An der internationalen Fachmesse Tier & Technik, die vom 20. bis 23. Februar auf dem Olma-Gelände stattfindet, werden im Rahmen der ­Sonderschau «Milchschafe», gemeinsam mit der SMG Schweizerischen Milchschafzucht-­Genossenschaft, das wichtigste Nischensegment Schafmilch sowie deren wirtschaftlichen Nutzen präsentiert.

Die Familie Bischofberger auf dem Sunnehof im appenzellischen Oberegg setzt auf dieses Segment.

Das nasse Frühjahr 2006 gab den Ausschlag


Früher hielten Judith und Rolf Bischofberger Braunvieh. Vor acht Jahren stellten sie den Biobetrieb komplett auf die Haltung von Milchschafen um. Ausschlaggebend war das ausgesprochen nasse Frühjahr 2006. «An gewissen Tagen war es schwierig, die Kühe auf den steilen, durchnässten Weiden zu lassen», erzählt Rolf Bischofberger. «Weil der Boden ganz schön in Mitleidenschaft gezogen wurde.»


Diese Situation sei schliesslich ausschlaggebend gewesen, sich mit dem Gedanken zu befassen, den Betrieb auf Milchschafe umzustellen.


Einen Bestand aus dem Kanton Aargau übernommen


«Und dann ging alles ganz schnell», erinnert sich Judith Bischofberger. Ein Landwirt aus dem Kanton Aargau suchte einen Abnehmer für seine Lacaune-Milchschafe, weil er etwas kürzer treten wollte. Man habe sich schliesslich geeinigt, den gesamten Milchschafbestand zu übernehmen.

Das Braunvieh wurde im Herbst verkauft, die Stallungen wurden für die Schafhaltung angepasst und ein kostspieliger Melkstand wurde installiert. Im Januar wurden die Milchschafe auf dem Sunnehof eingestallt.

Auf dem Biobetrieb Sunnehof (30 Hektaren) leben im Augenblick 170 Milchschafe mit über 100 Schafen aus der Nachzucht und Lämmern.

Das Melken beansprucht 
eine gute Stunde


Die Milchschafe werden auf einem raffiniert konzipierten Melkstand gemolken, der Platz für zweimal acht Schafe bietet und mit acht Melkaggregaten ausgerüstet ist. Mit dem besonderen Konzept ist ein effizientes Melken möglich. «In gut einer Stunde sind die 170 Schafe gemolken», sagt Judith Bischofberger.

Während der Vegetationsperiode werden die Schafe auf Vollweiden gehalten, und im Winter erhalten sie auf dem Hof produziertes Heu und Silagen.

Öffentlicher Bauernmarkt in St. Gallen


Das Lamm- und Schaffleisch vermarkten die Bischofbergers zwischen Anfang April bis Ende November auf dem wöchentlichen Bauernmarkt in St. Gallen. «Wir haben keine Mühe, das Fleisch abzusetzen – im Gegenteil, häufig sagen die Kunden: Wir essen nicht so viel Fleisch, aber wenn schon, dann muss es aus der Schweiz sein.» Allerdings sei es gar nicht so einfach, Schweizer Lammfleisch zu bekommen, werde oft bedauert.

Rolf und Judith Bischofberger stellen fest, dass Schweizer Konsumenten zusehends auf regionale Produkte setzen und «gerne mit uns gspröchlet, weil sie daraus unsere Philosophie in Bezug auf die Tierhaltung und die naturnahe Produktion erkennen können».

Die Vorurteile halten sich beharrlich


Häufig stehen Konsumenten – auch wenn sie noch nie einen Schluck Schafmilch getrunken haben – diesem naturbelassenen Produkt skeptisch gegenüber, mit dem Argument «die Schafmilch böckelet». Doch wer diese Milch und die Erzeugnisse aus Schafmilch probiert, wird staunen wie bekömmlich sie sind. Die Milch ist rahmig mild und die Jogurts schmecken wie Desserts. I

Im Gegensatz dazu sind die Leute beim Schafskäse etwas offener. Feta aus Griechenland, Peccorino aus Italien oder der Roquefort aus Frankreich sind beliebt. Vielfach, weil sie damit ihre Erinnerungen an erlebnisreiche Ferienzeiten in Verbindung bringen. Ein Salatkäse – ähnlich dem Feta –, ein gut gereifter Reibkäse oder ein Blauschimmelkäse als Schweizer Schafmilchprodukte sind vielleicht schon bald in den Regalen der Grossverteiler zu finden. 

Heidy Beyeler