Kurz & bündig

- Fachliche Weiterbildungen bieten die landwirtschaftlichen Schulen und verschiedene Firmen (insbesondere im Bereich Pflanzenschutz) an.
- Wer sich und seine Betriebsführung weiterentwickeln möchte, findet bei den Schulen und insbesondere im BUS-Kurs ein passendes Angebot.

- Die Fülle der Aus- und Weiterbildungen in der Landwirtschaft ist gross. Zum einen bieten landwirtschaftliche Schulen und Agridea ein breites, fundiertes Angebot. Zum anderen sind auch Firmen im Weiterbildungssektor aktiv.

Wer sich fachlich – etwa im Bereich Pflanzenschutz – weiterbilden will, hat bei den Herstellern ein breites Angebot.

Fenaco hat aus Pandemiegründen kurzerhand auf Videos umgestellt. Die Flurbegehung von 29. Juni 2021 zu den Themen Bio-/ÖLN-Weizen, Fungizide in Kartoffeln und Cercospora bei Zuckerrüben ist im Internet verfügbar. Auch Syngenta zeigt Videos vom Versuchsfeld in Dielsdorf und bietet im Internet verschiedene Services an.

Weiterbildungen für die «grüne Branche» und Nutztierhalter

Wer an biologischen Methoden im Gartenbau, der Zierpflanzenproduktion oder der Nutztierhaltung interessiert ist, findet bei der Biocontrol Academy ein fundiertes Angebot. Die Academy gibt es seit 2018. Sie gehört zur Andermatt Gruppe, ist jedoch eine eigenständige Bildungsabteilung. Die Kursleitenden vermitteln Wissen zu biologischen Lösungen stets wirkstoffbasiert und unabhängig vom Produktportfolio.

Die Kurse richten sich an Profis aus der grünen Branche. Nutztierhalter werden zur Zeit mit einem Kurs über die Rote Vogelmilbe angesprochen. Für Oktober 2021 sind zudem Kurse zur Fliegenbekämpfung geplant. Aufgrund der grossen Nachfrage wird das Kursangebot der Academy beständig ausgebaut.

Die Biocontrol Academy bietet in der Saison 2021/2022 nicht nur deutsch- und französischsprachige Formate an, sondern Offline- und Onlineformate. Am Standort Grossdietwil LU gibt es zusätzlich Betriebsführungen. Die ReferentInnen beraten neben ihren Kurstätigkeiten schweizweit. Sie können so auch auf regional unterschiedliche Bedürfnisse an biologischen Pflanzenschutzlösungen eingehen.

Mit einer Weiterbildung den Horizont erweitern und Chancen für den eigenen Betrieb erkennen

Weiterbildung kann aber auch bedeuten, sich persönlich weiterzuentwickeln. Eine Möglichkeit, sich intensiv mit sich und dem eigenen Betrieb, auseinanderzusetzen, sind die BUS-Trainings. Der Schluechthof in Cham bietet die Bauern- und Unternehmerschulung an. Das Interesse am Kurs ist so gross, dass der aktuell laufende, drei Jahre dauernde Kurs doppelt geführt wird. Zudem startet im Oktober ein weiterer Lehrgang.

Claudia Künzi arbeitet zum einen als bäuerliche Beraterin für Familie und Betrieb am Schluechthof. Zum anderen besucht sie selber die BUS-Trainings: «Ich bin wohl als Teilnehmerin eher eine Ausnahme: über 60 Jahre und reisse nicht mehr Bäume aus. Dennoch habe ich in der Persönlichkeitsbildung mein Wissen vertieft, wie ich Menschen einschätzen und besser mit unterschiedlichen Charakteren umgehen kann.»

Sie zeigt sich vom Kurs beeindruckt: Durch das Geschick der Trainer entsteht sehr schnell eine grosse Vertrautheit. Dadurch gibt es in Gruppenarbeiten oder in den Pausen unter den TeilnehmerInnen tiefgründige Gespräche, neue Freundschaften wachsen. Auf die Persönlichkeitsbildung wird viel Wert gelegt. Weil das Training über mehrere Jahre dauert, erlebt man auch hautnah die Veränderungen auf den Betrieben und freut sich an Erfolgen mit.

Die BUS-Trainings finden schon viele Jahre statt und haben einen ausgezeichneten Ruf. Claudia Künzi berichtet, dass es immer wieder vorkomme, dass junge BetriebsleiterInnen sich anmelden: Deren Eltern hätten vor Jahren einen BUS-Kurs besucht hat. Als Kinder erlebten sie, wie sich darauf vieles auf dem Hof und in den Beziehungen verbessert hat.

Für den BUS-Besuch braucht es weder eine Meisterprüfung noch einen andern Abschluss. Das setzt die Hemmschwelle tief, sagt Claudia Künzi. Immer im Blick haben die TeilnehmerInnen die Chancen des eigenen Hofes, die eigenen Stärken und die Stärken der ganzen Familie und des Hofteams.

Nach dem BUS-Kurs den Betrieb komplett umgestellt

Was sich aus einem BUS-Kurs entwickeln kann, zeigt das Beispiel von Rico Lehmann sehr eindrücklich: Er hat den Kurs Anfang der 2000er-Jahre besucht. Lehmann führt mit seiner Familien im st. gallischen Bernhardzell den Beerenbetrieb Lehmann Früchte. Über die zentrale Frage der Betriebsumstellung haben Lehmanns schon vor dem Kurs entschieden: Die Milchproduktion, generell die Tierhaltung, wurde aufgegeben. Der BUS-Kurs habe die Entscheidung gefestigt und den Weg in die neue Struktur des Betriebes geebnet. Der Hof ist innert der letzten 20 Jahren zu einem der grössten und professionellsten Beerenanbaubetriebe in der Schweiz gewachsen.

Lehmann sagt, dass die Entwicklung natürlich weitergeht und der Hof ständig wächst. Es kommen neue Herausforderungen in der Produktion, aber auch am Markt, im Personellen: «Es gilt immer gesamtheitlich zu wachsen, auf allen Organisationsstufen und Hierarchien.»

Wenn Lehmann an den BUS-Kurs zurückdenkt, ist es vor allem das Auseinandersetzen mit sich selber, das ihn sehr inspiriert hat. Und er sagt, was ihn beeindruckt hat: «Unter den Kursteilnehmern zu spüren, dass man sich gegenseitig Mut macht, sich zu verändern und ausbricht aus der Erwartungshaltung der Familie und dem Gesellschaftsbild. Zu spüren, dass es Leute gibt mit dem gleichen Gedankengut.»