Es war nur ein kleines Häufchen Bauern, das sich am Dienstagmorgen vor dem Migros-Einkaufszentrum Shoppyland in Schönbühl BE zur Kundgebung traf. Grund dafür war nicht das Thema, sondern der Sommer. So wenigstens erklärten Berthe Darras und Rudi Berli von Uniterre das Fernbleiben der allermeisten Kolleginnen und Kollegen.

Stein des Anstosses war die von Migros-Molkerei Elsa angekündigte und per 1. Juli vollzogene Preissenkung im Milcheinkauf. Für Rudi Berli ist die Preissenkung ein völlig falsches Signal. Sie ist angesichts der aktuellen Marktlage seiner Meinung nach nicht nötig und würde die Sorgen der Milchproduzenten noch zusätzlich verschärfen. Das sagte Berli während seiner kurzen Rede vor dem Hauptsitz der Migros Aare Genossenschaft.

Ins gleiche Horn stiess Ex-Milchproduzent Werner Locher aus Bonstetten ZH. Migros sei kein fairer Partner, sondern würde mit dem Vorgehen vielmehr die Milchbauern ruinieren. "Migros verteilt an jedem Schwingfest gratis Käppchen mit der Aufschrift Heimatliebe. Doch der Grossverteiler ruiniert die Bauern, die die Landschaft und Kultur dieser Heimat pflegen", sagte Locher; "das ist keine Heimatliebe", so der Milchproduzent weiter.

Wie Locher später im Gespräch sagt, stört er sich vor allem daran, dass die Konsumenten nichts von den Schwierigkeiten der Landwirte wüssten. "Vor dem Konsumenten ist die Welt in Ordnung", so Locher später im Gespräch.

10'000 Franken Verlust wegen Preissenkung

Ruedi Andres vom Bernisch-bäuerlichen Komitee (BBK) rechnete vor, dass die von der Elsa angekündigte Senkung für ihn ein Minus von rund 10'000 Franken pro Jahr bedeute. Er hoffe, dass die Migros ihren Entscheid überdenke, denn viele Milchbauern trügen sich mit dem Gedanken, die Milchproduktion aufzugeben.

Rudi Berli von Uniterre indes wies erneut darauf hin, dass die Produktion eines Liters Milch die Bauern rund einen Franken kosten würde. Selbst der Richtpreis für A-Milch ist mit 68 Rappen markant tiefer.

"Wenn der Druck auf die Milcherzeuger, auf Preise und Produktionsanforderungen weiterhin so stark erhöht wird, können wir uns bald von unserer Schweizer Milchproduktion verabschieden", befürchtet Berli. Er erinnerte daran, dass es vor 20 Jahren noch über 44'000 Milcherzeuger gab, heute noch etwas mehr als 19'000, ein Rückgang um mehr als 50 Prozent. Wenn das so weitergehe, könne man 2044 den letzten Milchproduzenten für heilig oder selig sprechen, sagte Berli weiter.

Mineralwasser und Kaffee

Die Leitung des Shoppylands in Schönbühl empfing die Teilnehmer der Protestaktion mit einer Charmeoffensive in Form von gratis Kaffee und Mineralwasser.

 

Mit Material der SDA erstellt