalb von Lugano überwacht.

Es stellte sich heraus, dass die Überlebenschancen der Fledermäuse im Sommer und im Winter etwa gleich gross waren. Die mit Modellen berechneten Verluste durch den Flug in den Süden und zurück betrugen bei Weibchen etwa 17 Prozent und bei Männchen nur 5 Prozent.

"Unsere Daten zeigen auf, dass beim Kleinen Abendsegler der Zug keine Phase mit deutlich gesteigerter Sterblichkeit ist", schliessen deshalb die Wissenschaftler. Dies unterscheide die Fledermäuse von Zugvögeln. Eine Studie von US-Forschern ergab etwa, dass beim Blaurücken-Waldsänger die Sterblichkeit während des Zugs 15-mal höher ist als im übrigen Jahr.

Den Rastplätzen treu
Die Forscher konnten ausserdem aufklären, wie die Tiere das untersuchte Gebiet nutzen. Sie fanden die meisten Fledermäuse im Frühling und im Herbst, aber nur wenige im Sommer. Daraus schliessen die Forscher, dass ihnen der Ort vor allem als Rastplatz während des Flugs nach Süden dient - wenngleich sich einige Fledermäuse auch dort paarten.

Die Kleinen Abendsegler sind also ihren Rastplätzen treu, vor allem die Weibchen. Dies sei von vielen Vogelarten bekannt gewesen - nicht aber von Fledermäusen, schreiben die Forscher in ihrem Artikel. Ihre Resultate legten nahe, dass solche "Stopover"-Standorte künftig in Aktionsplänen zum Fledermausschutz beachtet werden sollten.

Der Kleine Abendsegler ist eine mitteleuropäische Fledermausart mit 13 bis 20 Gramm Gewicht. Da er in Baumhöhlen haust, sind lichte Wälder sein bevorzugter Lebensraum. Der Abendsegler ist nachtaktiv und frisst kleine Insekten. Teile der Population fliegen zum Überwintern über die Alpen nach Südwesteuropa.

An der Studie waren auch Wissenschaftler der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), der privaten Forschungs- und Beratungsgemeinschaft SWILD in Zürich sowie des Naturhistorischen Museums Lugano beteiligt.

sda