Tierwohl ist ein wichtiges, wenn nicht sogar das wichtigste Argument von Schweizer Konsumenten um Eier, Milch und Fleisch aus dem Inland zu kaufen. Zu Recht, denn die Schweizer Tierschutzgesetzgebung hebt sich von den Mindestvorschriften im Ausland ab, sie ist strenger. Allerdings ist auch die Schweizer Tierschutzgesetzgebung nur ein Kompromiss: Sie stellt nämlich nicht das maximale Tierwohl sicher, sondern verhindert lediglich Haltungsformen, die als Tierquälerei bezeichnet werden müssten. Wirklich tierfreundliche Haltungssysteme sind in der Schweiz freiwillig und dafür gibt es - verglichen mit den Beiträgen für Biodiversität oder Landschaftsqualität - verhältnismässig wenige Direktzahlungen vom Staat. Den Rest müssen die Bauern am Markt holen. Das ist gar nicht so einfach.

Tierwohl wird politisch

In der EU ist das Tierwohl in den letzten Jahren in den Fokus der Politik gerückt, da die Bauern hoffen, dass sie damit im Fall des geplanten Freihandelsabkommens mit der USA (TTIP) punkten können. Oder, indem sie die geltenden Tierwohlschriften als Wettbewerbsnachteil und damit als Handelshemmnis bei der World Trade Organisation (WTO) platzieren können. Bislang ist das jedoch nicht gelungen. Und im Falle des TTIP-Abkommens würde es vermutlich wenig nützen, da bei diesem Abkommen alle Macht bei einem TTIP-Regulierungsrat liegen würde.

Konsumenten sind entscheidend

Somit bleibt die Macht über das Tierwohl weiterhin in den Händen der Konsumentinnen und Konsumenten. Sie entscheiden mit ihrem Kaufverhalten, ob es den Nutztieren zu Lebzeiten gut geht oder nicht. Eine Übersicht über die verkauften Mengenanteile aus tierfreundlichen Haltungssystemen beim Frischfleisch der beiden Grossverteilern Migros und Coop ist recht ernüchternd. Tierwohl zählt offenbar nur dann als Verkaufsargument, wenn es gleichzeitig günstig ist.

Eveline Dudda, lid