Landwirt Jörg Rechsteiner ist Geschäftsführer der IG Thur, die sich gegen den Verlust von Landwirtschaftsland als Folge der geplanten Thurrenaturierung einsetzt. Am meisten stört er sich an den sehr hohen Kosten und dem Verbrauch von landwirtschaftlicher Kulturfläche: «30 Millionen Franken und 20 Hektaren Landwirtschaftsland für drei Kilometer Flusslänge, das ist einfach zu viel», findet er. 

Hochwasserschutz wird nicht in Frage gestellt

Man sei ja nicht gegen den Hochwasserschutz, betont er, im Gegenteil. «Der Hochwasserschutz hat absolut oberste Priorität. Aber dieser Schutz ist heute gewährleistet.» Das beurteilt das kantonale Departement für Umwelt anders. Es warnt vor Überschwemmungen bis ins Ortszentrum von Weinfelden bei einem möglichen Jahrhunderthochwasser. Der Schutzdamm sei nicht mehr robust genug, um bei einem Hochwasser das gesamte Wasser zurückzuhalten.

Hauptstreitpunkt ist denn auch nicht der Hochwasserschutz, sondern der Exerzierplatz, ein 20 ha grosses Landstück zwischen dem Schutzwall und der Thur. Auf dieser Fläche wird heute Ackerbau betrieben. Geht es nach den Plänen des Kantons, würde diese Fläche extensiviert und ginge für die Produktion verloren. «Es ginge auch ohne so grossen Kulturlandverlust», ist Rechsteiner überzeugt. 

IG präsentiert eigene Variante

Die IG Thur hat eine eigene Variante ausarbeiten lassen. Diese sieht vor, bei der Grundwasseranreicherung die Filterwirkung gewachsener Böden beizubehalten, damit das Wasser abfliessen kann. Grosse Flussaufweitungen wie z.B. beim Exerzierplatz oder zusammen mit Kiesabbau und Waldrodung seien bezüglich der negativen Auswirkungen auf die Grundwasserqualität eher problematisch.

Beim Amt für Umwelt hat man Kenntnis von dieser Alternative. Marco Baumann, verantwortlich für den Hochwasserschutz beim Kanton, sagt auf Anfrage, diese Variante sei nicht umsetzbar. «Sie ist zu wenig wirksam und kann einen Hochwasserschutz nicht gewährleisten», gibt er zu bedenken.

Die Fronten sind verhärtet

Gemäss dem Entscheid des Verwaltungsgerichtes müssen die Standortgemeinden nun zuerst die Gewässerräume bestimmen, also verbindlich festlegen, welches Land wofür gebraucht werden darf. Bis dahin plant die IG Thur, Gespräche mit allen Beteiligten zu führen.

Marco Baumann kündigt bereits jetzt an, dass man vom vorliegenden Projekt nicht abrücken werde. «Das Bauprojekt wurde 2014 vom Kanton als sehr gut befunden und vom Grossen Rat abgesegnet. Daran hat sich nichts geändert.» Beide Seiten verharren also auf ihren Standpunkten. Der Streit um den Hochwasserschutz Weinfelden-Bürglen geht in die nächste Runde.      

Stefanie Giger