«Ich würde mir wünschen, dass die Leute das Zeug einfach so entsorgen, wie wir es auch von unseren Eltern gelernt haben: Mit nach Hause nehmen, in einen Abfallkübel werfen und ordentlich entsorgen», sagt Rolf Jakob, Werkhofleiter der Gemeinde Rubigen gegenüber Telebärn. Rund um die Stadt Bern haben die Werkhofmitarbeitenden alle Hände voll zu tun, um nach der Schneeschmelze am Wochenende achtlos weggeworfene Dosen, Becher und Verpackungsmaterial einzusammeln. Mit diesem Wunsch ist Jakob sicher nicht alleine – nur, wie bringt man das den Leuten bei?

Abfall gehört nicht in die Natur

Das bunte, glitzernde und leider praktisch ewig bestehende Übel ist eine vielfältige Gefahrenquelle. Immer wieder sterben Tiere, weil sie Abfall gefressen haben. Herumliegendes Plastik zerfällt in kleinste Teilchen, die als Mikroplastik in Gewässern landen, von Regenwürmern und Pflanzen aufgenommen werden und nachweislich Schaden anrichten können. Das schon beinahe salonfähige lässige Wegschnippen einer Zigarette gehört sowohl zu den häufigsten, als auch den problematischsten Formen des Litterings. Die Filter der Glimmstängel bestehen aus Plastik und bauen sich nicht ab. Hingegen wird ein ganzer Giftcocktail aus dem Stummel ausgewaschen. Ein Schachtdeckel ist definitiv auch der falsche Entsorgungsort, denn so wird das Ganze zum Problem für die Abwasserreinigung.

Kurz und knapp: Abfall gehört getrennt, wo möglich recycliert und in jedem Fall korrekt entsorgt.

Bussen, Pfand und Information

Grundsätzlich sind die Kantone für Littering zuständig. Entsprechend uneinheitlich ist das Problem geregelt: Mancherorts gibt es Bussen, andernorts wird wegen mangelnder Umsetzbarkeit darauf verzichtet. Eine schweizweite Busse in der Höhe von bis zu 300 Franken kam vor vier Jahren nicht durchs Parlament. 

Ebenfalls einen schweren Stand hat ein Pflichtpfand auf PET-Flaschen und Aludosen. Um wirksam zu sein, müsste es etwa einen Franken betragen, schätzen Fachleute. Problematisch wäre, dass für ein Pfandsystem das bisherige Recyclingsystem teuer umgebaut werden müsste. Es gäbe weniger Rücknahmestellen, womit das Pflichtpfand zum Bumerang werden könnte.  Ein entsprechender Vorstoss von Alois Gmür (CVP/SZ) wurde 2020 zurückgezogen. 

Das Bundesamt für Umwelt bafu setzt auf Information im öffentlichen Raum (z. B. mit Plakaten und Kampagnen), die Bildung und Sanktionen. Letztere liegen aber wie erwähnt in der kantonalen Verantwortung. An Schulen im Kanton Freiburg gibt es ein Projekt, das Schülerinnen und Schüler über das Thema Abfallwirtschaft informiert. 

Der Bundesrat muss handeln

Im letzten Herbst wurde eine Motion von Jacques Bourgeois (FDP/FR) im National- und Ständerat angenommen, die den Bundesrat mit neuerlichen Massnahmen gegen das Littering beauftragt. Wie genau diese aussehen könnten, ist unklar. In der Diskussion genannt wurden aber Sensibilisierung und der Ansatz bei Produktion und Abgabe der Verpackungen. 

 

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