In den letzten zwei Wochen hat Familie Stettler Hübscher aus Gachnang TG 63 ihrer 130 Kühe und zwei Schafe verloren. Verantwortlich für die Tragödie ist das Toxin des Bakteriums Clostridium Botulinum (s. Kasten).


Erste Anzeichen, dass etwas nicht stimmt, zeigten sich am Sonntag, 10. April. Mehrere Kühe hatten Durchfall, und eine war besonders schlecht beieinander. Der herbeigerufene Veterinär diagnostizierte zunächst eine atypische Labmagenverlagerung.

Am Montag lag die Kuh dann tot im Krankenstall, wie Fritz Stettler erzählt. Gleichzeitig waren weitere sechs Kühe in schlechtem Zustand. Als man feststellte, dass sie nicht mehr richtig kauten und unsicher gingen, schöpfte man erstmals Botulismus-Verdacht, auch weil auf dem Futtertisch Fellreste eines unbekannten Tieres gefunden wurden. Gleichzeitig gingen die Milchleistungen sofort stark zurück.


Als am Dienstagmorgen auch diese sechs Kühe verendet waren, wurde ersichtlich, dass es sich hier um einen sehr ernsthaften Fall handelt. In Absprache mit dem behandelnden Tierarzt kam eine Equipe der Zürcher Vetsuisse-Klinik auf den Hof, diagnostizierte und erlöste zwölf Tiere, nahm Futterproben und behandelte zehn der Kühe mit Salzwasser-Glucose-Infusionen. Zwei weitere Kühe wurden im Tierspital eingehenderen Untersuchungen unterzogen. Sowohl die mit Infusionen behandelten als auch die in der Klinik betreuten Tiere konnten nicht gerettet werden.

Anhand der Untersuchung liess sich der Verdacht auf Botulismus bestätigen. Wie die Familie und die Veterinäre rekonstruierten, mussten sich die Tiere beim Fressen der Ration, die ihnen in der Nacht auf den 9. April verabreicht wurde, vergiftet haben. Als Ursache vermutet man ein totes Tier, das mit dem Mähgut ins Fahrsilo gelangt war und dort verheerende Wirkung entfaltete.    

In den vergangenen zwei Wochen musste die Familie mitansehen, wie vor ihren Augen fast die Hälfte ihrer Herde verendete oder in hoffnungslosen Fällen euthanisiert wurde. «Wir stehen alle noch unter Schock», sagt Judith Hübscher Stettler.

Die Belastung für die fünfköpfige Familie, die zwei Lernenden und den rumänischen Mitarbeiter sei enorm. «Trotzdem müssen wir vorwärts schauen», sagt sie. Geholfen hätten ihnen dabei die vielen Zeichen der Solidarität von Nachbarn und Berufskollegen, so wurden der Familie mehrere Kühe geschenkt, um den Verlust etwas zu dämpfen.


Dieser ist massiv, kann man doch die Tiere gegen Vergiftung nicht versichern. «Futterintoxikation gilt als Eigenverschulden», sagt die Bäuerin. Unterdessen sehe man langsam etwas Licht am Ende des Tunnels, sagt sie. Von den überlebenden Kühen seien sechs zwar noch nicht ganz über den Berg, aber neue Botulismumssymptome seien seit einer Woche ausgeblieben.

Um derartige Tierverluste künftig zu verhindern, stehen beschränkte Mittel zur Verfügung. Von der schlagkräftigen Futtererntemethode wird man aus Rationalitätsgründen nicht abweichen können. Immerhin ist es möglich, die Tiere zu immunisieren, das hat Familie Stettler Hübscher nun getan.

Adrian Krebs