Für die SVP ist die Schadenschwelle für einen Wolfsabschluss in der Vorlage des Bundesrates zu hoch, wie sie anlässlich der zu Ende gegangenen Vernehmlassung festhält. Sie will de Schwelle von zehn Nutztierrissen innert eines Monats halbieren. Verletzte Nutztiere sollen zudem als Risse zählen. Bei Rindern, Pferden, Eseln und anderen grösseren Nutztieren fordert die SVP den Abschuss bereits nach einem Riss statt nach dreien.

Auch die neuen Anforderungen an den Herdenschutz bekämpft die SVP. Nähern sich Wölfe Menschen und Siedlungen, sollen sie gemäss der Partei jederzeit abgeschossen werden können und nicht erst, wenn sie das regelmässig tun.

Bauernverband gegen mehr Herdenschutz

Der Schweizerische Bauernverband stösst ins gleiche Horn. Höhere Anforderungen an den Herdenschutz sind für ihn nicht akzeptabel. Laufhöfe und Ställe hätten von vornherein als ausreichend geschützt zu gelten. Auch wehrt sich der Verband dagegen, dass die Zahl der Risse beim geplanten Inkrafttreten der Verordnung im Juli auf Null gestellt werden könnte.

Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) begrüsst, dass die Gefährdung des Menschen in die Verordnung aufgenommen wurde. Dass der Bund das letzte Wort bei einem Abschuss hat, lehnt sie aber ab. Auch sollen die Wolfsbestände landesweit erhalten werden und nicht regional.

Der Jägerinnen- und Jägerverband Jagdschweiz begrüsst die schnelle Lösung mit der Verordnung und schliesst sich der Haltung von Bauernverband und SAB an.

Für die FDP ist wichtig, dass die Koexistenz von Menschen und Grossraubtieren erst einmal geregelt ist. Die vorläufige Stärkung des Herdenschutzes findet die Partei zweckmässig, macht aber darauf aufmerksam, dass dies bei den weiteren Subventionsforderungen der Landwirtschaft eingerechnet werden muss.

Herdenschutz bringe die Lösung

SP, Grüne, Grünliberale und die Naturschutzorganisationen setzen auf mehr Herdenschutz. In einer gemeinsamen Stellungnahme halten die Naturschutzorganisationen Pro Natura, Bird Life Schweiz, Gruppe Wolf Schweiz und WWF Schweiz fest, die Vorlage erfülle den Volkswillen.

Beim Herdenschutz knausere der Bundesrat aber. Tiefere Schwellen für Rinder und Pferde seien angebracht, nicht jedoch für Lamas und Alpakas. Der Naturschutz vermisst in der Vorlage die Bedeutung des Wolfes für den Berg-und Schutzwald, wo das Raubtier durch Risse von Schalenwild die natürliche Waldverjüngung fördert.

Der Schweizer Tierschutz (STS) bezeichnet die Verordnung als «ungenügende Kosmetik». Die Änderungen seien zwar akzeptabel, konkrete Massnahmen gerade beim Herdenschutz würden aber fehlen. Der Herdenschutz müsse kostendeckend entgolten werden. Immerhin seien keine präventiven Abschüsse vorgesehen wie im Jagdgesetz.

Die SP bedauert, dass die Revision nur den Wolf betrifft. Die Bevölkerung habe mit der Ablehnung des Jagdgesetzes am 27. September aber bestätigt, dass sie einen besseren Schutz gefährdeter Tiere wünscht. Die Verordnung konzentriere sich viel zu stark auf die «Konfliktarten» und Abschüsse. Der Herdenschutz müsse massiv ausgebaut werden. Grundlegende Anpassungen auf Gesetzes- und Verordnungsstufe seien anzugehen.

Grüne für mehr Hirten

Die Grünen unterstützen die Vorlage in weiten Teilen. Die Anforderungen an den Herdenschutz reichen ihnen aber nicht. Insbesondere müsste die Behirtung der Herden mittels höherer Direktzahlungen gefördert werden.

Die Grünliberalen fordern eine Jagdverordnung, die den Schutz bedrohter Tierarten verstärkt. Die aktuelle Vorlage ziele lediglich auf den Wolf. Positiv sei dabei die Stärkung des Herdenschutzes. Für die nächste Jagdgesetz-Revision verlangen sie ein Ende der Jagd auf bedrohte Tierarten wie Waldschnepfe, Birkhuhn, Alpenschneehuhn und Feldhasen.

Mehr über die Vorlage zur neuen Jagdverordnung lesen Sie hier.