Mehr erstklassige Beeren in Zürich
Der Familienbetrieb Räss Wildbeeren, dessen «kompromissloser biologischer Landbau ein zentraler Bestandteil seiner Anbaumethode» sei, kultiviert exquisite Beerenarten wie Aronia, Goji oder Schisandra, aber auch die beliebten Himbeeren oder Erdbeeren.
Mit Begleitung von Christoph Lehnen konnten vom Frühjahr bis Sommer 2020 Versuche auf dem Beerenhof in Benken im Zürcher Weinland durchgeführt werden. Ende April wurden die Versuche bei den Erdbeeren gemacht, Mitte Mai kamen die Himbeeren dazu. Dazu wurden vier Parzellen definiert: ohne Behandlung, mit Standardbehandlung, nur mit BVT, Kombination aus BVT und Standardbehandlung. Das Resultat: Mit BVT konnten laut Räss 90 – 95 % erstklassige Beeren geerntet werden, während der Anteil bei der Standardbehandlung ohne BVT bei 70 – 80 % lag. Im Vergleich zur Standardbehandlung mit den im Biolandbau erlaubten Pflanzenschutzmitteln sei der Aufwand mit BVT auch geringer. Eine halbe Stunde bis eine Stunde musste wöchentlich aufgewendet werden, um die Schalen zu wechseln. «Das System mit den Hummeln ist daher sehr einfach und praktisch. Das Spritzen gibt mehr Aufwand», meint Simon Räss.

Kombinationsbehandlung der Erdbeeren mit Fungiziden und BVT...

...und Behandlung der Erdbeeren nur mit Fungiziden. Bei der alleinigen Fungizid-Behandlung sind faule Erdbeeren und weniger Kraut zu erkennen. (Bilder BVT)
Zulassung ist in Bearbeitung
Für die Versuche auf dem Beerenhof musste eine Bewilligung vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) eingeholt werden, da das Pulver-Produkt mit dem Namen «Vectorite CR-7» in der Schweiz noch nicht als Pflanzenschutzmittel anerkannt ist.
Zwecks der Aufnahme in die Liste der erlaubten Pflanzenschutzmittel wurde 2018 ein Dossier von «Vectorite CR-7» dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) eingereicht – seither befindet sich das Produkt im Registrierungsverfahren, welches demnächst beendet werden soll. «Das Interesse an dieser Technologie ist hoch, die Anzahl der möglichen Versuche noch limitiert», meint Christoph Lehnen.
Pilzabwehr in Bio und IP verankern
Ziel sei, das Produkt im Biolandbau und in der IP-Produktion zu verankern, sagt Lehnen weiter. Pflanzenschutzmittel könnten damit nicht vollständig ersetzt werden - deren Einsatz könne jedoch mit einer integrierten Produktion verringert werden. Bei anhaltend nassem Wetter, was in diesem Frühjahr und Sommer 2020 glücklicherweise nicht der Fall war, kann die Gefahr von pathogenem Pilzbefall nämlich trotzdem sehr gross werden.
Soziale Insekten
Ein Erdhummelvolk besteht anfänglich aus 80 bis 90 Individuen. Als sogenannte echte soziale Insekten vergrössert sich das Volk auf bis zu 300 Individuen, welche allesamt bis zu 10 Millionen Blüten bestäuben können. Der Bestand korreliert also mit der Anzahl Blüten, welche sich ebenfalls im Verlauf des Frühjahrs erhöht. Die Erdhummeln ernähren sich ausschliesslich von Nektar und Pollen. Im Herbst sind die Tage des Hummelvolks gezählt – mit Ausnahme der begatteten Jungkönigin sterben die Tiere wieder ab.
Im Gegensatz zu Honigbienen, welche noch grössere Völker bilden, können sich Hummeln mit ihrer Flügelmuskulatur selbst wärmen. So fliegen sie schon ab 6 °C Aussentemperatur. Honigbienen fliegen erst ab 10 °C.
Gestaffelter Einsatz von Völkern
Pro Hektar werden anfangs zwei bis vier Hummelvölker eingesetzt. Je nach Bedarf können im Verlauf des Sommers weitere Völker dazukommen, damit eine vollständige Bestäubung und Ausbringung des Pflanzenschutzmittels gewährleistet werden kann.